Kündigen oder bleiben

Kündigen oder bleiben


Weitermachen oder neu anfangen? Kündigen oder bleiben?

Bleiben versus Gehen – dies abzuwägen ist meist nicht leicht, vor allem dann, wenn der Job ein gutes Gehalt, Status und andere Annehmlichkeiten mitbringt. Bleibe ich in der alten Anstellung, suche ich mir einen neuen Job oder probiere ich es mal mit der Selbstständigkeit.

Manchmal sind wir auch einfach noch nicht dazu bereit, diese Entscheidung zu treffen, obwohl wir vielleicht sogar das Gefühl haben, schon viel zu lange darauf herumzudenken.

 

HÖRE DIE EPISODE HIER:

 

Wie soll es weitergehen?

Wann bist du tatsächlich bereit, einen Schlussstrich zu ziehen?

Und wie merkst, dass du bereit bist?

Wann kannst du mit Überzeugung sagen, dass die Anstellung am Ende aller Abwägungen doch das Richtige für dich ist. So dass du dir nicht alle paar Monate wieder diese Frage stellen musst: Kündigen oder bleiben?

 

Kündigen oder bleiben – ein iterativer Prozess

Ich stelle in der Zusammenarbeit mit meinen Kundinnen und Kunden fest, dass der Ausstieg aus der Karriere in der Regel in einem iterativen Prozess abläuft. Er ist nicht geradlinig, sequentiell, sondern wir wiederholen bestimmte Phasen. Dieser Prozess läuft bei jedem gleich ab. Der Unterschied liegt lediglich in der Dauer der Phasen und in der Anzahl der Wiederholungen der Schleifen.

Das Problem dabei ist, dass du nicht erkennen kannst, dass du in diesem Prozess steckst,  wenn du mittendrin bist. Du erkennst – und spürst vor allem – nur, dass du dich nicht wohl fühlst.

 

Kündigen oder bleiben: Bist du bereit?

Ich sehe bei meinen Kunden ganz klar Muster, die immer wiederkehren. Aus diesen kann ich zwei unterschiedliche Stadien ableiten, in denen diese Menschen sich befinden.

Die Entschlossenen

Ich habe Kunden, die sagen: „Sabine, ich hab‘ das Corporate Leben satt. Ich habe alles gesehen, bin damit durch und ich will mir jetzt etwas eigenes, unabhängiges aufbauen.” Die sind ganz klar.

Sie sind sich ganz sicher, dass sie diese Phase ihres Lebens hinter sich lassen wollen oder, meistens, innerlich schon hinter sich gelassen haben.

Sie sind voller Energie und Zielstrebigkeit und bereit, durchzustarten. Sie scharren sozusagen schon mit den Hufen.

Die unbewusst Unentschlossenen

Und dann habe ich Kunden, die wollen ebenfalls, dass ich sie auf dem Weg in die Selbstständigkeit begleite. Diese jedoch erwarten, dass die Arbeit am Business-Aufbau, die Geschäftsidee, die Positionierung, das entstehende Business, der ganze Prozess sie zum definitiven Entschluss bringen wird, ob sie kündigen oder bleiben. Sie denken unterschwellig, dass sie, indem das Business immer greifbarer wird, ihre Entscheidung final bestätigen werden können.

Das ist auch nicht so verkehrt, und ja, es kann passieren, dass Klarheit mit dem Geschäftsmodell die Entscheidung, ob sie bleiben oder gehen, festigt. Und grundsätzlich ist es eine gute Strategie, erste Schritte zu gehen, bevor man bereit ist. Und doch ist die Entscheidung für diese Gruppe, obwohl sie das glauben – UNBEWUSST – noch nicht wirklich gefallen.

 

Wenn du dein Business startest und die Entscheidung zu kündigen oder in der Anstellung zu bleiben noch nicht getroffen hast

Kunden aus der ersteren Gruppe marschieren in der Regel schnurstracks durch den Business-Aufbau durch. Auch sie haben manchmal oft noch keine Businessidee und noch nicht gekündigt. Und natürlich haben sie ihre Tiefen und ihre Zweifelsphasen, aber sie überwinden sie.

Letztere, die unbewusst Unentschlossenen, beginnen mit dem gleichen Elan, aber sie sind von ihrem Umfeld sehr beeinflussbar. Da muss dann nur z.B. ein toller neuer Angestelltenjob am Horizont auftauchen und sie kommen in große Zweifel. Einige von ihnen machen ihren vermeintlichen Entschluss dann rückgängig und gehen zurück in einen Job.

