Karrierewechsel 50plus halten viele für unmöglich. Sie denken: „Ich kann ja nichts anderes, als das, was ich schon seit Jahrzehnten mache.“ Was aber, wenn du genau das nicht mehr willst? Sitzt du in der Falle? Nein, denn du kannst natürlich noch andere Dinge, und in Kombination kann daraus eine ganz neue Karriere werden. In diesem Beitrag geht es um zweierlei:
- Wie findest du raus, was du wirklich noch so alles kannst?
- Wie findest du Möglichkeiten, wo du deine Fähigkeiten beruflich einsetzen kannst?
Höre die Podcast-Episode hier:
Karrierewechsel 50plus: Warum du viele deiner Fähigkeiten nicht erkennen kannst
„Ich kann nur managen.“ „Ich kann nur Zahlen.“ „Ich kann nur Marketing.“ Diese Sätze höre ich oft.
Ein Mann, Jahrzehnte als Geschäftsführer in unterschiedlichen Firmen tätig, sagte mir am Telefon: Selbstständigkeit? Grundsätzlich könne er sich das schon vorstellen. „Aber: Ich kann nur managen.“ Und in einer One-Man-Show als Selbstständiger, was solle er da managen? Sich selbst?
Das ist zu kurz gesprungen und zeigt, wie sehr wir in unseren Rollen und Positionen verhaftet sind. Um eine Firma zu managen, braucht es viele Fähigkeiten. Es kommt ja nicht von ungefähr, wenn jemand das kann. Die Frage ist: Warum kannst du das so gut?
Dieses beschränkte Denken über unsere Fähigkeiten hat mehrere Gründe. Nur mal drei davon:
- Die Rollen-Identität: Wir verschmelzen mit unseren Funktionen. Wir identifizieren uns damit. Wir haben nicht den Beruf des Geschäftsführers oder der Marketingleitung. Wir SIND das.
- Das Umfeld: Unser Umfeld, sowohl im beruflichen als auch im privaten Bereich, kennt uns nur mit dieser Rolle oder dieser Expertise. Da bist du halt einfach zum Beispiel, diejenige, die schon immer „was mit Marketing“ macht. Die Menschen in deinem Umfeld haben dich in diese Schublade gesteckt und können sich schwer eine andere für dich vorstellen. Sie halten dich dort zurück. Keiner von denen würde auf die Idee kommen, dir zu empfehlen, eine Coachingpraxis zu eröffnen.
- Die Scheuklappen: Viele Jahre im gleichen Bereich verengen den eigenen Blick. Wir können gar nicht erkennen, was außerhalb noch möglich wäre. Und wenn wir überlegen, was wir gut können, dann berücksichtigen wir dabei meist nur unsere berufliche Tätigkeit.
Der entscheidende Schritt ist, hinter die Rolle zu schauen: WARUM kannst du das, was du kannst? Wie machst du das? Welche Fähigkeiten und Talente gehören einfach zu dir – unabhängig vom Fachgebiet?
Hier kannst du die Folge als Video anschauen:
Mit dieser Übung beweist du dir, dass du mehr kannst
Versuch doch bitte mal bewusst, deine Fähigkeiten NICHT in deinem Job bzw. in deiner beruflichen Vergangenheit zu suchen.
- Denke an ein privates, positives Ereignis der letzten Zeit, bei dem du eine wesentliche Rolle gespielt hast: z.B. Pflege für ein Elternteil organisiert, Umzug gestemmt, Feier gerettet, Vereinsaktion koordiniert.
- Was hast du konkret getan? Warum hat es geklappt? Nenne 3 Gründe. Beginne mit „weil ich …“ (z.B. weil ich priorisiert, sauber kommuniziert, ruhig entschieden habe).
- Markiere drei Stärken, die dahinter stecken, wie etwa: strukturieren, priorisieren, verhandeln, Erwartungen managen, improvisieren, entscheiden, empathisch vermitteln, Ruhe bewahren.
- Bilde jetzt einen Satz und fülle dazu die Textlücken: „Dass ich in der Situation [die Situation] die Stärken [Stärken 1–3] gezeigt habe, beweist, dass ich das auch außerhalb meiner beruflichen Rolle kann, z.B. in [Kontext/Feld].“
Diese Übung funktioniert, weil sie dir Evidenz aus deinem eigenen Leben liefert.
Beispiel: „Ich kann nur Zahlen“ – was soll ich anderes machen?
Lass uns einen CFO nehmen, der sagt: „Ich kann nur Zahlen.“ Dazu fallen ihm nur naheliegende alte oder neue Wege ein. CFO in einer anderen Firma, irgendetwas bei einer Bank oder in einem Family Office, vielleicht CFO in einer Nonprofit-Organisation. Alles legitim, aber eben wieder Zahlen.
Dann schauen wir jetzt auf ein privates Ereignis, das in dieser Lebensphase häufig vorkommt: Ein Elternteil dieses CFO wird pflegebedürftig, in kurzer Zeit ist viel zu organisieren:
- Ablauf & Logistik: Reha, Umzug, Termine, Dienstleister steuern.
- Behörden & Verträge: Pflegegrad-Antrag, Kosten klären, Konditionen verhandeln.
- Stakeholder koordinieren: Familie, Pflegedienst, Hausverwaltung, Heimleitung, Ärzt:innen.
- Budget & Risiken: Laufende Kosten im Blick, Fristen und Nachweise sicherstellen.
Warum klappt das wie am Schnürchen – sogar neben einem anstrengenden Job? Weil der CFO priorisiert, sauber kommuniziert, hartnäckig nachfasst, dokumentiert und unter Druck entscheidet. Welche Stärken stecken dahinter? Struktur, Prozessdenken, Stakeholder-Steuerung, Verhandlung, Ruhe, Verlässlichkeit…
Was aber viel wichtiger ist: Es eröffnet sich eine neue Welt, die er vorher gar nicht auf dem Schirm hatte. Zumindest nicht aus eigener, gelebter Erfahrung. Und plötzlich wird durch diese Situation ein neues Feld sichtbar, jenseits von Bilanzen. Und rund um dieses Thema verschiedenste Möglichkeiten, wie zum Beispiel Menschen und Familien in dieser Lage zu beraten und zu begleiten oder zum Beispiel Pflegeheime zu beraten, um den Kostendruck zu senken.
So eine Tätigkeit fühlt sich für viele sinnstiftender an als der alte Job und die Kompetenzen sind belegt: im eigenen Leben und nicht nur im Lebenslauf.
Karrierewechsel 50plus: Wie finde ich neue Wege, ohne alles zu riskieren? Drei essenzielle Prinzipien
1) Aktivitäten: Raus aus dem Kopf, rein in die Erfahrung
Ideen werden erst klar, wenn du etwas tust. Es geht nicht um große Sprünge, sondern um den nächsten, kleinen, machbaren Schritt. Warum ist dieses Ausprobieren so wichtig? Dein Kopf arbeitet mit dem, was er weiß. Mit Annahmen, wie etwas wahrscheinlich ist. Wenn du was Neues machen willst, hast du damit allerdings keine Erfahrung. Es ist superwichtig, dass du diese Erfahrung machst. Dass du deine Gedanken konkreter machst und so weit kommst, dass du spürst, was die Idee in der Realität bedeutet und was sie mit dir macht.
Beispiel…
Nehmen wir an, du liebst Wein und bist fasziniert vom Thema Weinanbau und Weinherstellung. Jetzt wirst du kaum sofort ein Weingut kaufen. Vorher kannst du das Thema umkreisen und immer näher rangehen, um zu spüren, ob das, was du dir da so faszinierend vorstellst, überhaupt der Realität entspricht!
Du könntest einen Sommelier-Kurs besuchen. Du könntest mal bei der Weinlese mithelfen. Du könntest auch einen Winzer über sein Leben interviewen oder ihm einen Tag lang über die Schulter schauen. Du könntest auch eine Weinreise machen.
Auf diese Weise lernst du nicht nur die Tätigkeiten kennen, sondern auch das Umfeld und – das ist am wichtigsten – dich selbst in diesem Umfeld. Und dann merkst du, ob du das immer noch gut findest oder feststellst, dass du dir das so nicht vorgestellt hast.
2) Kontakte: Neue Kontakte knüpfen und mit vielen Menschen sprechen
Neue Wege entstehen selten allein. Und dein bekanntes Umfeld kann dir meist wenig zu deinen neuen Ideen sagen. Deshalb brauchst du Menschen, die schon dort sind, wo du hinmöchtest. Wenn du niemanden kennst, nutze LinkedIn oder Google, um Personen zu finden, mit denen ein Gespräch interessant wäre. Schreibe sie freundlich an und bitte um ein kurzes Informationsgespräch.
Die meisten meiner Kundinnen und Kunden können sich zunächst überhaupt nicht vorstellen, dass das geht. Aber wenn du ein paar Regeln berücksichtigst, wirst du überrascht sein, wie viele Menschen bereit sind, mit dir zu sprechen.
Stell dir nach jedem Gespräch die ehrliche Frage: „Will ich so arbeiten und leben wie diese Person?“
3) Geschichte: Plausibel machen und Zweifel ausräumen
Zweifel kommen immer. Deshalb stellen wir uns Fragen wie:
„Warum will ich so etwas Verrücktes?“
„Warum sollte mir in meinem Alter jemand eine Chance geben?“
„Warum sollte ein Verlag mein Buch verlegen?“
„Wie soll ich denn ein Weingut finanzieren?“
Da hilft eine stimmige Geschichte: Sie verbindet deine Vergangenheit, also deinen Weg bis hierher, mit dem, was du jetzt tust und in Zukunft tun wirst. Sie macht verständlich, warum Vergangenheit und Fortsetzung in der Zukunft zusammenpassen.
Wenn du dir selbst logisch erklären kannst, warum du zum Beispiel von der Marketingleiterin zur Weingut-Besitzerin wirst, dann rückt die Idee immer mehr in den Bereich des Möglichen. Egal, ob es dann tatsächlich ein Weingut wird oder nicht: Durch die Überlegungen zu dieser Geschichte wirst du selbst immer klarer.
Karrierewechsel 50plus: Es zählt nicht der perfekte Plan, sondern der nächste machbare Schritt
In meinem Wein-Beispiel Im Beispiel geht es nicht darum, direkt Weingutbesitzer:in zu werden. Es geht darum, Nähe zu einem Thema herzustellen, ganz ohne Risiko. Durch kleine Aktivitäten entstehen neue Kontakte; im Austausch mit diesen Menschen wird deine Geschichte plausibel (oder eben nicht). Genau so prüfst du, ob eine Richtung wirklich zu dir passt.
„Ich habe doch so viel investiert …“ und andere typische Einwände
Dazu will ich dir kurz und knapp den Wind aus den Segeln nehmen. 😉
- „Ich hab‘ doch so viel investiert… Alles aufgeben und Karriere komplett wechseln?“ Nichts von alldem ist verloren. Und du wirst sehen, dass du auf dem, was du in deine erste Karriere gesteckt hast, in der zweiten aufbauen kannst. Auch wenn es jetzt vielleicht so aussieht, als wäre es etwas völlig anderes.
- „Ich habe keine Zeit.“ Zwei kurze Termine für deine Mini-Experimente und Gespräche pro Woche reichen, um Fortschritt zu spüren.
- „Ich fang doch nicht bei null an.“ Tust du nicht. Du nutzt, was da ist, nur in einem anderen Kontext.
- „Was, wenn es nicht passt?“ Gut so: Ein frühes Nein spart dir Jahre an Irr- und Umwegen.
Karrierewechsel 50plus mit Struktur: Managers in Transition
In meinem Programm Managers in Transition arbeiten wir daran: herausfinden, was du kannst, was du willst und wo da draußen Chancen für dich liegen. Das Programm läuft mehrfach im Jahr. Schau dir einfach mal diese Website an – KLICKEN. Dort gibt es die Beschreibung und einen Button, über den du dich zu einem kurzen Gespräch melden kannst, um zu klären, ob das Programm zu dir passt.
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