In der letzten Podcast-Episode sprach ich mit Luk bereits über das Thema Neuorientierung in Krisenzeiten. Starten oder lieber noch warten? Wenn du dich dann tatsächlich entscheidest zu starten, also in die Selbstständigkeit zu gehen – was ist dann wichtig? Luk hat es zweimal getan und berichtet darüber, was er durch die Gründungen in Krisen gelernt hat.
HÖRE DIE PODCAST-EPISODE MIT UNSEREM GESPRÄCH HIER:
2007 verließ Luk seinen internationalen Führungsjob, weil er keinen Sinn mehr darin sah. Mitten in der damaligen Wirtschaftskrise entschied er sich für die Selbstständigkeit. Denn der Weg zurück in eine Anstellung war für ihn nicht denkbar. Zunächst orientierungslos und mit vielen Tests, was für ein Business es denn werden könnte, führte sein Weg zu seinem ersten Unternehmen iNostix.
Das war 2008. Andere hielten ihn für verrückt. Bei ihm jedoch überwog das Interesse und die Leidenschaft für das Thema Data Analytics und das speziell im Personalbereich.
Gegründet trotz Krise und als Subkontraktor gestartet
Zwei wesentliche Faktoren kamen Luk am Anfang zugute: Sein Netzwerk im Bereich HR und die vielen Gespräche, die er während seines Transitionjahres zwischen Anstellung und Gründung geführt hatte. Sie brachten ihm seine ersten Kunden. Das waren zu Beginn größere Beratungsunternehmen, für die er als Subkontraktor arbeitete.
Ein Meilenstein in der Geschichte von iNostix war schließlich eine große HR-Konferenz in Amsterdam, die Luk in Zusammenarbeit mit einer Fachzeitschrift organisierte. Dazu lud er alles ein, was im Personalbereich Rang und Namen hatte. Und er kannte sie alle aus der Anstellung – die Personalchefs der großen Unternehmen in Holland und Belgien – seine Zielgruppe.
Das klingt einfach, war es aber nicht. Als Keynote Speaker wollte er nämlich den in den USA bekanntesten Experten, den People Analytics Manager von Google.
Und er kam tatsächlich!
Ab diesem Zeitpunkt nahm die Entwicklung der Firma Geschwindigkeit auf. Denn plötzlich waren da Fachzeitschriften, die Luk als Kolumnisten und Konferenzveranstalter, die ihn als Keynote-Speaker haben wollten. Und so wurde er zu DEM Experten in Europa, für ein Thema, das bis zu diesem Zeitpunkt nur in den USA und UK bekannt war.
In der Krise kleinere Produkte
Eigentlich wollten sie die großen Deals. Komplexe Analyse-Projekte für große, internationale Unternehmen. Doch sie merkten schnell, dass sie die Einstiegshürde in dieses noch neue Thema niedriger machen mussten. So gaben sie interessierten Kunden zu Beginn einer Zusammenarbeit die Möglichkeit, mit kleinen analytischen Pilot-Projekten zu starten.
Key Learnings:
- Netzwerk aufbauen und nutzen – und sei es am Anfang auch noch so klein
- Sichtbar werden und dabei keine Scheu vor großen Namen haben
- Für den Start ist es eine gute Option, mit Partnern zu arbeiten
- Einstiegsprodukte anbieten, die den Kunden eine Beauftragung erleichtern
Von den Ereignissen überrascht: Gegründet trotz Krise
2016 wurde iNostix von Deloitte gekauft und Luk ging als Gründer für die Integration einige Jahre zu Deloitte.
Er hatte von vorneherein geplant, nur für eine befristete Zeit dort zu bleiben, denn er wollte seine Freiheit. Ende 2019 startete er mit seinem zweiten Business, und zack war Corona da.
Die Welt seiner neuen Zielgruppe, Berater, stand Kopf – wie die so vieler anderer auch. Ihre Aufträge wurden storniert, klassische Beratung vor Ort fand nicht mehr statt, virtuell waren sie noch nicht angekommen.
Luks Pilot-Projekt sollte ein Retreat auf Ibiza im März 2020 sein. Wenige Tage davor gab es keine Flüge mehr. Die Woche musste storniert werden. Doch schnell war eine Alternative gefunden.
Flexibel sein und umdenken
Den Kopf in den Sand zu stecken kam nicht in Frage. Kunden verlieren? Selbstständigkeit aufschieben? No way. Was können wir stattdessen machen? Aus dem Retreat auf Ibiza wurde eine mehrmonatige Begleitung im virtuellen Meeting-Raum. Mit tollen Ergebnissen und Kunden, die zu Freunden wurden.
Anpassung schien auch in Bezug auf die Zielgruppe angebracht. Die Beratungsunternehmen waren mehr oder weniger handlungsunfähig. Deshalb wandte sich Luk vorübergehend an Soloberater. Nicht mit einem Produkt, sondern mit kostenloser Beratung. Er bot über LinkedIn 30 gratis Beratungsgespräche an, die innerhalb von Stunden ausgebucht waren.
Das brachte kurzfristig keine Einnahmen, dafür zahlreiche vielfältige Erkenntnisse und im Endeffekt zwei Kunden, obwohl verkaufen gar nicht das Ziel war.
Key Learnings:
- Umdenken: Wie kann’s noch gehen?
- Flexibel sein und anpassen: Wer braucht JETZT was?
- Die Zeit nutzen und helfen – und lernen
Zwei Mal gegründet trotz Krise, zwei Mal geschafft
Grundvoraussetzung ist aus meiner Sicht die (positive) Herangehensweise und Flexibilität. Qualitäten, die jeder und jede Selbstständige sowieso in jedem Fall haben sollte. Denn Auf und Ab – that’s life. Und Business Life. 😉
Wie du in einer Rezession neue Wege gehen kannst, dazu hat Luk einen Blogartikel geschrieben (klick!).
Wenn du dich nun an deine Gründung wagen willst, möchte ich dir noch eines sagen: Es muss nicht immer direkt der Sprung ins kalte Wasser sein – so wie Luk das tat. Es geht auch auf sanftere Art und mit relativ geringem Risiko.