Ausstieg aus der Karriere: Eine Anleitung, (endlich) eine Entscheidung zu treffen


DON’T OVERTHINK!… hat mir mein damaliger Coach aus den USA auf den Flipchart geschrieben. Einerseits fühlte ich mich ertappt, andererseits wehrte ich mich, denn schließlich kann es nicht schaden, erst mal zu denken bevor man handelt und am Ende was falsches tut. Zum Beispiel beim Ausstieg aus der Karriere.

Ja und nein.

HÖRE DIE PODCAST-EPISODE:

 

Die Gefahr, zu wenig nachzudenken bevor wir aktiv werden, ist bei den meisten von uns ziemlich gering. Gerade auch, wenn wir aus Management- und Führungsrollen kommen.

Wir neigen eher dazu, zu viel zu denken, alles vorausplanen zu wollen, uns doppelt und dreifach abzusichern, auf den perfekten Zeitpunkt zu warten und damit Risiken zu minimieren.

Es sind nicht die Umstände, die den Ausstieg aus der Karriere so schwer machen

  • Was, wenn es nicht funktioniert?
  • Was, wenn ich nicht gut genug bin?
  • Was, wenn ich nicht genug Geld verdiene?
  • Was, wenn ich vom Regen in die Traufe komme?

Fragen über Fragen, die deine Gedanken beschäftigen und dich im Kreis denken lassen.

Doch es sind nicht die fehlenden Antworten auf diese Fragen, die dich behindern. Es sind auch nicht die Umstände, die wir oft verantwortlich machen: Die Zeit, das Geld, die Möglichkeiten, die Familie,…

Der größte Showstopper, der dich am Ausstieg aus der Karriere hindert, ist deine Unentschlossenheit und die rührt daher, dass du nicht aktiv bist. 

Aber: So fühlt sich das überhaupt nicht an!

Warum Nachdenken über deinen Ausstieg aus der Karriere dich nicht weiter bringt

Wir Overthinker – ja, ich zähle mich auch dazu – SIND doch aktiv. Wir tun ja was. 

Wir denken. 

Und wir recherchieren und lernen. 

Wir eignen uns Wissen an. 

Wir sind genau und unermüdlich, wenn es darum geht, den Dingen auf den Grund zu gehen.

Wir überlassen nichts dem Zufall. Um zu entscheiden brauchen wir eine ordentliche Grundlage. Und eine so wichtige und weitreichende Entscheidung wie der Ausstieg aus der Karriere, muss außerdem auch im richtigen Moment getroffen werden.

Bei dieser Vorgehensweise gibt es zwei wesentliche Probleme:

  1. Endlose, übertriebene Recherche und Überlegungen verunsichern eher, werfen immer neue Fragen auf und schüren mehr Zweifel, als dass sie eine Entscheidung fördern.
  2. Du beschäftigst dich zwar im Kopf mit deinem Thema, aber du „tust“ nicht wirklich etwas.

Der Unterschied zwischen Beschäftigung und Aktion

James Clear hat in seinem Bestseller Atomic Habits sehr gut den Unterschied zwischen Motion und Action beschrieben.

Motion ist, wenn du dich mit etwas beschäftigst, was jedoch kein Resultat in Richtung deines Ziels bringen wird.

Action hingegen ist ein Verhalten, mit dem du etwas umsetzt, das dir Ergebnisse bringt.

Viele haben das gute Gefühl, aktiv zu sein, etwas zu tun, sich um das Thema Ausstieg aus der Karriere zu kümmern, indem sie recherchieren, lesen, lernen. Bis zu einem gewissen Punkt macht das auch durchaus Sinn. Aber wenn sie nie in Action, in die Umsetzung kommen, werden sie damit nie so weit kommen, eine Entscheidung zu treffen.

Es ist einfach, dir einzureden, dass du Fortschritte machst. Du machst z.B. eine Ausbildung (die wahrscheinlich gar nicht nötig ist), du brainstormst Ideen, du nimmst an Kursen teil, vielleicht hast du sogar einen Coach, u.s.w. „Das geht doch in die richtige Richtung.“, denken wir uns. 

Du hast das Gefühl, dass du Dinge erledigst. Aber tatsächlich bereitest du dich nur darauf vor, etwas zu erledigen. In Wahrheit prokastinierst du.

Um die Entscheidung für den Ausstieg aus der Karriere zu treffen, reicht auch ein Coaching nicht aus

Es reicht nicht, Bücher zu lesen, wenn du aussteigen willst. So lange du nicht wirklich in Aktion gehst, wird sich nichts ändern.

Wenn du schon ein Jahr lang Stellenanzeigen studierst oder dir Gedanken über eine Selbstständigkeit machst und dadurch aber tatsächlich nichts passiert, dann wird es das in Zukunft auch nicht tun.

Selbst ein Coach kann das nicht ändern. Er kann dir nur dann helfen, wenn du bereit bist, den Weg zu GEHEN.

Warum ist lesen und recherchieren nicht Umsetzung wie ich sie meine? Der entscheidende Punkt ist, dass du dabei im Kopf bleibst. Du musst ins Handeln kommen, das dich Erfahrungen machen lässt, indem du Dinge von Außen zurück bekommst. Erfährst und spürst.

Wenn du Resultate verändern willst, musst du dein Verhalten verändern

Wenn das, was du jetzt tust für dich nicht funktioniert, heißt das, du willst ein anderes Ergebnis und dafür wiederum ist ein anderes Verhalten notwendig.

Overthinker neigen dazu, immer und immer wieder das Gleiche zu tun. Und damit nicht eine Entscheidung zu treffen, sondern sie immer nur vorzubereiten.

Das geht bis zur Erschöpfung und zur Frustration, weil sie wahnsinnig beschäftigt sind und sich damit immer mehr festfahren. Und sich damit selbst verrückt machen.

Menschen, die zu lange warten, in der Unentschiedenheit feststecken und keine Entscheidung treffen, kommen in ihrem Beruf nicht voran – und weil dies ein bedeutender Teil unseres Lebens ist, wirkt sich das auf genau dieses aus. Du trittst auf der Stelle.

Ich finde das besonders schlimm, weil ich weiß und sehe, was auf der anderen Seite alles möglich wäre.

Wie du die Entscheidung zum Ausstieg aus der Karriere triffst

Das Paradoxe ist, dass die meisten Overthinker wissen, dass sie Overthinker sind. Und sie können sich nicht daraus befreien. Wie kannst du also ausbrechen aus dieser Schleife und endlich entscheiden?

1. Der richtige Zeitpunkt:

Finde heraus, ob die Veränderung tatsächlich JETZT für dich WICHTIG ist.

Das ist nicht einfach, vor allem dann, wenn du auf der einen Seite zwar unzufrieden bist, auf der anderen dein Job aber auch nicht ganz schlecht ist. Die Entscheidung kannst du meist erst dann treffen, wenn der Schmerz, zu bleiben, wo du bist und dich nicht zu verändern größer ist als der der Veränderung.

Prüfe: Warum stelle ich meine Situation überhaupt in Frage? Kommt die Frage immer wieder und wenn ja, warum? Und warum komme ich immer wieder an diesen Punkt, an dem ich mich nicht entscheiden kann?

Sei ehrlich dir selbst gegenüber:

Wenn der Gedanke, dich verändern zu wollen, täglich wiederkommt und du dauernd überlegst: Was wäre wenn… Sollte ich nicht die Chance ergreifen…

Dann ist das ein Zeichen, dass der Zeitpunkt, eine Entscheidung zu treffen, gekommen ist.

Wenn das nicht der Fall ist, dann kümmere dich um die Dinge, die im Moment wichtiger sind für dich und die dich mehr beschäftigen. Das ist genauso in Ordnung. 

Ich habe immer wieder Kunden, die ein, zwei oder sogar drei Jahre nachdem ich das erste Mal mit ihnen gesprochen habe, zurückkommen und sagen: Jetzt bin ich endlich bereit.

