Selbstständigkeit 50+: Ist Franchise der richtige Weg? Was Managerinnen wissen müssen

Franchise für Manager:innen in der Lebensmitte: Plan B nach der Führungskarriere


Viele Manager:innen in der Lebensmitte kommen irgendwann an den Punkt, an dem sie sich – aus unterschiedlichen Gründen – fragen, ob eine Selbstständigkeit für sie eine Alternative wäre. Es gibt für jeden mehr oder weniger geeignete Möglichkeiten. Eine davon ist Franchise. Ich habe mit Steffen Kessler, Geschäftsführer des Franchiseportals, ein offenes und durchaus polarisierendes Gespräch geführt, und wollte wissen, ob Franchise für Manager:innen was ist.

Höre hier die Podcast-Episode.

Franchise für Manager:innen – ein häufig kaum beachteter Weg

Steffen Kessler kam auf Umwegen zu seinem heutigen Beruf, obwohl es total nahe lag. Die Eltern haben Franchiseportal gestartet. Ursprünglich verkauften sie nicht viel mehr als eine Adressdatei mit Franchise-Systemen. Steffen sah seine Zukunft ganz woanders. Seine Interessen und Ausbildungen lagen bei Sport, Fitness, Personal Training. 

Doch dann führte ihn der Zufall in ein Praktikum bei einem Sportgeräte-Hersteller, der online völlig unterrepräsentiert war. Steffen bemängelte das und sein Chef sagte: „Dann mach du das doch besser.“ So baute er einen Online-Shop auf.

Und genau dieser Umweg führte dazu, dass er im Franchiseportal seiner Eltern landete und dabei half, das Geschäftsmodell umzubauen – zu einer Online-Plattform. Heute leitet er das Unternehmen gemeinsam mit seinem Bruder.

Was diese Geschichte wieder einmal zeigt:

Selbstständigkeit entsteht oft nicht als großer Plan, sondern aus Situationen, Entwicklungen oder Abzweigungen, die man vorher gar nicht auf dem Radar hatte.

Und Franchise ist für viele genau so ein Abzweig: ein Weg, den man vorher kaum in Betracht gezogen hat, der aber durchaus plötzlich Sinn ergeben kann. Nicht für jeden, aber für manche.

Selbstständigkeit 50+: Ist Franchise der richtige Weg? Was Manager:innen wissen müssen

 

Ist Franchise für Manager:innen eine gute Option?

Steffen sagt sehr klar, dass Franchise vor allem für Menschen gut funktioniert, die Struktur mögen. System-Struktur. Denn genau das bekommst du im Franchise:

  • Ein funktionierendes Geschäftsmodell,
  • klare Abläufe und Prozesse,
  • Marketing und Technik,
  • ein Netzwerk von Menschen, die dasselbe tun wie du,
  • und die Sicherheit, dass du nicht alles selbst erfinden musst.

Das klingt vielleicht banal, aber gerade für langjährig Angestellte, die bisher nur in klaren Organisationsstrukturen – in Konzernen und großen Unternehmen – gearbeitet haben, ist das oft der Punkt, der Sicherheit gibt. Weil sie wissen:
„Ich muss jetzt nicht selbst eine Website aufsetzen, ein Produkt entwickeln, Lieferanten suchen, Systeme bauen.“

Das gibt Orientierung, ohne dass man „untergeordnet“ wäre. Franchisenehmer:innen sind selbständige Unternehmer:innen. Sie führen Teams, entscheiden über Budgets, bestimmen Preise. Nur eben nicht im komplett freien Raum, sondern innerhalb von Rahmenbedingungen.

Wer genau diesen Strukturen entkommen will, wird in einem Franchise-System eher nicht seine Erfüllung finden.

 

Die unsichtbaren Vorteile: Warum Manager:innen im Franchising oft schneller vorankommen

Steffen sagt: Wer aus dem Management kommt, bringt meistens genau die Fähigkeiten mit, die im Franchise gebraucht werden.

Dazu gehören:

  • Organisation
  • Führung
  • Entscheidungsstärke
  • Netzwerkfähigkeit
  • und die Fähigkeit, Systeme am Laufen zu halten

Franchise braucht genau solche Menschen.

Es gibt beispielsweise Modelle, die Steffen „Management-Konzepte“ nennt. Keine offizielle Kategorie, aber eine passende Beschreibung. Das sind Franchise-Systeme, in denen die Hauptaufgabe Führung ist: Mitarbeitende einstellen, Prozesse organisieren, viele Standorte entwickeln. Typische Multiunit-Modelle.

