Sinnkrise bei Managern durch Corona – im Homeoffice oder nach der Büro-Rückkehr. Den Wechsel von Office und Homeoffice erleben wir zur Zeit in regelmäßigen Abständen. Und das macht mürbe – gerade auch Manager*Innen.
HÖRE DIE EPISODE HIER:
Viele ManagerInnen und v.a. Führungskräfte waren Monate lang gefordert, um ihre Teams vom Homeoffice aus durch den Lockdown in der Pandemie zu steuern.
Das war sicher nicht einfach. Dabei ging es nicht so sehr um die Umsetzung von Homeoffice – das hat ja meist gut geklappt – sondern v.a. um die Aufrechterhaltung der Kommunikation.
Mit der Zeit kristallisierte sich heraus, dass die informelle Kommunikation eine Herausforderung darstellte. GERADE in Zeiten von Veränderungen und Unsicherheit.
Das ist mal mehr, mal weniger gut gelungen. Da gibt es Unternehmen, die Formate gefunden haben und andere, bei denen das nicht so hoch auf der Prioritätenliste stand.
Sinnkrise bei Managern durch Corona – in der Funktion als Führungskraft
Nach der Homeoffice-Situation stehen Führungskräfte anschließend vor einer wiederum anderen Herausforderung, Mitarbeiter in zum Teil neuen, hybriden Arbeitsformen wieder in den Unternehmensalltag zu integrieren. Das ist Stand Sommer 2021, bevor es danach wieder ins Homeoffice ging.
So konnte man etwa lesen, dass jemand nach über einem Jahr zuhause ins Büro zurückkehrt und die Hälfte der Kollegen nicht mehr kennt.
Sogar Ansätze wie ein Onboarding von Homeoffice-Rückkehrern gab es.
Also, wieder nicht einfach, diese Situation.
Die ganz persönliche Sinnkrise bei Managern bleibt eher unbeachtet
Denn wie geht es den Manager*Innen eigentlich selbst, persönlich damit? Dazu habe ich in meiner Recherche wenig gefunden. Doch auch die Führungskraft selbst war ja im Homeoffice – mit all den ihrigen persönlichen Umständen.
Ich erlebe in meiner Praxis, dass – nicht nur aber auch Manager und Führungskräfte aus dem Homeoffice zurück ins Büro kommen und dies als Schock empfinden.
Sie stellen fest, dass ihnen die Gegebenheiten, die Strukturen einfach überhaupt nicht mehr zusagen.
Nun, dafür kann Corona natürlich nichts.
Meistens ist es so, dass die Person bereits vorher nicht zufrieden in ihrem Job war.
Wie Corona die Sinnkrise bei Managern verstärkt
Doch Corona wirkt als Verstärker, genauso wie „Post-Corona“, die Rückkehr ins Unternehmen danach.
Was vorher ertragene Gewohnheit war und als normal hingenommen wurde, lässt sich nun, im direkten Vergleich mit einer relativ großen Freiheit im Homeoffice kaum mehr aushalten.
Während der Pandemie haben sich viele ein anderes Leben zugelegt. Viele haben im Homeoffice eine neue Arbeitsform gefunden, die ihnen mehr zusagt. Viele wollen nicht zurück ins Büro.
Die Perspektive hat sich verändert
Du siehst Dinge, die dich vielleicht vorher schon gestört haben, aus einer anderen Perspektive und viel kritischer als vorher.
Du wunderst dich vielleicht, an welche Umstände du dich tatsächlich gewöhnt hattest und wie du das akzeptieren konntest.
Die Sinnfrage kommt auf oder mit Wucht zurück und lässt sich nicht mehr unter den Teppich kehren.
Du hast nämlich einen Geschmack von Freiheit bekommen.
Was kannst du nun aus dieser persönlichen Krise machen?
Nun, zu allererst solltest du froh darüber sein, dass sie dich auf etwas aufmerksam gemacht hat, was du sonst vielleicht nie bemerkt hättest. Dadurch wärest du in latenter Unzufriedenheit und deinen äußeren Umständen, die eben so sind wie sie sind, gefangen geblieben.
Du bist in gewisser Weise aufgeweckt worden und das ist eine riesige Chance.
Und: Du kannst daraus vieles über dich lernen.
Oft passiert genau das in Ausnahmesituationen, in denen unsere Routinen von außen unterbrochen werden.
Das ist möglich durch positive Ereignisse und passiert meist durch negative Ereignisse (Kündigung, Burnout, …)
Alles beim Alten lassen und die Sinnkrise wegdrücken oder handeln?
Du hast nun zwei Möglichkeiten: Entweder du drückst deine Unzufriedenheit wieder weg. Das ist die schlechtere Alternative. Dann hättest du eine Chance verpasst. Und mit hoher Wahrscheinlichkeit wirst du dieses Gefühl nie mehr dauerhaft los werden.
Oder du machst zumindest eine Analyse: Was konkret stört dich an der Situation? Und warum genau? Und: Was willst du im Leben?
Vielleicht hat dir das Homeoffice aufgezeigt, unter welchen Rahmenbedingungen du leben willst und dementsprechend arbeiten musst.
Sobald du weißt, was dich stört und was du willst, kannst du beurteilen, ob du diesen Konflikt in deinem bisherigen Job lösen kannst oder kündigen solltest.
Du hast nun neue Ideen. Denn du konntest ein anderes Leben „antesten“. Du hast Alternativen entdeckt und am eigenen Leib erfahren können, was das mit dir macht. Und eine solche Erfahrung ist viel verlässlicher als wenn du nur darüber nachdenkst.
Dann kannst du feststellen, ob du diese Ziele unter den gegebenen Umständen realisieren kannst.
Auf der Basis dessen kannst du definieren, ob du im Unternehmen bleibst, einen neuen Job suchst oder dich sogar selbstständig machst.
Die erste Möglichkeit ist die unwahrscheinlichste, auch wenn du diese vielleicht am liebsten hättest, weil sie dir als die einfachste erscheint. Da könntest du in deiner Komfortzone bleiben
Wenn du feststellst, dass du ein Lebensziel und Werte verfolgst, die du nicht mehr mit einer Anstellung vereinbaren kannst, dann wird es höchste Zeit, über Alternativen nachzudenken.