 

Kündigen oder bleiben – wann ist der beste Zeitpunkt zu gehen?

Heißt das jetzt, dass diese Menschen besser damit fahren, wenn sie zurück in eine Anstellung gehen?

Vielleicht. Vielleicht für immer. Vielleicht auch nur erst einmal.

Heißt das, dass die Selbstständigkeit für sie grundsätzlich eine Schnapsidee war? Dass sie für sie keine Option darstellt und sie besser die Finger davon lassen sollten?

Aller Wahrscheinlichkeit nach nein.

Sie sind nur einfach noch nicht so weit.

 

Ein wiederkehrendes Muster im Lebenslauf

Wenn ich mir die Lebensläufe meiner Kunden ansehe, dann erkenne ich auch hier ein wiederkehrendes Muster.

Diese Menschen waren meist viele Jahre in einer verantwortungsvollen Position. Oder in mehreren Jobs, aber jeweils meistens viele Jahre. Irgendwann haben sie wieder den Job und meistens auch das Unternehmen gewechselt und in dieser Stelle sind sie dann vielleicht nur zwei Jahre. Danach folgt eine Position mit z.B. nur noch 9 Monaten. Die Zyklen verkürzen sich immer mehr.

Was passiert da?

Ich war selbst dort und kann es erklären…

 

Soll ich meinen Job kündigen?

In deiner Karriere läuft alles gut, bis du anfängst, deinen Beruf zu hinterfragen. Strategien, Strukturen, Vorgehensweisen. Vielleicht verändert sich das Umfeld, meistens verändern sich auch die eigenen Prioritäten. Die Sinnfrage kommt häufig auf.

Dann wechselst du den Job. Am Anfang ist alles neu und interessant. Du wirst wertgeschätzt. Du implementierst neue Dinge und bringst Projekte zum Laufen. Irgendwann jedoch wird das Ganze zur Routine. Du merkst, dass dich auch hier die grundsätzlichen Dinge wieder einholen, die du mit deinen Werten nicht vereinbaren kannst. Die alten Zweifel kommen zurück.

Die Zyklen werden immer kürzer…

Also gut, du veränderst dich erneut. Und auf einmal bist du schon nach wenigen Monaten WIEDER am gleichen Punkt, in einer ähnlichen Situation: Nämlich bei dir und deinen Gefühlen und Gedanken. Eigentlich stecken die genau gleichen Dinge wie in der letzten Position dahinter, die dir nicht passen, was du aber nicht siehst.

Dann denkst du vielleicht: Na gut, das war jetzt Pech und suchst dir NOCH mal eine neue Stelle: Du drehst noch eine Runde.

Diese Runden werden immer kürzer. Die Wahrscheinlichkeit, dass du wieder andocken kannst an das Angestelltendasein ist sehr gering.

 

Kündigen oder bleiben – Oft wird die Frage durch ein Ereignis beantwortet

Oft geht das so lange, bis etwas passiert, z.B. die Firma wird umstrukturiert,… Und plötzlich bist du deinen Job los. Du wirst gekündigt.

Meist ist das ein riesiger Schock. Eine traumatische Erfahrung für viele. Richtig schlimm.

Aber: Es hat sich schon jahrelang angebahnt.

Und im Nachhinein siehst du, dass es eigentlich gut war, dass es so gekommen ist. Denn sonst hättest du den Schritt nie gemacht, obwohl er auf der Hand lag. Im Nachhinein betrachtet.

Was kannst du jetzt tun?

Falls du gerade jetzt in diesem Prozess steckst, dann will ich dir mitgeben:

Es ist nicht angenehm. Aber, sei unbesorgt: Du bist normal, weil ES normal ist. Jeder macht das durch.

Und es ist sogar notwendig, weil du in diesen Schleifen lernst. Bevor du durch diese Schleifen nicht auf die Transition vorbereitet bist, schaffst du den endgültigen Absprung nicht.

Beschleunigen kannst du das, indem du möglichst viel ausprobierst.

Sogar eine Selbstständigkeit kann so ein Test sein. Es muss aber nicht gleich der große Sprung sein.

Ich hatte auch schon Kunden, die zurück sind in einen Job und anschließend aus genau diesem „Raus-Rein-Prozess“ viel über sich gelernt haben.

Und meistens kommen sie wieder. Später. Sie sind einfach noch nicht so weit.

Du lernst immer etwas, das dich auf das nächste Niveau deiner Entwicklung bringt.

In diesem Sinne wünsche ich dir alles Gute auf diesem Weg.

Ähnliche Artikel