Und es gibt auch das andere Extrem.

Steffen erzählt von einem Ex-Manager, der bewusst sagte: „Ich möchte kein Team mehr führen.“ Er ist in der Energieberatung gelandet – ein Franchise, das als Solounternehmer funktioniert.

Beide Varianten existieren.

Ob Franchise für Manager:innen tatsächlich passend ist, hängt weniger vom Lebenslauf ab, als von der Persönlichkeit, von dem was man mitbringt und was man will.

 

Welche Franchise-Modelle zu Manager:innen tatsächlich passen und welche nicht

Was in unserem Gespräch sehr klar wurde: Franchise ist keine Branche. Und auch kein Geschäftsmodell. Es ist nur eine Form der Expansion. Deshalb gibt es im Franchise alles, von Handwerk über Dienstleistungen bis hin zu Beratung oder Entertainment.

Steffen nennt Beispiele aus ganz unterschiedlichen Ecken:

 

  1. Führungslastige Konzepte
    Perfekt für Menschen, die gern führen und klare Strukturen mögen. Mehrere Standorte sind hier oft Teil des Modells.
  2. Vertriebsorientierte Konzepte
    Sehr passend für Menschen, die gut im Netzwerken sind und den Kontakt zu regionalen Unternehmen mögen.
    Der Franchisegeber erbringt die Hauptleistung, der Franchisenehmer macht Vertrieb und Support.
  3. Technikaffine und auch Handwerks-Modelle
    Down to Earth, ganz pragmatisch.
  4. Lizenzmodelle mit viel Freiheit
    Hier kauft man eher Know-how und Marke, bleibt aber in der eigenen Außendarstellung sehr frei.
  5. Soloselbständige Modelle
    Für Menschen, die ganz klein starten, keinen riesigen Apparat und geringe Kosten haben wollen.

Nicht passend sind Franchise-Modelle, wenn…

  • man ein sehr starkes Bedürfnis nach kreativer Freiheit hat,
  • man ständig alles verändern möchte,
  • man Mühe hat, sich an Vorgaben zu halten.

 

Franchise für Manager:innen: Nicht für alle – hier liegt die Grenze

Franchise funktioniert nur, wenn man versteht, warum es Regeln gibt und das akzeptiert:
Weil ein Kunde in Hamburg dasselbe Erlebnis haben soll wie ein Kunde in München. Bestes Beispiel: Mc Donalds. Natürlich muss das Markenerlebnis konsistent sein.

Wer gern Regeln hinterfragt oder alles „anders“ und ja, vielleicht wirklich besser machen möchte, wird im Franchise nicht glücklich.
Wer aber versteht, dass diese Leitplanken dazu da sind, das System stabil zu halten, der kann sich darin frei bewegen.

Das ist ein Unterschied in der Einstellung und in der Wahrnehmung: Man kann den gleichen Sachverhalt als Einschränkung oder als Entlastung sehen.

 

Warum Quereinsteiger im Franchise oft bessere Karten haben als Branchenprofis

Das fand ich überraschend: 

Franchise-Systeme bevorzugen oft Menschen, die nicht aus der Branche kommen.

Warum? Sehr plausibel: Weil Branchenprofis eher geneigt sind, es besser wissen zu wollen und ihr eigenes System durchzusetzen. Das passt nicht in ein Franchise-System mit einheitlichen Bedingungen.

Quereinsteiger hingegen lernen von Grund auf – genau das, was das System vorgibt. Weil sie wenig Ahnung haben, hören sie zu, lernen schnell, halten sich an Abläufe und lassen sich schneller einarbeiten. Die Franchise-Geber unterrichten sie in allem, was sie brauchen, von Technik über Prozesse bis hin zu Marketing.

Wenn sich also jemand für eine ganz neue Branche interessiert, ist das eine gute Möglichkeit, den Einstieg zu finden.

 

Die größten Risiken beim Einstieg in Franchising und wie du sie vermeidest

  • Die Investitionen unterscheiden sich massiv.
    Von ein paar tausend Euro bis zu mehreren Millionen.
  • Die Kapitalbindung ist real.
    Ein E-Bike-Store z.B. braucht Ware. Und die Fahrradbranche arbeitet mit Vorbestellungen für ein Jahr.
  • Liquiditätsfallen entstehen schnell.
    Thema: Steuernachzahlung + Vorauszahlung im gleichen Jahr.
  • Es gibt schwarze Schafe.
    Systeme, die besser aussehen und verkauft werden, als sie sind.
  • Man trägt die volle unternehmerische Verantwortung.
    Franchisegeber führen dich nicht an der Hand.
  • Wer keine Recherche macht, landet schnell beim falschen System.
    Besonders, wenn man sich von „Bestcase-Zahlen“ blenden lässt.

Steffens wichtiger Rat:
Mit mehreren Franchisenehmer:innen aus dem System, das einen interessiert, sprechen. Diese sollte man sich nicht vom Franchise-Geber benennen lassen, sondern selbst auswählen.

 

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Der ungeschönte Reality-Check: Passt Franchise wirklich zu deiner Persönlichkeit?

Wofür willst du montagmorgens aufstehen? Es ist bei Franchise nichts anderes als in jeder anderen Selbstständigkeit. Du musst wissen, was du kannst und willst. Das heißt – wie übrigens immer auch das Vorgehen in meiner Gründerberatung: Erst mal schauen, wer du bist und dann, was zu dir passen könnte. Und anschließend – ganz wichtig: Prototyping, Tests, Praktika, Gespräche.

Denn auch Franchise ist letztlich Alltag, ein Tagesablauf und eine Rolle.

Du solltest dich zum Beispiel fragen:

  • Möchte ich Mitarbeitende führen oder nicht?
  • Will ich mehrere Standorte aufbauen oder reicht mir einer?
  • Brauche ich Struktur oder will ich viel selbst gestalten?
  • Kann ich mit Regeln leben oder frustriert mich das?
  • Möchte ich Kundennähe oder lieber eine Organisation?

Denn Achtung: Das Modell kann noch so erprobt und wirtschaftlich solide sein: Wenn es nicht zu deiner Art zu arbeiten passt, wird es für dich nie richtig funktionieren.

 

Wie du ein passendes Franchise-System findest, ohne in der Fülle der Angebote unterzugehen

Wenn du herausfinden willst, ob Franchise ein realistischer Weg für dich ist, führt kein Weg an einem strukturierten Auswahlprozess vorbei.

Diese Schritte helfen dir, unter hunderten Systemen schnell die richtigen Kandidaten zu identifizieren:

1. Kläre zuerst deinen beruflichen Standpunkt

Beantworte diese Fragen:
– Womit möchte ich täglich arbeiten?
– Welche Aufgaben geben mir Energie, welche ziehen sie mir?
– Welche Rolle will ich einnehmen (Führung, Vertrieb, Organisation, Solo)?

2. Definiere deine Rahmenbedingungen

Grenze die Möglichkeiten nach für dich relevanten Kriterien ein, wie:
– Branche
– Investitionshöhe/Kapital
– Art der Tätigkeit (Führung, operativ, Beratung, Technik etc.)

3. Sprich mit mehreren Franchisenehmer:innen

Und zwar nicht nur mit den „Vorzeige-Cases“.
Wähle selbst 3–5 Partner aus und frage nach Alltag, Umsätzen, Problemen und Gründen für Erfolg oder Misserfolg.

4. Prüfe die wirtschaftlichen Zahlen

Achte auf:
– Durchschnittswerte, nicht nur Bestcases
– realistische Amortisationszeiten
– Liquidität und Kapitalbindung
– anfängliche und laufende Gebühren

5. Teste den Alltag – am besten im Mini-Praktikum

Frage dich ganz konkret:
„Kann ich mir vorstellen, GENAU SO jeden Tag zu arbeiten?“

 

Fazit: Franchise kann für Manager:innen ein Plan B sein, aber nur mit der richtigen Passform

Franchise ist kein Ersatz für „echtes, richtiges“ Unternehmertum, sondern eine bestimmte Form davon. Und es gibt eine Vielzahl von Ausprägungen. Zugegeben: Für mich war’s tatsächlich immer „nicht so richtig selbstständig“☺️​ – aber nach diesem Gespräch habe ich einen anderen Blick darauf. 

Für Manager:innen in der Lebensmitte kann es ein überzeugender Weg sein, wenn die tägliche Arbeit zum eigenen Charakter passt.

Es gibt Menschen, die genau das suchen: ein funktionierendes Modell, Struktur, Unterstützung. Und es gibt Menschen, für die Franchise zu eng ist. Wie es das für mich gewesen wäre. Denn hey: GERADE der Aufbau von Prozessen, Strukturen, Marketing ist einfach meins. Ich würde die Einschränkung nicht ertragen.

Beides ist völlig in Ordnung.

Entscheidend ist, dass du weißt, was du willst und dass du verstehst, was der Alltag in einem Franchise wirklich bedeutet.

 

Häufige Fragen

1.Ist Franchise wirklich eine gute Option für Manager:innen in der Lebensmitte?

Ja, für manche Manager:innen kann Franchise ein sehr guter Weg in die Selbstständigkeit sein, vor allem, wenn sie Struktur mögen und ein erprobtes System nutzen wollen. Viele bringen genau die Kompetenzen mit, die im Franchise gebraucht werden: Führung, Organisation, Netzwerken, operative Steuerung. Entscheidend ist jedoch, ob das tägliche Arbeiten im System zu der eigenen Persönlichkeit passt.

 

2. Welche Chance hat man als Quereinsteiger:in in einem Franchise-System?

Franchisegeber erleben häufig, dass Branchenprofis ihre eigenen Regeln und Abläufe mitbringen, und das kann mit den Systemstandards kollidieren. Quereinsteiger:innen dagegen sind oft offener, lernbereiter und halten sich eher an die Prozesse, die das System erfolgreich machen. Deshalb gelten sie in vielen Systemen als ideale Partner:innen.

 

3. Wie finde ich heraus, ob ein Franchise-System wirklich seriös ist?

Ein wichtiges Kriterium ist Transparenz: Ein guter Franchisegeber liefert Durchschnittswerte – nicht nur Bestcase-Zahlen. Außerdem solltest du selbstständig mit bestehenden Franchisenehmer:innen sprechen und dir keinen „Wunschkandidaten“ vom Franchisegeber aussuchen lassen. Erfahrungsberichte, Alltagsrealität und ehrliche Zahlen sind der beste Schutz vor falschen Entscheidungen.

 

4. Wie viel Kapital braucht man, um in ein Franchise einzusteigen?

Die Investitionshöhe variiert extrem – von wenigen tausend Euro bis hin zu mehreren Millionen. Kapitalbindung entsteht vor allem dann, wenn Ware, Technik oder Ausstattung gekauft werden müssen (z. B. E-Bike-Stores, Gastronomie). Wichtig ist, die eigene Liquidität realistisch zu planen und auch Risiken wie Steuernachzahlungen oder Vorauszahlungen einzurechnen.

 

5. Passt Franchise auch zu mir, wenn ich maximale Freiheit will?

Eher nicht. Franchise bietet Struktur, Vorlagen, Prozesse und klare Standards und die müssen eingehalten werden, damit das System funktioniert. Wer sehr kreativ ist, alles selbst entwickeln will oder Regeln als Einschränkung empfindet, wird in einem Franchise-System selten glücklich.

 

6. Kann ich ein Franchise führen, ohne aus der Branche zu kommen?

Ja. Viele Systeme suchen ausdrücklich Menschen, die nicht aus der Branche kommen. Das System bietet Schulungen, Prozesse, Technik und oft sogar eine eigene Akademie. Die Rolle der Franchisenehmer:innen ist in vielen Modellen weniger fachlich und stärker organisatorisch, führungsorientiert oder vertrieblich geprägt.

 

7. Wie finde ich heraus, ob Franchise wirklich zu meinem Alltag passt?

Der Schlüssel ist ein realistischer Blick auf den Arbeitsalltag. Am besten: Sprich mit mehreren Partner:innen, beobachte deren Tagesablauf und mache – wenn möglich – ein kurzes Praktikum. Ein Modell kann wirtschaftlich überzeugend sein, aber wenn die tägliche Arbeit nicht zu dir passt, wird es langfristig nicht funktionieren.

 

Steffen Kessler und sein Franciseportal findest du im Netz hier:

Wenn du herausfinden willst, ob Franchise wirklich zu dir passt

Wenn du gerade über Selbstständigkeit nachdenkst und Franchise eine Option sein könnte  oder du einfach Klarheit brauchst, ob das überhaupt ein Weg für dich ist, kannst du ein kostenloses Analysegespräch mit mir führen.

Den Link zu meinem Terminkalender findest du hier:

Kostenloses Strategiegespräch Sabine Votteler

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