Selbstführung bei Führungskräften

Selbstführung bei Führungskräften versus Selbstständigen


Was ist Selbstführung oder Self-Leadership? Wieso ist diese Fähigkeit gerade zu Beginn der Selbstständigkeit besonders wichtig und aufgrund falscher Vorstellungen manchmal nicht einfach umzusetzen?

HÖRE HIER DIE PODCAST-EPISODE:

Als Führungskraft warst du mit Sicherheit schon in dem ein oder anderen Führungskräfte-Training oder in Leadership-Seminaren, wo man lernt, Mitarbeiter zu führen.

Da wurde uns beigebracht, wie wir „richtig” kommunizieren, wie wir delegieren, motivieren, Mitarbeiter-Feedback geben, Mitarbeiter coachen und Konflikte konstruktiv lösen.

Es geht um die Beziehung zwischen dir und deinen Mitarbeitern und darum, wie du sie bestmöglich unterstützen kannst, so dass die Zusammenarbeit möglichst fruchtbar ist und deine Mitarbeiter ihr Potenzial ausschöpfen und Ziele erreichen können.

 

Basis für gute Führung: Selbstführung

Das sind alles wichtige Kompetenzen, die Basis, damit sie greifen können, weil die Mitarbeiter Vertrauen zu dir haben und dich anerkennen, ist jedoch eine gesunde Selbstwahrnehmung und deine Selbstführung. Denn wenn ich mich selbst nicht unter Kontrolle habe, wird es schwierig andere zu führen, da ich kein Vorbild sein kann. Führungskräfte, die sich hingegen selbst führen, handeln in Übereinstimmung mit eigenen Werten und Prioritäten und stehen persönlich für das ein, was sie in ihrer Position für notwendig und zweckmäßig erachten.

Unter Selbstführung (oder auch Self-Leadership) versteht man das Beeinflussen der eigenen Gedanken, der Gefühle und des Handelns, um ein zuvor gestecktes Ziel zu erreichen. 

Bei der Mitarbeiter-Führung geht es darum, andere zu Höchstleistungen anzuspornen und ihnen ein Umfeld zu bieten, in dem sie sich entfalten können: Ziele zu stecken, Ressourcen zur Verfügung zu stellen, Sicherheit zu geben, zu kommunizieren und zu managen. Bei der Selbstführung geht es im Prinzip um das Gleiche – nur für dich selbst.

Und natürlich kann auch jemand sich selbst führen, der keine Führungsposition hat. 

 

Heißt das automatisch, dass Führungskräfte auch gute Self-Leader sind?

Sich selbst das richtige Umfeld zu schaffen scheint auf den ersten Blick banal. Tatsächlich allerdings sind wir Meister darin, uns selbst zu sabotieren, weil wir uns genau entgegengesetzt verhalten. Da können wir noch so gute Führungskräfte ein.

Zwischen unserem Verhalten und unseren Gedanken besteht folgender Zusammenhang: Wir denken etwas, stellen uns etwas vor und dies verursacht Emotionen – Freude, Angst, positive oder negative Emotionen. Diese Emotionen entscheiden dann darüber WAS wir tun und WIE wir es tun. Was wir uns z.B. trauen, wie wir an eine Aufgabe herangehen, etc. 

Es ist ein Unterschied, ob du mit Freude und voller Tatendrang etwas machst oder eher mit Angst, dass du einen Fehler machen könntest. Dementsprechend fällt in der Regel auch das Ergebnis unterschiedlich aus.

Weil wir unsere Gedanken selbst lenken können, haben wir den Ausgang des Ergebnisses selbst in der Hand. Das heißt, wir steuern unser Leben und sind nicht abhängig von irgendwelchen Umständen.

Und genau das ist die Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Selbstständigkeit. Dass du dich nicht abhängig machst, dass du selbst das Steuer in der Hand hast.

 

Drei Grundelemente von Selbstführung

Selbstwahrnehmung

Damit du deine Gedanken beeinflussen kannst, musst du zunächst in der Lage sein, sie bewusst wahrzunehmen und zu verstehen. Und dazu solltest du schonungslos ehrlich sein, denn du brauchst ein korrektes Bild, um dich beurteilen und dann auch unterstützen zu können. 

