Wenn du aus einer langjährigen Karriere heraus gründest, in der du viele Jahre verantwortungsvolle Positionen hattest, kann es sein, dass dein Mindset dir den Start in die Selbstständigkeit besonders schwer macht. Und das, ohne dass du es bemerkst. In dieser Podcast-Folge erkläre ich, was die richtige Einstellung für eine erfolgreiche Selbstständigkeit ist und welche 4 Mindset-Fallen du auf dem Schirm haben solltest.
Um ganz ehrlich zu sein… den Begriff „Mindset“ habe ich nicht gekannt, bevor ich mich selbstständig machte. Und als er mir zum Start meiner Selbstständigkeit fast inflationär aus allen Richtungen um die Ohren flog, habe ich ihn eher belächelt.
Generell war ich nicht besonders zugänglich für spirituell angehauchte Kurse oder Ratgeber, in denen es zum Beispiel um Themen wie Dankbarkeit oder Selbstliebe ging.
Allerdings konnte ich nicht leugnen, dass es immer wieder Aufgaben oder Herausforderungen gab, die mir das eine Mal leicht und ein anderes Mal total schwer fielen.
Und es gab ähnliche Situationen, in denen ich das eine Mal voller Begeisterung und Mut war und ein anderes Mal total verunsichert und voller Zweifel, und ich meine Fähigkeiten oder sogar meine ganze Person in Frage stellte.
Mir war schon klar, dass das mit meiner inneren Haltung zu tun haben musste. Doch ich brauchte einen Zugang, der weniger spirituell war.
Die richtige Einstellung für eine erfolgreiche Selbstständigkeit – So fand ich den Zugang
Ob du es glaubst oder nicht: Ich fand diesen Zugang in der Einstellung meines Vaters.
Meinen Vater musst du dir so vorstellen: Ein ganz bodenständiger Ur-schwäbischer Bauunternehmer, der für sein Geschäft lebte. Von „Mindset“ hatte er mit Sicherheit nie etwas gehört.
Doch er hatte sehr klare Werte und einen klaren Standpunkt.
Und ein paar ganz schlaue Sprüche auf Lager, die mich als Jugendliche sehr genervt haben.
Etwa:
Wenn du es nicht kannst, dann lernst du es eben.
Oder:
Geht nicht gibt’s nicht. Wenn man will, geht alles.
Du kannst dir vielleicht vorstellen, wie klasse so ein Spruch als Antwort war, wenn ich das Gefühl hatte, dass ich etwas nicht kann…
Aber, im Nachhinein betrachtet, ging mir auf einmal ein Licht auf.
Konnte es sein, dass das gar keine dummen Sprüche waren, mit denen mein Vater mich ärgern wollte? Konnte es sein, dass er diese Sprüche wirklich glaubte? Und danach lebte?
Und auf einmal dachte ich: Hey! Das ist ja Mindset! Krass!
Die richtige Einstellung entscheidet über deinen Erfolg
Das Mindset ist relevant, ja, meistens sogar ausschlaggebend für Erfolg.
Der Prozess läuft folgendermaßen ab:
Wir denken etwas, daraus resultieren Gefühle, die Gefühle bestimmen unsere Handlungen – was wir tun, wie wir es tun, mit welcher Energie wir es tun – und das wirkt sich auf das Ergebnis aus.
Mit einer positiven Einstellung gelingen Dinge leichter und besser als mit einer negativen.
Es ist ein Unterschied – ich glaube das ist für jeden nachvollziehbar – ob ich denke: Oje, das kann ich nicht. Oder – wie mein Vater zu sagen pflegte: Wenn ich’s nicht kann, dann lerne ich es eben.
Ich habe in meiner Beratung festgestellt, dass es Einstellungen gibt, die besonders Menschen, die langjährig in verantwortungsvollen Positionen waren, oft anhaften, die hinderlich sind, wenn sie sich selbstständig machen.
Doch das Dumme daran ist, dass einem das selbst gar nicht bewusst ist.
4 Mindset-Fallen, die die richtige Einstellung für eine erfolgreiche Selbstständigkeit behindern
Vorneweg: Es gibt weit mehr Fallen als vier. Ich widme mich hier den besonders subtilen.
Mindset-Falle #1: Das weiß ich schon bzw. ich weiß es besser
Ich will nicht sagen, dass alle, die mal Chef waren Besserwisser sind. Nein, so würde ich mich selbst auch nicht sehen. Und trotzdem bin ich in diese Falle getappt.
Bei mir äußerte sich das ganz häufig in einem „Jaaa, ABER…“. Immer hatte ich etwas einzuwenden oder wollte ich etwas differenzierter sehen oder noch eins oben drauf setzen.
Besserwisser hin oder her: Das Ego war hier auf jeden Fall im Spiel.
Und wenn die, die mir etwas sagen wollten – und von denen ich ja „eigentlich“ lernen wollte – dann auch noch wesentlich jünger als ich waren, mit gefühlt Null Erfahrung, dann fiel es mir besonders schwer.
Vor vielen Jahren sagte mein damaliger Coach aus den USA zu mir: „Sabine, you are a yeah-butter.“ Er wies mich gnadenlos auf jedes meiner Ja-aber hin und ich fing an, mir selbst auf die Lippen zu beißen, bevor mir diese zwei Worte wieder rausrutschten.
ICH wusste doch über Selbstständigkeit gar nichts.
Häufig wussten viel Jüngere es viel besser als ich.
Das, was ich wusste, war an dieser Stelle nicht hilfreich.
Obwohl ich schon mehrere Unternehmen aufgebaut und zum Erfolg gebracht hatte – mit meinem Start als Solo-Selbstständiger hatte das wenig gemeinsam.
Deshalb rate ich sehr zu Offenheit und zu der Bereitschaft, zu lernen. Lebenslang.
Und dir nicht zu schade zu sein, einen Rat anzunehmen oder Unterstützung in Anspruch zu nehmen. Das ist kein Eingeständnis von Schwäche oder Unvermögen, sondern ein Wettbewerbsvorteil.
Mindset-Falle #2: Leistung, Wissen und Erfahrung ist das, was zählt
In so vielen Berufsjahren haben wir „Karriere-Aussteiger in der Lebensmitte“ so viel Erfahrung und Wissen gesammelt und so viel geleistet, dass wir auf jeden Fall stolz darauf sein dürfen.
Das ist eine gute Basis, auf der wir eine Selbstständigkeit aufbauen können. Doch all dein Wissen und deine Erfahrung sind nichts wert, wenn sie für deine Kunden nicht anwendbar ist und keinen spürbaren Nutzen bringen.
Viele, die aus einer langjährigen Karriere kommen stellen sich zu breit auf. Es fällt ihnen unsagbar schwer, aus all dem, was sie mitbringen, das herauszuschälen, was für eine spezifische Kundengruppe relevant und nutzenstiftend ist.
Es ist absolut nachvollziehbar, wenn wir möglichst viel von unserem Wissen einbringen wollen. Doch was uns gut tut, hilft unserem Kunden nicht. Um ein klares Werteversprechen kommst du nicht herum. Und das bedeutet vor allem: Dich entscheiden, Dinge wegzulassen. Und vielleicht, dich weniger um dich zu drehen und um das, was du alles kannst, und mehr um den Kunden. 😉
Falle #3: Perfektionismus – ich habe einen Ruf zu verlieren
Es muss alles perfekt sein, bevor man es herzeigen kann.
… Website veröffentlichen? Erst, wenn wirklich alles stimmt.
… Ein Angebot für einen Kunden? Dazu braucht es erst eine Hochglanz-Powerpoint-Präsentation.
… Ein Video – ganz spontan?? Das muss ich skripten, planen, mehrfach aufnehmen, schneiden, optimieren,… bevor das ins Netz kann.
… Ein Social Media Post? Manche zögern tagelang, bis sie ihn endlich veröffentlichen.
Und dann erst die Arbeit mit den Kunden. Die muss natürlich auch perfekt sein. Versteh mich nicht falsch. Das sehe ich genauso. Nur gibt es unterschiedliche Stufen von perfekt. 😉
Wir sind so darauf bedacht – oder getrimmt – nur ja keinen Fehler zu machen, dass es manchmal schon fast paranoid ist.
Wenn du das so betreiben willst in der Selbstständigkeit, dann bist du entweder mit allem zu langsam oder du arbeitest dich zu Tode.
Ich rate dir, zu berücksichtigen und zu akzeptieren, dass du kein Team mehr hinter dir hast. Du darfst deine Corporate Ansprüche an die eines Solo-Selbstständigen anpassen.
Mindset-Falle #4: Ich bin Stratege – das Operative liegt mir nicht
Wenn man sich immer wieder sagt, dass man gut in Strategie ist, aber schlecht in der Umsetzung der operativen Details, dann werden die Details immer ein lästiges Problem sein.
Es wird Bereiche im Business geben, die du nicht magst – die Klassiker sind Buchhaltung und Akquise – und die du noch nie vorher gemacht hast, weil es immer Mitarbeiter bzw. ganze Abteilungen dafür gab.
Die darfst du jetzt selbst übernehmen. 😊
Du bist – zunächst jedenfalls – alles in Personalunion. Das kannst du nicht? Da halte ich es wie mein Vater 😉: Dann musst du es eben lernen. Und dabei hilft eine positive Einstellung ungemein.
Die richtige Einstellung für eine erfolgreiche Selbstständigkeit durch Perspektivenwechsel
Meine Empfehlung ist immer: Perspektivenwechsel. Rüber auf die positive Seite. Beim Thema Verkaufen etwa – wenn du Akquise nicht magst – sieh die positive Seite. Was, wenn dein potenzieller Kunde dein Angebot unbedingt braucht, es aber nicht findet, weil du es ihm nicht anbietest? Das ist unterlassene Hilfeleistung!
Und wenn für dich Verkaufen – um beim Beispiel zu bleiben – Druck bedeutet, nimm den Druck einfach raus. Mir gelingt das, wenn ich die Haltung – also das Mindset 😉– einnehme, dass ich meine Kunden im Verkaufsgespräch berate, so dass sie eine informierte Entscheidung treffen können, ob meine Leistung für sie passend ist oder nicht.
Wie findest du diesen Ansatz?
Natürlich hat jeder seine Glaubenssätze und gerade, wenn man sich selbstständig macht, werden diese häufig getriggert, weil man so viel neues machen muss. Und selbstverständlich haben diese Glaubenssätze nicht nur Leute, die aus einer langjährigen Anstellung heraus gründen.
Die Situationen und Anforderungen von Anstellung und Selbstständigkeit sind einfach zu unterschiedlich, als dass es einfach ist. Und doch glaube ich, dass Menschen mit viel ErFAHRung – und dadurch auch vielleicht ein bisschen eingeFAHRENer Denkweise – es noch etwas schwerer haben, ihr Bild von dem, was geht oder nicht und was wie gemacht werden muss zu verändern.
10 Mythen und Fehleinschätzungen, die gerade Menschen mitbringen, die aus einer Karriere heraus gründen, habe ich in diesem Blogpost (klick hier!) beschrieben.
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Und wie du verkaufst, ohne zu verkaufen, liest du hier: https://sabinevotteler.com/erfolgreich-verkaufen-ohne-zu-verkaufen/
Oder schaust du hier: https://youtu.be/xrgZ3WDcTHs
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