Neben Glaubenssätzen sind innere Konflikte maßgeblich verantwortlich, dass du zum einen in deinem Job unzufrieden bist und zum anderen in deiner Entscheidungsfindung nicht weiterkommst. Eine tolle Übung, mit der du den inneren Konflikt lösen kannst, erkläre ich in dieser Episode.
Wenn du in einer Career Transition bist, dann kennst du diese Unsicherheit und Unfähigkeit, eine Entscheidung zu treffen: Kündigen oder doch bleiben? Angestellt oder selbstständig?
Du wälzt deine Gedanken hin und her, fragst andere um ihre Meinung und sammelst Argumente für und gegen die möglichen Alternativen.
Nachts liegst du im Bett wach und drehst dich im Gedankenkarussell.
Du triffst eine Entscheidung und wirfst sie einen Tag später wieder über den Haufen. Jedes Mal, wenn du glaubst, du könntest dich festlegen, kommen direkt wieder die Zweifel, ob diese Option wirklich die beste ist.
Du fühlst dich innerlich zerrissen. Verstand, Bauch, Intuition, Emotionen, … alle kämpfen miteinander. Die Folge sind innere Unruhe, schlaflose Nächte, Selbstzweifel.
Du steckst in einem inneren Konflikt. Und je wichtiger und weitreichender die Entscheidung ist, desto schwieriger kannst du diesen Konflikt beherrschen. Eine Career Transition, also, eine massive Karriereveränderung, IST eine solch schwierige Entscheidung.
Was sind die Ursachen für innere Konflikte?
Innere Konflikte sind leichter zu verstehen, wenn wir uns bewusst machen, dass wir verschiedene Persönlichkeitsanteile in uns haben.
Wir haben nicht nur eine Identität, die ganz klar ist, sondern wir können uns vorstellen, dass verschiedene Charaktere in uns „wohnen“. Und die haben alle ihren eigenen Kopf, ihre eigene Agenda und diese widersprechen sich zum Teil. Diese Anteile arbeiten üblicherweise nicht zusammen. Sie reden nicht miteinander. Jeder versucht einfach, sich durchzusetzen. Und jeder hat auch durchaus eine gewisse Berechtigung.
Ich finde, mit dieser Vorstellung ist es einfacher zu verstehen, dass du es mit dir nicht immer einfach hast. 😉
Dein Leben funktioniert am besten, wenn alle Persönlichkeitsanteile am gleichen Strang ziehen. Wenn sie das nicht tun, entsteht eine innere Dissonanz.
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Es gibt zwei Arten von Dissonanz, die beide bei einem Karriereumbruch wirken
- Ein Konflikt zwischen dem, was du willst und dem, was du in deinem Leben tatsächlich erlebst, also zwischen deinen Bedürfnissen und der Realität: Wenn du z.B. ein wirklich großes Bedürfnis nach Gestaltungsfreiheit hast und einen Job, der stark reguliert ist, dann lebst du in einem Zwiespalt.Wenn du etwas tust, was nicht zu dem passt, was dir wichtig ist, verursacht das eine innere Spannung.
- Ein Konflikt in dir: Dein eines Ich will z.B. was erleben und das andere will Sicherheit. Das eine Ich will sich auf die Coach legen und das andere will die Arbeit schnellstmöglich erledigen.
Die Konsequenzen von inneren Konflikten
Wenn dein Leben innen und außen in Harmonie ist, und du mit dir selbst sozusagen in Frieden, dann gibt es diese Diskussionen mit dir selbst nicht. Wenn es diese Diskussionen jedoch gibt, ist es schwierig, weiterzukommen.
Sie kosten Energie, deine Kraft erodiert. Dein Vertrauen in dich selbst wird geringer. Das spüren auch andere und sie fangen an, dir ebenfalls weniger zu vertrauen.
Deshalb ist es eine große Hilfe, wenn du wieder deine eigene Chefin bzw. dein eigener Chef wirst und deine Anteile in dieselbe Richtung steuerst. Und genau dazu habe ich folgende Übung für dich.
Den inneren Konflikt lösen mit einer Party
Wir alle haben die unterschiedlichsten Persönlichkeitsanteile in uns:
Eine mutige Seite,
eine vorsichtige Seite,
einen Teil, der das machen will, was sich gerade gut anfühlt,
einen, der pflichtbewusst ist,
einen Abenteurer,
einen Visionär,
einen zielorientierten Anteil,
einen verspielten,
einen schüchternen,
einen rebellischen,
um nur ein paar Möglichkeiten zu nennen.
