Vor allem drei der Megatrends 2024, haben aus meiner Sicht Auswirkungen auf Karrieren – und zwar gerade auf die Karrieren von Menschen in der Lebensmitte. Auf diejenigen, die sich überlegen, eine zweite Karriere zu starten und damit nochmal etwas ganz Neues zu beginnen.
Du weißt: Ich bin sozusagen die Expertin für berufliche Neuorientierung in der Mitte des Lebens. 😉 Das heißt, ich befürworte es natürlich und sage jedem, der zweifelt, ob er in seinem Alter wirklich nochmal neu anfangen kann: Ja, klar!
Deshalb habe ich mir überlegt, welche Rolle drei Megatrends spielen – für eine Neuorientierung Ü50.
- Megatrend „Silver Society“ – beschreibt den demografischen Wandel
Weltweit werden die Menschen älter und bleiben länger fit. - Megatrend „New Work“ – beschreibt den Wandel des Verständnisses von Arbeit
Weg von der klassischen Karriere hin zu flexibleren Modellen. - Megatrend „Wissenskultur“ – beschreibt die rasante Veränderung des Wissens
Informationen sind überall verfügbar – wie gehen wir damit um und worin liegt der wahre Wert?
Megatrend #1: Silver Society – unterstützt eine zweite Karriere für Ältere
Der Blick auf das Alter verändert sich. Vor einigen Jahren noch hatte Altern eine überwiegend negative Bedeutung. Doch das biologische Alter wird immer weniger aussagekräftig.
Die Art und Weise, wie Menschen älter werden, löst sich immer mehr vom Alter.
Die heute Alten sind ganz generell jünger als die Generation davor. Der heutige 70-jährige ist so aktiv wie früher ein 60-jähriger.
Also, „die Alten“ können längst nicht mehr über einen Kamm geschoren werden. Ältere denken und handeln zum Teil „jugendlicher“ als die Jüngeren selbst.
Aus dieser „Verjüngung“ heraus verändern sich auch die Lebensphasen. Früher dachte man in drei Phasen: Kindheit, Erwachsenenzeit und Alter. Inzwischen verschwimmen die letzten beiden Phasen. Und „das“ Alter gibt es nicht mehr. Diese dritte Phase ist zu lang und zu facettenreich, um sie pauschal zu behandeln.
Was also kommt nach der Erwachsenenzeit, nach der Karriere? – Eine ZWEITE Karriere! Das Altenteil jedenfalls nicht. Es ist noch genug Zeit und Potenzial für was Neues.
Schau dir hier das Video zur Folge an:
Megatrend #2: New Work – die zweite Karriere mit Sinn
Doch diese zweite Karriere soll anders sein. Die meisten „älteren Karriere-Aussteiger“ wünschen sich – egal ob sie weiterarbeiten wollen oder in Rente gehen – weniger Druck und stattdessen mehr Freizeit und Selbstbestimmung.
Damit liegen sie voll im nächsten Megatrend New Work, der darauf hinausläuft, dass Höher, Schneller und Weiter ausgedient haben.
Die rationale Leistungsgesellschaft, die aus dem Industriezeitalter stammt, mit Überstunden, Konkurrenzkampf und Präsenzzeiten, hat sich als nicht zukunftsfähig erwiesen. Mit der Corona-Krise als Beschleuniger setzen sich New-Work-Modelle nun rasant durch.
Es entstanden und entstehen neue Arbeitsstrukturen, die von Work-Life-Blending, Kollaboration und Remote Work geprägt sind. Unternehmenskulturen verändern sich und Arbeitnehmer wollen sich als Problemlöser für gesellschaftliche Zukunftsaufgaben sehen.
Die jungen Generationen Y und Z haben längst erkannt, dass das alte Modell nicht nachhaltig ist. Weder für Menschen, die sich dadurch in den Burnout schuften, noch für unsere Ressourcen und damit unsere Lebensgrundlage.
