Die Geschäftsidee ist die Keimzelle eines jeden Geschäfts. Sobald eine Idee, also eine Vorstellung geboren ist, fangen wir – unter bestimmten Voraussetzungen – an, uns immer mehr damit zu beschäftigen und auf die Realisierung hinzuarbeiten.
Wenn die Idee wirklich attraktiv für dich ist, beginnst du unweigerlich damit, sie weiter zu spinnen, allmählich zu konkretisieren und darüber nachzudenken, wie du sie in die Tat umsetzen könntest. Und du bist schon voller Vorfreude darauf, dass die Idee bald lebendig wird. So wird aus der Geschäftsidee, aus einem bloßen immateriellen Konstrukt von Gedanken, ein reales, tatsächlich existierendes Geschäft. Immer wieder ein faszinierendes Erlebnis für mich.
Es gibt aus meiner Sicht zwei absolut wesentliche Voraussetzungen für zum einen den Mut, ein Geschäft zu starten und für zum anderen das anschließende Gelingen einer Selbstständigkeit:
- eine sehr konkrete Vorstellung, wie diese Selbstständigkeit aussehen soll (also Geschäftsidee und Geschäftsmodell) und
- dass diese Vorstellung attraktiv für dich ist und zu dir passt.
Warum „Beratung“ keine Geschäftsidee ist, du aber auch als Berater eine Geschäftsidee brauchst
Die meisten meiner Kundinnen und Kunden kommen aus einer langjährigen Karriere und haben den Wunsch nach mehr Selbstbestimmung. Das ist der Grund für sie, über eine berufliche Selbstständigkeit überhaupt erst nachzudenken.
ManagerInnen und Manager, die Unterstützung bei mir, suchen, lassen sich in zwei Gruppen unterteilen.
- Die erste, größere Gruppe sind diejenigen, die keine Geschäftsidee haben. Sie wissen einfach nicht, was sie mit ihrer Erfahrung in einer Selbstständigkeit machen können. Sie zweifeln häufig entweder daran, dass „das jemand braucht und dafür Geld bezahlt“ oder glauben nicht an eine reelle Erfolgschance, weil es „schon so viele gibt, die das Gleiche anbieten“. Oder sie glauben sogar, dass sie nichts gut genug können.
- Dann gibt es noch die andere Fraktion. Diejenigen, die als Berater (oder Trainer, Coach, Interim Manager, Dienstleister) starten und in der Selbstständigkeit das anbieten wollen, worin sie jahrzehntelange berufliche Erfahrung gesammelt haben. Sie wollen einfach ihre Expertise auf eigene Rechnung verkaufen. Ohne Chef. Das ist die ganze Geschäftsidee.
Wenn diese zuletzt genannten Kunden zu mir kommen, haben sie ihr Business oft schon gestartet oder stehen kurz davor. Häufig haben sie bereits eine Website und auch schon den ein oder anderen Auftrag. Und eigentlich sahen sie bisher keine Notwendigkeit, sich unterstützen zu lassen, denn sie wissen ja, was sie können und wollen.
Das Problem, das sie erst allmählich realisieren:
Sie gewinnen zu wenig Kunden und können nur Preise durchsetzen, die unter dem liegen, was sie sich wünschen. Die noch weiter Fortgeschrittenen unter ihnen spüren zusätzlich, dass sie wieder ins Hamsterrad geraten sind. Sie arbeiten unglaublich viel, verkaufen ihre Zeit und bekommen zu wenig dafür raus.
Beiden Gruppen ist gemeinsam, dass sie häufig keine konkrete Vorstellung davon haben, was sie erreichen wollen.
Egal ob sie ganz am Anfang stehen oder bereits mit dem Naheliegenden (dem, was sie schon viele Jahre gemacht haben) gestartet sind. Sie wissen nicht, was sie wollen. Nicht, was sie mit ihrem Business erzielen wollen und auch nicht, was sie für ihr Leben wollen. Eine klare Vorstellung hiervon ist die erste, oben genannte wichtige Voraussetzung.
Ich kenne das selbst. Ich war auch dort. In der Anstellung als Führungskraft war das Wollen relativ eingeschränkt. Wer fragt da schon danach, was DU willst… Eigene Ziele waren oft nicht mit denen des Unternehmens kompatibel. Anpassung war wichtiger.
Ich konnte das irgendwann nicht mehr: so handeln und tun, als wären die Unternehmensziele auch meine, als wäre ich mit allem einverstanden.
Nach dem Ausstieg aus dem Job war freies Denken und Wünschen wieder möglich. Doch es war fast, als hätte ich das Wollen verlernt. Ich hatte meinen “Wunschmuskel” darauf trainiert, sich innerhalb von vorgegebenen Grenzen und Optionen zu bewegen. Möglichkeiten darüber hinaus sah ich überhaupt nicht mehr.