In der Übung „A Parts Party“, die in den 70ern in einem Forschungszentrum in Kalifornien entwickelt wurde, geht es darum, all deine Anteile zu einer Party einzuladen und sie an einem Tisch zu versammeln. Das Ziel ist, dass die endlich mal miteinander reden und dabei sogar noch Spaß haben.
Deinen inneren Konflikt lösen in 4 Schritten
So geht’s:
1.Deine Anteile:
Finde heraus, welche Anteile bei dir alle mitreden wollen und gib jedem einen selbsterklärenden Namen, z.B. Frau Übervorsichtig, das fleißige Lieschen, die Träumerin, der Rebell oder der Coach-Potato.*
2. Der Konflikt:
Wähle das Thema, das deinen inneren Konflikt auslöst, z.B. Sicherheit der Anstellung versus Risiko einer Selbstständigkeit.
3. Die Argumente:
Lasse alle Charaktere nacheinander dazu sprechen und ihre Argumente vorbringen. Schreibe auf, was sie sagen. Worüber sie sich sorgen oder ärgern, was dahintersteckt und was sie gerne wollen. Schreibe auch dazu, welche positive Absicht sie haben, denn sie alle meinen es gut mit dir.
Beispiel zum Entscheidungskonflikt „Anstellung versus Selbstständigkeit“:
- Der Sicherheitsbeauftragte:
„Ich verdiene gut und ich brauche dieses Einkommen. Wer weiß, wie schnell und wieviel ich überhaupt in einer Selbstständigkeit verdienen kann. Das finanzielle Risiko ist mir zu hoch. Ich will unbedingt in der Anstellung bleiben.“Positive Absicht: Dich schützen - Der Ehrgeizige:
„Ja, aber ICH bin nicht glücklich. Ich langweile mich zu Tode. Immer das Gleiche. Ich brauche Erfolgserlebnisse. Ich komm mir total unnütz vor. Ich möchte eine Herausforderung, mich beweisen, Anerkennung ernten.“Positive Absicht: Deinen Erfolg sicherstellen - Der Visionär:
„Ich hab‘ so eine tolle Idee für meine Selbstständigkeit und habe richtig Lust mein eigenes Business aufzubauen. Ich will etwas erschaffen, etwas hinterlassen, richtig wirksam sein, mit dem was ich tue. Ich habe doch bis jetzt auch alles hinbekommen. Das werde ich auch schaffen.“Positive Absicht: Deine Vision verwirklichen - Der Bequeme:
„Ich hab‘ mich mein Leben lang abgestrampelt, um dahin zu kommen, wo ich jetzt bin. Selbstständig? Das ist doch total aufwändig! Ich hab‘ überhaupt keinen Nerv, jetzt nochmal ganz von vorne anzufangen.“Positive Absicht: Für Ausgleich sorgen - Der Abenteurer:
„Ich hab‘ die Schnauze voll von euch. Bei euch geht es immer nur um den Job. Ich will mal wieder was Neues machen. Ich würde gern mal wieder verreisen. Was ganz anderes machen. Dafür brauche ich mehr Zeit! In einer Selbstständigkeit könnte ich mir das einrichten.“Positive Absicht: Abwechslung und Freude im Leben
u.s.w.
4. Die Kompromisse:
Jetzt vergleiche die Standpunkte und prüfe, vor allem bei den sehr konträren Anteilen, welche Kompromisse es gibt, auf die sie sich einigen können. Wer muss mit wem reden, wer kann wen unterstützen und wer braucht vielleicht einfach nur ein bisschen mehr Aufmerksamkeit?
So könnten sich im Beispiel vielleicht der Sicherheitsbeauftragte, dem es ja v.a. um das Geld zu gehen scheint und der Visionär, der seine Ideen in die Welt bringen will, darauf einigen, dass sie sich einen fest definierten Zeitraum einräumen, in dem der Visionär sein Vorhaben ausprobieren kann und der den Sicherheitsbeauftragten noch nicht in die Existenzangst treibt.
Und vielleicht spürst du es bereits jetzt im Beispiel: Die Situation fühlt sich schon viel leichter an. Diese Übung führt dazu, dass du dir deiner Emotionen bewusst wirst und auf konkrete Lösungswege kommst.
*Wenn es dir schwer fällt, im ersten Schritt die Protagonisten zu identifizieren, dann fang bei deinem Entscheidungskonflikt an. Schreibe alle Gedanken (Sätze, die du dir dazu sagst) auf ein Blatt Papier und überlege dann, von welchem Anteil sie jeweils stammen.
Viel Spaß bei der Übung und hoffentlich mehr Entscheidungssicherheit.
Wenn du Hilfe bei der Umsetzung brauchst, weißt du, wo du mich findest: