Bist du Generalist:In oder Expert:In? Wenn du dich mit dem Thema Selbstständigkeit beschäftigst, dann stößt du früher oder später auf das Thema Positionierung. Alle Marketing-Gurus dieser Welt erzählen dir, dass du dich spitz positionieren sollst. Häufig ist einem vor dem Schritt in die Selbstständigkeit jedoch überhaupt nicht klar, WOMIT man sich selbstständig machen könnte. Oft lautet die Frage: Was kann ich überhaupt so gut, dass ich daraus ein Geschäft machen könnte?
Gerade Generalisten – typischerweise Führungskräfte – meinen, sie seien in nichts so richtig gut. Deshalb ist die Frage, ob man sich spitz oder breit positionieren soll, scheinbar nicht relevant. Denn spitz geht augenscheinlich sowieso nicht. Womit denn auch?
In dieser Podcast-Episode frage ich Luk Smeyers, inwiefern und warum er Fokus wichtig findet und wie man das Thema angehen kann, wenn man Generalist:In ist.
HÖRE DIE PODCAST-EPISODE HIER:
Spitz positionieren – Warum es schwieriger ist, wenn du dich NICHT spitz positionierst
1.Du wirst nicht gefunden
Wenn du dich zu breit aufstellst und kein spezifisches Profil und/oder Thema hast, dann gehst du in „the sea of sameness” unter. Du hast zu viel Wettbewerb, denn du bist einer von vielen.
2. Dein Angebot stellt keine Lösung für ein konkretes Problem dar
Dein Angebot muss die Lösung für ein Problem sein. Danach suchen Kunden – zum Beispiel im Internet. Sie suchen nicht eine Funktion oder eine Berufsbezeichnung und auch nichts allgemeines, sondern ein spezifisches Problem und wollen jemanden, der genau dieses löst.
3. Unklare Beschreibung der Situation deiner Kunden
Jeder Kunde befindet sich in einer bestimmten (Problem-) Situation. Überbegriffe (z.B. „Ich unterstütze in Change Prozessen“) sind zu grob, der Kunde versteht nicht, dass du ihm besonders gut helfen kannst, weil es viele gibt, die genau das gleiche sagen.
Wenn du hingegen sagst, mein Fokus liegt auf der Unterstützung von Change Prozessen im Supply Chain Management ist das aufgrund des Bereichs schon spezifischer.
Dann kannst du noch einen Schritt tiefer gehen und noch konkreter werden, dich z.B. als Experte für Probleme in Zusammenhang mit der Umstellung von Lieferketten positionieren. Erst dann kannst du das Problem deiner Kunden exakt beschreiben.
4. Das Business ist für dich viel aufwendiger
Du verbringst viel Zeit damit, nicht passenden Kunden zu erklären, was du für sie tun kannst. Du machst Angebote, die immer wieder neu erstellt werden müssen, weil du keinen Standard verwenden kannst, und für die du keine Zuschläge erhältst, weil das Angebot eines Mitbewerbers für deine Kunden besser passt. Und wenn du den Auftrag doch bekommst, hast du unverhältnismäßig viel Aufwand, weil du in dem Thema nicht 100%-ig zuhause bist.
5. Du lernst nicht dazu
Manche finden Wiederholung langweilig. Sie wollen sich deshalb nicht spitz positionieren. Doch ohne Wiederholung kannst du dein Wissen nicht vertiefen und nicht besser werden. So sind Mitbewerber, die das tun, immer im Vorteil dir gegenüber.
Ein zusätzlicher negativer Effekt, wenn du viel verschiedenes machst ist, dass du dich total verausgabst, weil du ständig in so vielen Gebieten am Ball bleiben musst.
Dein Thema spannend erhalten kannst du auch auf andere Weise, zum Beispiel durch die Entwicklung neuer Angebote und durch die Weiterentwicklung deines Geschäftsmodells.
Luk spricht von einer „vertikalen Entwicklung“ und gibt dafür ein sehr eingängiges Beispiel aus seiner Praxis.
6. Du bleibst unbekannt
Du bist einer von vielen. Niemand kennt dich. Keiner fragt dich, ob du zum Beispiel auf einer Konferenz sprechen willst.
Und: Das Thema Weiterempfehlung findet kaum statt, denn niemand weiß so richtig, wofür du wirklich Experte bist.
7. Weniger Glaubwürdigkeit
Breit positioniert zu sein ist nicht glaubwürdig. Wenn du zu viele Dinge mischst und angeblich alles kannst, nimmt dir das niemand ab. Das ist wie bei den Restaurants, wo man Sushi, Pizza und Döner bekommt…
8. Weniger lukrativ
Nicht spitz positioniert hast du also viel Konkurrenz. Bei vielen Mitbewerbern und keiner Möglichkeit zur Differenzierung bist du gezwungen, deine Preise niedrig anzusetzen, damit du überhaupt Aufträge bekommst.
Spitz positionieren – Und wie mache ich das als Generalist?
Was kann ich als Führungskraft tun, wenn ich in nichts in der Tiefe Bescheid weiß? Das ist eine Sorge, die ich oft höre. Sie ist unbegründet, denn es gibt mindestens drei Lösungen.
- Man hat einen Beruf. Du bist/warst Führungskraft. UND du hast immer auch eine spezifische Erfahrung – als „ganzer Mensch“. Du bist Expert:In für irgendetwas und das muss gar nicht unbedingt im Bereich der beruflichen Erfahrung liegen. Eine Kundin von mir z.B. hat ihre berufliche Expertise mit einer sehr persönlichen Erfahrung kombiniert und daraus ihr Business gemacht. Ihre Geschichte erzählt sie in einem Interview mit mir in Podcast-Episode #74
- Oft ist das Experten-Thema eine Kombination von Know-how und Interesse bzw. Leidenschaft. So war es beispielsweise bei Luk. Er hatte selbst nicht das fachliche Wissen, das er für sein erstes Business brauchte, aber eine große Leidenschaft und das Verständnis für den Markt und dessen Herausforderungen.
- Eine weitere Möglichkeit ist, das generalistische Know-how an sich – also etwa die Fähigkeit, strategisch zu denken, verschiedene Bereiche zu kombinieren, Schnittstellen zu verknüpfen, etc. – als Expertenthema zu nehmen und zum Beispiel für eine spezifische Nische, eine bestimmte Industrie oder für Unternehmen in einer bestimmten Situation anzubieten.
- Last but not least kannst du deine generalistische Position weiterhin auch in der Selbstständigkeit ausüben – als Interim Manager. Aus der Erfahrung, die du bei Interims-Mandaten sammelst, ergibt sich dann womöglich eine Spezialisierung. Zum Thema Interim Management habe ich eine extra Podcast-Episode aufgenommen – die Episode #5.
Wenn du dich fragst, was DEIN Expertenthema ist, dann zeige ich dir gerne, wie du das herausfindest. Lass uns einfach mal reden. Alles, was du dafür tun musst ist, auf die Seite www.sabinevotteler.youcanbook.me zu gehen und dich für ein kostenloses Erstgespräch einzutragen.