Übrigens ist das auch keine Zeitverschwendung. Sie haben die Zeit einfach gebraucht.

2. Verpflichtung

Committe dich, gebe dir selbst das Versprechen, in Aktion, also in die Umsetzung zu gehen. Dinge anders zu machen, um andere Ergebnisse zu bekommen. Selbst wenn du noch nicht genau weißt, wie das aussieht. Bist du bereit, andere Dinge zu tun?

3. Kleine Schritte

Finde heraus, wer du bist und was du willst. Definiere dein Endziel und deine Prioritäten. Das was du im Leben willst. Und dann leite davon ab, was du morgen tun wirst. Was solltest du als Erstes tun?

Definiere kleine, machbare Schritte, arbeite in Sprints, z.B. mit Zeiträumen von ein oder zwei Wochen. Was ist EINE konkrete Sache, die du in einer Woche machen kannst.

Sei konkret: Statt „Businessideen recherchieren“ oder „Bewerbungen schreiben“ besser: Ich spreche innerhalb der nächsten Woche mit einer Person, die das macht, was ich machen möchte. Oder: Ich schreibe 5 Unternehmen aus der Branche X im Raum Y an.

Gehe einen machbaren Schritt nach dem anderen. Es geht nicht darum von 0 auf 100 zu beschleunigen, sondern um viele kleine Erfolge auf dem Weg. Das führt zu Klarheit und zu Momentum. Wenn du hingegen feststeckst, ist das erschöpfend und frustrierend. 

4. Termine und Partner

Stelle sicher, dass du umsetzt und nicht wieder ins bloße Denken zurückfällst.

Wie?

Indem du dir Termine setzt und indem du dir jemanden an die Seite holst, der dich verantwortlich hält.

Die größten Herausforderungen, die dich vor einer Entscheidung wie vor einer hohen Mauer stehen lassen

1. Perfektionismus ist das, was Overthinker in diese Dauerschleife hineinzieht. 

Das bringt dich 2 Schritte vorwärts und 4 zurück, weil du immer neue Fragen aufwirfst und Zweifel säst. Wenn du auf den perfekten Moment wartest, wird der nie kommen. Du bleibst in der Spirale.

Deshalb brauchst du die richtige Einstellung. Ein Mindset, das auf Wachstum und Entwicklung ausgerichtet ist. 

Kleine Schritte bringen dich vorwärts. Kontinuierlich, selbst, wenn es einmal der falsche Schritt ist. Auch das bringt dich weiter, auch dadurch lernst du etwas, das du sonst nie erfahren hättest.

Manche denken, diese kleinen Schritte, dieses Ausprobieren, Tests, Experimente und Gespräche seien Zeitverschwendung. 

Das ist doch witzig, denn das sind genau die gleichen Menschen, die zum Teil Jahre mit Nachdenken verbracht haben. DAS ist wahre „Zeitverschwendung“.

Jeder Call, jede Gelegenheit, jedes Gespräch, alles bringt dich näher zu deinem Ziel. Sogar, wenn du den Eindruck hast, du bist in einer Sackgasse gelandet. Es ist nie umsonst und bringt dich allemal schneller voran als das Denken.

2. Keine Hilfe annehmen wollen

Das Bild von Treibsand ist ein sehr passendes für die Situation. Je länger du auf der Stelle trittst, desto tiefer sinkst du und desto schwieriger wird es, dich daraus zu befreien.

Eine wesentlich größere Chance hast du, wenn du Hilfe zulässt. Wenn du die ausgestreckte Hand ergreifst und dich herausziehen lässt.

Deshalb, zum Abschluss mein Rat:

  1. Vergiss den Perfektionismus und fang HEUTE an. Schreib eine Sache auf, die du jetzt machst, um vorwärts zu kommen und wann du es machst.
  2. Nimm Hilfe an. Wenn du nicht weißt, was diese nächste Sache ist, frag‘ mich. Buche dir ein Beratungsgespräch, in dem wir deine Strategie definieren.

Zum kostenlosen Strategie-Gespräch kannst du dich hier melden.

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