Interim Manager oder Freelancer

Interim Manager oder Freelancer als Karriere-Alternative?


Viele Führungskräfte, die aus der Angestellten-Karriere aussteigen denken über eine Tätigkeit als Interim Manager nach und Experten sehen sich in der Selbstständigkeit oft als Freelancer.

Beide Modelle stellen im Prinzip eine Fortsetzung dessen dar, was man viele Jahre oder gar Jahrzehnte gemacht hat – in der Zukunft jedoch auf eigene Rechnung und selbstbestimmt.

“Da werde ich eben einfach Berater.” So habe ich mir das zu Beginn meiner Selbstständigkeit auch gesagt. Es ist eine sehr naheliegende und daher scheinbar vernünftige Überlegung. Schließlich besitzt du hier langjährig Erfahrung und genießt eine hohe Glaubwürdigkeit.

Doch Achtung: Interim Manager oder Freelancer zu sein erfüllt häufig nicht die Kriterien, die dir beim Karriere-Ausstieg wichtig sind.

 

Interim Manager: Der Projektmanager auf Zeit

Für mich selbst war das keine befriedigende Lösung. Interim Management und Freelancertum waren ein super Einstieg in die Selbstständigkeit, bei dem ich viel über mich gelernt habe. Aber von Dauer? Nicht für mich.

Ich fand mich bald wieder in einem Hamsterrad und hatte eigentlich nicht viel gewonnen. Ein bisschen mehr Flexibilität. Und ja, das manchmal erleichternde Wissen, dass ich in einem Unternehmen nicht dauerhaft bleiben musste. 🙂

Doch genau das führte wiederum auch zu einer gewissen Unzufriedenheit, weil ich weder erleben noch beeinflussen konnte, wie es mit dem Projekt “nach mir” weiterging.

 

Zweite Karriere als Interim Manager oder Freelancer

Die Vorteile

Als Interim Manager oder Freelancer kannst du dir deine Mandate aussuchen – sofern du nicht aus finanziellen Gründen alles nehmen musst, was du bekommen kannst.

Auch bist du flexibler als in einer Festanstellung. Du kannst in gewisser Weise freier arbeiten und manchmal deine Zeit selbst einteilen. Du arbeitest auf eigene Rechnung und bist in Teilen selbstbestimmt.

Du kannst über die Dauer deiner Engagements selbst bestimmen und beispielsweise keine langfristigen Aufträge annehmen, zum Beispiel maximal 3 oder 6 Monate.

Auch zwischen den Mandaten kannst du als Interim Manager oder Freelancer eine Zeit lang komplett frei und einen langen Urlaub machen, wenn du dir das leisten kannst.

Und du hast (vielleicht) die Möglichkeit, deine täglichen Zeiten, deine Tage und Wochen freier zu gestalten. Selbst bestimmen, wann du kommst oder gehst und an welchen Tagen du z.B. von zuhause oder deinem Büro aus arbeitest.

 

Die Nachteile

Als Interim Manager bleibst du in einer Corporate Umgebung, du bleibst bzw. kommst wieder in ein Unternehmensumfeld.

Wenn du das magst, ist das kein Problem. Jetzt sind wir wieder bei den oben genannten Kriterien, die dir wichtig sind.

Ich hatte neulich ein Gespräch mit einer Ex-CFO, deren Beweggründe für die Selbstständigkeit nicht darin lagen, Corporate zu „entkommen“, sondern eher privater Natur waren. Sie mag es, Führungskraft in einem großen Unternehmen zu sein. Deshalb macht sie nun in ihrer Selbstständigkeit u.a. Interimsmandate.

Wenn du die Arbeit in einem Unternehmensumfeld liebst, dann mag Interim Management für dich eine gute Option sein.

 

Wenn Interim Manager keine Option ist

Ich arbeite jedoch mit vielen Karriere-Aussteigern, die eben genau aus diesem Umfeld herauswollen, weil sie mehr Selbstbestimmung und Freiheit haben wollen.

Ihre Hauptziele sind mehr Sinn und Impact. Sie wollen Spuren hinterlassen und etwas Eigenes aufbauen, ohne sich fremdbestimmten Strukturen unterwerfen zu müssen. Und die hast du als Interim Manager auch.

Wenn das auch deine Hintergründe einer Selbstständigkeit sind, dann wird dich Interim Management nicht zufriedenstellen. Umfeld und Fremdsteuerung bleiben gleich.

 

Und was ist mit Freelancertum?

Etwas anders gelagert ist es mit Freelancertum. Da entfernst du dich weiter von der Corporate Welt, weil du in der Regel als externer Dienstleister oder Berater von außerhalb wirkst.

Der Nachteil sind hier ganz klar der Tausch von Zeit gegen Geld und meist eher niedrige Honorare.

Deshalb an dieser Stelle ein Tipp: Verkaufe dich niemals als Freelancer. Damit wirst du automatisch in eine low level Schublade gesteckt. Nenne dich Berater, Consultant oder einfach Expert*In.

Und verkaufe Pakete statt Stunden- oder Tagessätze, denn letztere führen dich wieder in ein Hamsterrad.

 

Interim Manager und Freelancer sind super zum Starten

Für mich waren beide Selbstständigkeitsmodelle einer Anstellung zu ähnlich und sie konnten meine neuen Bedürfnisse, wegen denen ich die Karriere verlassen hatte, nicht befriedigen.

Nichtsdestotrotz sind beide Modelle hervorragend dazu geeignet, einen sanften Einstieg in die Selbstständigkeit zu schaffen, indem du etwas, das du vorher schon gemacht hast, auf eigene Rechnung anbietest. Auf diese Weise kannst du verhältnismäßig einfach erste Aufträge aus deinem Netzwerk akquirieren und innerhalb kurzer Zeit Geld verdienen.

Doch Vorsicht: Ewig trägt das Netzwerk nicht. Die Aufträge werden mit der Zeit spärlicher. Deshalb mache nicht den Fehler, dich nur auf das Netzwerk und Empfehlungen zu verlassen.

Baue parallel dein Unternehmen auf und dein Marketing – am besten automatisiert. Ich habe es so gemacht, dass ich nur Aufträge angenommen habe, die maximal 3 Tage meiner Woche in Anspruch nahmen, so dass ich Zeit für “mein Baby” hatte.

 

Erster Schritt zur Entscheidung für oder gegen Interim oder Freelance

Frage dich, was die Hintergründe sind, weshalb du dich selbstständig machen willst.

Wenn du das Unternehmensumfeld und die dazugehörenden Umstände nicht mehr möchtest, dann ist Interim nicht dauerhaft geeignet.

Wenn du mehr Flexibilität willst, dann ist Freelancertum nichts für dich, denn du wirst im Prinzip der Angestellte deiner Auftraggeber.

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