Die alten, kapitalistisch geprägten Vorstellungen von Karriere und Erfolg treten immer mehr in den Hintergrund. Werte wie Sinnhaftigkeit, Gestaltungsmöglichkeiten und Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben werden immer wichtiger.
Die Frage nach dem Sinn treibt auch Karrieristen um
In meiner Generation lag der Sinn einfach im Wachstum. Als Mitarbeiter hat man Karriere und Erfolg an Faktoren wie Anerkennung, Gehalt und Status festgemacht. Ich wage zu behaupten, dass die wenigsten sich deshalb in den Job reingehängt haben, weil sie Teil einer größeren Sache sein wollten oder weil sie einen besonderen Nutzen in dem sahen, was sie einer Firma zu verwirklichen halfen.
Ich erinnere mich, dass ich mich damals als Marketingleiterin ab und zu mal gefragt habe, was ich da eigentlich machte, wenn ich dazu beitrug, dass unser Unternehmen immer noch mehr verkaufte. Und ob es wirklich jemandem half, wenn wir mehr von unseren Produkten verkauften. Sicher konnten so mehr Menschen von diesen profitieren, aber ganz ehrlich: Ob man die Klamotte nun hatte oder nicht – das war nicht lebensverändernd. Ich habe den Gedanken immer schnell beiseite gewischt: Die Sachen, die wir verkauften waren ja gut und außerdem machte der Job Spaß. Das musste als Beitrag zur Sinnfrage reichen.
Doch nicht nur bei den Jungen, sondern auch bei den an Wachstumsziele, Druck und Stress gewöhnten Älteren entsteht der Wunsch nach mehr Sinnhaftigkeit. Da gibt es eine Parallele – wenn auch aus einem anderen Grund: Bei den Älteren hat sich das Höher, Schneller, Weiter irgendwann abgenutzt. Irgendwann ist man oben angekommen. Oder aber man resigniert. Dann muss ein neuer Sinn gefunden werden.
Alle wollen Sinn: Die Jungen und die Alten.
Hinzu kommen neue Arbeitsmodelle, die den neuen Werten Rechnung tragen: Remote oder hybride, Teilzeit oder projektweise, interimistisch oder freiberuflich.
Arbeitnehmende wünschen sich Modelle, die Beruf und Freizeit harmonisch ineinandergreifen lassen. Ein fließender Übergang zwischen Arbeits- und Privatleben, um flexibel auf private Umstände zu reagieren, selbstbestimmt zu arbeiten und damit produktiver zu sein.
Alte Karrieremodelle, bei denen du nur erfolgreich sein konntest, wenn du dem von dir eingeschlagenen Pfad treu geblieben bist, haben ebenfalls ausgedient. Aufgrund der stärkeren Gewichtung persönlicher Faktoren bei der Jobwahl – wie zum Beispiel der erwähnten Werte – überlegen Menschen heute erwachsener, selbstverantwortlicher, welche Art von Arbeit sie ausüben wollen. So kann die richtige Entscheidung auch mal ein seitlicher Karriereschritt statt einer auf die nächste Stufe sein. Oder eine Pause. Und das, ohne dass es der Karriere schadet.
Die New Work Bewegung klingt zunächst vielleicht nach „etwas für die Jungen, doch sie spielt auch denen in die Karten, die in die zweite Karriere starten.
Megatrend #3: Wissenskultur – Wissen reicht nicht, Erfahrung zählt
Ein weiterer Megatrend, der sich ebenfalls auswirkt, ist die sich verändernde Wissenskultur.
Das Zukunftsinstitut schreibt: Die Zukunft gehört der Könnenskultur.
Auch wenn wir in der Schule nicht danach bewertet wurden: Schon damals kannten wir den Spruch: Das musst du nicht alles auswendig können, du musst nur wissen, wo’s steht, damit du es nachschlagen kannst. Mittlerweile braucht es nicht mal mehr das – du kannst Google und ChatGPT fragen.