Machen wir in Mitarbeitergesprächen ja auch so…

Also, wie steht es um deine Gedanken und Gefühle? Sind sie eher negativ und damit nicht zielführend? Dann wäre ein erster Punkt deiner Selbstführungsaufgabe dies zu bemerken und dich auf positive Dinge zu fokussieren.

Gedanken und Gefühle führen zu Handlungen. Die Gefühle sind die Trigger. Und wenn du Handlungen immer wieder wiederholst, dann werden sie zu Gewohnheiten. Deshalb Achtung, schau auch hier aufmerksam hin, denn von seinen Gewohnheiten gesteuert zu werden, ist keine Selbstführung. Es sei denn, du hast sie dir bewusst antrainiert, weil sie dich deinen Zielen näherbringen.

 

Eigenverantwortung

Ein guter Self-Leader weiß, dass er für seine Ergebnisse selbst verantwortlich ist. Und er WILL auch selbst verantwortlich sein, denn nur so kann er sie frei beeinflussen. Jemand, der seine Ergebnisse auf andere oder die Umstände schiebt, sagt gleichzeitig, dass er abhängig ist. Er wird wahrscheinlich auch seine Entscheidungen von den Umständen abhängig machen und damit seine Ziele nicht erreichen.

 

Selbststeuerung bzw. Selbstdisziplin

Ein guter Self-Leader ist kann sich selbst Strukturen schaffen und Vorgaben auferlegen, an die er sich auch hält. Das ist besonders schwierig. Auch für Führungskräfte. Man würde vielleicht meinen, dass jemand mit einer höheren Position schon überdurchschnittlich viel Disziplin mitbringt, denn sonst hätte er es nicht in diese Position geschafft. Ich glaube das nicht. 

Es ist nicht automatisch so, dass jemand mit einem Führungsjob gut ist in Selbstführung. Denn jede Führungskraft ist Teil einer Unternehmensstruktur und wird selbst auch mehr oder weniger geführt. Wenn sie nicht von einem Chef gesteuert wird, dann durch die Strukturen, durch die Börse, durch Investoren, durch Zielvereinbarungen, Termine, etc. Eine Führungskraft hat meist sogar ein sehr enges Korsett, dem sie sich fügen muss und ist alles andere als selbstbestimmt.

 

Was Selbstführung in der Selbstständigkeit bedeutet

Viele machen sich selbstständig, weil sie ihr eigener Chef sein wollen.

Wenn man ehrlich ist, bedeutet sich selbstständig zu machen eher, sein erster und einziger Angestellter zu werden.

Wenn du dich selbstständig machen willst, weil dein Ziel mehr Freiheit ist, dann ist das natürlich legitim und du wirst mehr Freiheit haben – vor allem mentale Freiheit. Aber bitte glaube nicht, dass du direkt in einer 4-Stunden-Woche landen wirst. 

Du wirst zunächst nicht frei sein. Du bist angestellt. Als dein eigener Mitarbeiter.
Du musst tun, was dein Chef dir sagt.
Das ist gar nicht so einfach, weil du beide in einer Person bist: Chef und Mitarbeiter.
Und du hättest ganz leicht die Möglichkeit, deinem Chef auf der Nase herumzutanzen. Doch genau das darfst du dir in deiner Chef-Rolle nicht durchgehen lassen.

Das ist wie wenn du trainierst.

Du musst dich selbst organisieren, musst dir selbst Dinge auferlegen, die du machen musst. Auch unangenehme. Denn es ist sonst keiner da, der das macht. Du musst für dich selbst Struktur, Routinen und Prozesse schaffen. Und du musst am Anfang hart zu dir selbst sein.

Das ist echte Selbstführung.

 

Fazit: Was Selbstführung bringt und warum das am Anfang der Selbstständigkeit besonders wichtig ist

Jemand, der ein guter Self-Leader ist, 

  • setzt sich Ziele, die er erreichen will,
  • ist diszipliniert und kann sich selbst motivieren, auch wenn es mal unangenehm wird,
  • ist mental stark und kann mit Herausforderungen gut umgehen,
  • überwindet Selbstzweifel und ist positiv eingestellt,
  • schafft dadurch Vertrauen (in sich selbst und bei anderen), inspiriert andere und dient als Vorbild.

 

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