Ich brauche keine Geschäftsidee
Diejenigen, die sich selbstständig machen, um dasselbe zu tun wie vorher, sagen vielleicht: Mir macht mein Job inhaltlich immer noch Spaß. Ich will nur die Einschränkungen durch die Organisation nicht mehr. Wenn ich selbstbestimmt arbeiten und dabei so viel verdienen kann wie vorher, dann bin ich schon zufrieden. Mir macht es auch nichts aus, meine Zeit gegen Geld zu tauschen.
Deshalb brauche ich keine Geschäftsidee.
Wer so denkt, schätzt aus meiner eigenen Erfahrung die Situation völlig falsch ein. Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass er nie in den Genuss der Vorzüge einer Selbstständigkeit – die erwünschte Selbstbestimmung – kommen wird. Viele dieser Selbstständigen gehen letztendlich resigniert in eine Anstellung zurück, weil sie sich das ganz anders vorgestellt hatten. Denn diese Art der Selbstbestimmung führt in ein neues Hamsterrad. Glaube mir, wenn du den Aufträgen hinterherrennen musst, weil du kein fundiertes Geschäftsmodell hast, das dich vom Tausch deiner Zeit gegen Geld löst, dann hat das nichts mit Selbstbestimmung zu tun. Dann hast du ein Business, das in Wahrheit aber ein Job ist.
Eine attraktive Geschäftsidee, die in erster Linie DICH begeistert
Auch wenn du BeraterIn, Coach oder DienstleisterIn werden willst und im Grunde genau das auf eigene Rechnung anbieten willst, worin du in der Anstellung Know-how aufgebaut hast, brauchst du eine Geschäftsidee und v.a. ein Geschäftsmodell. Das heißt eine Vorstellung, wie dein Business in Zukunft aussehen soll, eine Mission, die du damit verfolgst und einen Plan, wie du es dahin entwickeln kannst. Etwas, das dich inspiriert und begeistert – die zweite wesentliche Voraussetzung vom Anfang dieses Artikels.
Es ist ein riesengroßer Unterschied, ob du dir ausmalst, WAS du tun wirst, z.B. welche Projekte du für Kunden bearbeiten oder welche Tätigkeiten du übernehmen wirst, oder WIE dein Business aussehen wird und WARUM (was du damit erreichen willst). Im ersten Fall denkst du sozusagen „von unten nach oben“ und fängst bei der Umsetzung an. Du arbeitest IM Business. Und du fühlst dich dabei sehr viel kleiner und unbedeutender als im zweiten Fall, wenn du „von oben nach unten – von der Strategie und deinen Zielen her“ denkst. Dann arbeitest du nämlich AM Business. Dies eröffnet viel interessantere und vielfältigere Möglichkeiten.
“Ich mache einfach so weiter wie bisher – nur selbstständig” ist nicht wirklich spannend und attraktiv, inspiriert dich nicht zu neuen Ideen und mobilisiert dich nicht, die extra Meile zu gehen. Nebenbei bemerkt macht es dich auch nicht zum anerkannten Experten.
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Entwickle ein Bild von deinem Business und sei sein Boss
Die Businessidee z.B. einer Marketing-Expertin ist dann nicht „Marketing-Beratung“ sondern besteht z.B. in einer Spezialisierung auf ein bestimmtes Teilgebiet für ein bestimmtes Problem und eine bestimmte Zielgruppe. Wesentlich ist das Resultat, das sie liefert und das definiert, warum gerade ihre Leistung für ihre Kunden relevant ist und welchen Impact sie auf ihre Kunden, die Branche oder vielleicht sogar die ganze Welt hat. Auf dieser Basis kann sie zielgerichtet und strategisch ihr Business aufbauen.
Wenn du „nur“ weg aus der Anstellung willst, aber nicht hin zu einem eigenen Business sondern im Grunde so weiter machen wie bisher, dann ist die Chance groß, dass du in einem neuen und schlimmeren Hamsterrad landest. Dieses Risiko laufen viele freien Berater, Freelancer, Coaches und Dienstleister. Dagegen war die Anstellung ein Spaziergang, denn neben deiner Leistung für die Kunden bist du als Selbstständiger nun noch für viele andere Dinge verantwortlich – wie Marketing, Kundengewinnung, Buchhaltung.
Deshalb entwickle ein Bild von deinem BUSINESS (nicht von deiner Arbeit), auch dann wenn du Freelancer bist, in dem du nicht der Erfüllungsgehilfe deiner Kunden sondern der Boss deines Geschäfts wirst.
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