Viel Informationen und Wissen ist kein Wettbewerbsvorteil mehr. Den richtigen Teil des Wissens nutzenbringend anzuwenden, das ist relevant.
Diese Art von Wissen entsteht langsam, durch Erfahrung, durch Versuch und Irrtum und Interaktion. Es handelt von Zusammenhängen, Erfahrungen, Kompetenzen. Wieder ein Pluspunkt für die Älteren, die genau diese gelebte Erfahrung haben.
Diese Bewegung treibt laut Zukunftsinstitut übrigens einen Wandel im Wirtschaftssystem an, den unser Planet und unsere Gesellschaft aus meiner Sicht dringend braucht: von Wachstum zu Weisheit.
All das spricht doch absolut für die zweite Karriere. Damit meine ich, in der Mitte des Lebens noch mal etwas ganz anderes zu beginnen.
Wenn nach 50 genauso viele Arbeitsjahre bleiben wie vor 50 – was willst du dann damit anfangen?
Die steigende Lebenserwartung verändert die Lebensplanung und darf auch deine Lebensplanung verändern.
Denn überleg mal: Von 50 bis zum Alter von 80 oder 90 Jahren bleibt genau so viel Zeit für Arbeit bzw. eine sinnstiftende Betätigung wie vor dem Alter von 50.
Vielleicht sieht diese Arbeit anders aus. Eben mit mehr Sinn. Weniger auf Höher, Schneller, Weiter und Leistungsgesellschaft getrimmt und mehr auf Erfahrungsvermittlung und Weisheit.
Vielleicht haben wir in der zweiten Karriere nicht mehr die körperliche Kraft, die uns in der Sturm- und Drangzeit viel hat leisten lassen. Doch wer sagt denn, dass Erfahrung und Gelassenheit nicht genauso gute Ergebnisse hervorbringen können? Die wir vielleicht gerade jetzt dringend brauchen?
Da wir heute – durch die New Work Bewegung – so viele verschiedene Varianten von Arbeit haben, bist du völlig frei, das Format zu wählen, was deinen Erwartungen an die zweite Lebenshälfte entspricht.
Einzige Voraussetzung:
Du musst dir klar werden, was die Rahmenbedingungen sind, die du erfüllt haben willst. Damit du herausfinden kannst, wie du das am besten erreichst.
Früher sehnten die Menschen, die dem Druck, dem Stress, der Angebundenheit entkommen und mehr Freiheit haben wollten, die Rente herbei.
Ich glaube, das ist nicht mehr zeitgemäß.
Erstens musst du lange warten, bis es so weit ist.
Zweitens sind die Möglichkeiten, zu arbeiten ohne den erwähnten Druck, Stress und die Angebundenheit, so vielfältig wie nie.
Drittens ist Arbeit heute für viele mehr als nur Verdienstquelle. Arbeit darf Spaß machen und Sinn stiften. Und das wollen wir doch auch Ü50 und Ü60 noch, oder
Downsizing oder nochmal krachen lassen?
Bist du schon im „Downsizing-Modus“? Zählst du die Jahre bis zur Rente?
Keine Sorge, ich will dir den Traum nicht nehmen. Doch bitte bedenke: Das Gras sah auf der anderen Seite schon oft grüner aus und war es dann nicht. Es schadet nie, einen Plan B zu haben.
Vielleicht willst du folgenden Gedanken mal denken:
Was wäre eigentlich, wenn eine zweite Karriere ganz anderen Regeln folgen könnte als die erste? DEINEN Regeln? Und wie wäre es, wenn du damit mit 50 oder 60 neu beginnen und dabei sogar mehr Spaß und Flexibilität hättest als in der Rente?
Wenn du Lust hast, dieses Thema weiter zu reflektieren, dann lade ich dich herzlich zu einer kostenlosen Beratung ein: