Geben und Nehmen im Beruf – in welchem Verhältnis diese beiden stehen sollten, darüber kann man sich streiten. Mein AUSGETAUSCHT-Partner Luk Smeyers und ich sind uns darüber allerdings einig. Das war nicht immer so. Die Frage ist: Wieviel kann ich geben, ohne ausgenutzt zu werden? Und macht es für Selbstständige Sinn, kostenlose Inhalte, Informationen, Wissen, Tipps für potenzielle Kunden herauszugeben (wir sprechen von echten Mehrwerten, nicht von einem Kugelschreiber ;-)) oder nimmt man sich damit selbst die Chance auf einen „einträglichen“ Auftrag?
HÖR DIE PODCAST-EPISODE MIT UNSEREM GESPRÄCH HIER:
Jahrzehnte in der Anstellung prägen. Ich hätte es nicht für möglich gehalten wie sehr tatsächlich. Ich hätte auch nicht geglaubt, dass die Einstellung einer Führungskraft bzw. eines Angestellten so anders sein kann als die, die man für eine Selbstständigkeit braucht.
Am Anfang meiner Selbstständigkeit habe ich noch darüber geschrieben, dass eine Führungskraft die besten Voraussetzungen für eine Selbstständigkeit mitbringt, u.a. deshalb, weil sie auch in der Anstellung bereits Verantwortung übernehmen und Entscheidungen treffen muss. Das ist richtig. Doch was ich damals noch nicht verstanden habe: Es ist ein riesengroßer Unterschied, welche Art der Verantwortung und Entscheidungen du übernimmst und WIE du das tust. Mit welcher Haltung.
Da gibt es einen riesengroßen Unterschied. Mindset nennt man das neudeutsch – also das Set an Gedanken, die man grundlegend hat. Und das macht es z.B. in der Selbstständigkeit schwer, Dinge zu tun, auch wenn man sie in der Anstellung bereits getan hat.
Es gibt viele Aspekte, die das betrifft. In dieser Episode beleuchten wir das Thema Geben und Nehmen.
Geben und Nehmen im Beruf – bleibt man als Geber nicht auf der Strecke?
Genau das denken wir meist, wenn wir aus der Anstellung kommen. Häufig müssen wir leider die Ellbogen ausfahren und unseren Platz verteidigen. Aufpassen, dass uns keiner was wegnimmt. Zu viel zu geben ist also nicht immer schlau.
In Richtung der Kunden schon gar nicht. Natürlich gibt es Dinge, die wir auch als Unternehmen verschenken. Doch niemals Inhalte und Wissen, das wir an anderer Stelle zu Geld machen können. Wer zu viel kostenlos teilt, bekommt keine zahlenden Kunden, denn warum sollten diese dann noch Geld ausgeben? Das trifft v.a. auf die Coaching- und Beratungsbranche zu.
Ich erinnere mich noch gut an die Zusammenarbeit mit einer Geschäftspartnerin vor Jahren. Ich befasste mich zu der Zeit schon viel mit Online-Marketing – der Umgang mit kostenlosen „Freebies“, um E-Mail-Adressen einzusammeln, war ganz normal. Meine Partnerin kam frisch aus einer Geschäftsführerrolle in der Beratung. Dauernd erzählte sie mir von der „IP“ (Intellectual Property), die wir nicht preisgeben sollten. Natürlich nicht. Doch gehören z.B. Webinar-Inhalte schon dazu? Meiner Meinung nach nicht. Ihrer Meinung nach schon. Es gab viele Diskussionen, wieviel wir in unseren Marketing-Webinaren sagen und was wir nicht verraten.
Soll ich dir sagen, was ich dazu denke?
Wenn du dein Pulver schon nach einem einstündigen Webinar verschossen hast und es darüber hinaus keinen Mehrwert gibt, um bei dir zu kaufen, dann solltest du deine Leistung dringend überdenken.
Viel geben – was bringt das?
Luk ist ein sehr großer Geber. Das war er bereits von 10 Jahren, als das im Geschäftsleben noch nicht so verbreitet war.
Indem du hilfreiche Informationen teilst und Menschen damit anregst und inspirierst, wirst du nicht nur sichtbar. Du baust vor allem Vertrauen auf und einen Ruf als Expertin bzw. Experte. Du stellst sozusagen dein Know-how unter Beweis. Du lässt deine Follower teilhaben, gibst ihnen Einsichten in deine Erkenntnisse und trägst dazu bei, dass sie in deinem Thema weiterkommen.
Glaub‘ mir, du kannibalisierst dich damit nicht selbst, im Gegenteil: Du gewinnst mehr Kunden, die dich wollen. Genau und nur dich.
Genauso berichtet das Luk aus seiner eigenen Erfahrung. Aber auch er und ich hatten zu Beginn Bedenken…
Nicht nur, dass die Kunden schon zu viel erfahren könnten. Die Wettbewerber könnten ja auch Wind davon bekommen. Noch so ein heißes Thema, zu dem ich im Podcast auch eine Geschichte habe.
Baker und Eater – eine Metapher von Guy Kawasaki
Luk erzählt, dass ihn damals Guy Kawasaki (Ex-Marketingverantwortlicher bei Apple) mit seiner Geschichte vom Baker und Eater inspirierte und wesentlich beeinflusste.
Ein Eater ist jemand, der darauf angewiesen ist, etwas zu essen zu bekommen. Ein Baker hat die Möglichkeit, immer wieder aufs Neue zu backen. Der Eater ist aufgrund seiner Situation eher ein Nehmer. Das, was er hat ist begrenzt, deshalb wird er es eher horten. Der Baker hingegen hat dieses Problem nicht. Er denkt ganz anders. Er kennt diesen Mangel nicht. Indem er gibt, bekommt er immer mehr Zuspruch und kann immer mehr backen.
Doch wie wird man zum Baker, wenn man vielleicht wirklich das Gefühl hat, gar nicht so viel auf Lager zu haben, dass es für kostenlose Inhalte UND bezahlte Leistung reicht?
Indem du in deinem Thema tief gehst und zu einem wahren Experten wirst. Warum du dann nie mehr Probleme haben wirst, Content zu entwickeln, das erklären wir ebenfalls im Podcast.
Geben und Nehmen im Beruf – was macht erfolgreicher?
Dazu gibt es ein gutes Buch: Give and Take von Adam Grant oder in der deutschen Übersetzung „Geben und Nehmen“.
Adam Grant hat eine Studie gemacht und herausgefunden, dass es im Prinzip 3-erlei Typen gibt: Giver, Taker und die dazwischen, die mal geben, aber auch nehmen. In den „Mischformen“ finden sich die meisten wieder – mit unterschiedlicher Gewichtung. Oft ist es so, dass jemand mehrfach gibt, bis er an den Punkt kommt, an dem er etwas zurück erwartet. Oft ist das Geben berechnend und zielt darauf ab, etwas retour zu bekommen.
Und das Prinzip der sog. Reziprozität funktioniert auch meistens. Bekomme ich von jemandem viel, dann entsteht meist das Bedürfnis, etwas zurück geben zu wollen. Auch das ist übrigens ein Punkt, warum Geben im Business Sinn macht. Du gehst sozusagen in Vorleistung.
Funktioniert allerdings am besten OHNE Erwartungen. Vom einen bekommst du vielleicht nichts zurück, dafür vom anderen mehr.
Fakt ist: Nehmer kommen vielleicht schneller zu ihren eigenen Vorteilen, Geber allerdings sind auf Dauer erfolgreicher.
Nicht hamstern und horten, sondern großzügig geben und teilen – das macht dich in der Selbstständigkeit erfolgreich. Es erfordert allerdings bei den meisten einen Mindset-Shift. Einen der vielen, derer wir uns meist nicht bewusst sind.
Wenn du jetzt denkst: Hmmm… das mit dem Mindset ist tatsächlich spannend und ich frage mich auch, ob ich eigentlich das Zeug zur Selbstständigkeit habe. Vielleicht würdest du dich auch gerne selbstständig machen, traust dich aber nicht…
Da hab‘ ich zwei Ideen für dich 😉:
- Abonniere meinen Podcast, denn hier gibt’s natürlich weitere Ideen zum Thema Unternehmermindset vs. Angestelltenmindset.
- Lass uns einfach mal miteinander telefonieren. Vielleicht kann ich dich ja unterstützen. Alles, was du dafür tun musst, ist in meinem Online-Buchungskalender einen Termin zu vereinbaren. Der Link ist folgender: sabinevotteler.youcanbook.me
So, und jetzt viel Spaß beim Hören!