Vom Manager zum Selbstständigen

Vom Manager zum Selbstständigen – Was ist anders, was musst du berücksichtigen?


Ist es nicht dasselbe, wie bei jedem anderen auch, wenn Führungskräfte und Manager sich selbstständig machen? Auf dem Weg vom Manager zum Selbstständigen – welche besonderen Vor- und Nachteile erwarten dich da?

 

HIER GEHT’S ZUR PODCAST-EPISODE:

Über dieses Thema habe ich deshalb so intensiv nachgedacht, weil mir der Redakteur eines Online-Magazins einmal eine ziemlich unfreundliche Abfuhr erteilte, als ich ihm diesen Inhalt anbot. „Was soll anders sein? Führungskräfte und ManagerInnen haben genau die gleichen Hürden wie jeder andere Gründer auch.

Da hatte er leider keine Ahnung!

Aber ok, mir war das auch nicht klar. Und dabei befand ich mich an genau dieser Stelle – von der Führungskraft bzw. vom Manager zum Selbstständigen, dachte damals aber ebenfalls nicht an diese Punkte. Sie wären mir nicht in den Sinn gekommen und sind mir erst im Nachhinein aufgefallen…

Was also ist anders – und damit meine ich nicht die offensichtlichen Dinge, sondern jene, an die man entweder überhaupt nicht denkt oder aber, die man völlig falsch einschätzt.

 

Vorteile, wenn du aus langjähriger Führungsposition in die Selbstständigkeit gehst

Allen anderen Punkten voran ist es die jahre- bzw. sogar jahrzehntelange Erfahrung. Ich unterscheide hierbei drei Kategorien.

  1. Fachliche Erfahrung, also z.B. In einem bestimmten Fach- oder Themengebiet, oder in einer Rolle, die bestimmte Erfahrungen und Fähigkeiten für ein Business mit sich bringt, wie z.B. Managementqualifikationen.
  2. Lebenserfahrung: Du hast schon viel durchstanden, schon viele Hindernisse bewältigt, diverse Höhen und Tiefen erlebt. Du weißt, wie du bestimmte Themen angehst, mit welchen Menschen du arbeiten kannst und mit welchen eher nicht. Du weißt, wie du in bestimmten Situationen reagierst, wie du tickst.
  3. Finanzielle Erfahrung: Damit meine ich, dass du zum einen eventuell ein finanzielles Polster hast, das du dir in all den Jahren angespart hast und von dem du in der ersten Zeit in der Selbstständigkeit zehren kannst. Oder auch die Erfahrung, wie du Geld beschaffen, den Gürtel enger schnallen oder Geld erfolgreich investieren kannst.

 

Nachteile bzw. die besonderen Fallen, wenn du vom Manager zum Selbstständigen wirst:

Hier meine ich nicht die offensichtlichen Herausforderungen, die viele haben (und an die der oben erwähnte Redakteur wohl dachte), wie etwa alle möglichen Ängste, z.B. finanzielle Ängste oder Versagensängste oder keine tragfähige Business-Idee zu haben oder mit den falschen Leuten zusammenzuarbeiten.

 

Drei subtilere und unvermutete Hürden

  1. Du bist nicht mehr Manager – ganz einfach?

Einer meiner Coaches sagte mal zu mir:

“Sabine, du arbeitest immer noch so, als wärest du in einer großen Firma angestellt und als hättest du eine riesige Organisation um dich. Du verlangst dir Dinge ab, als hättest du ein großes, schlagkräftiges Team hinter dir stehen. Hast du aber nicht. Deshalb ist dein Anspruch auf Dauer nicht durchhaltbar.”

Wenn wir uns selbstständig machen als Manager bzw. Führungskraft, dann beäugen uns natürlich eher Menschen, die uns kennen, als jemanden, der bisher nicht im Vordergrund stand. Und natürlich wollen uns da nicht blamieren, wenn wir mit der Selbstständigkeit in die Öffentlichkeit gehen. Deshalb muss alles perfekt sein, bevor wir starten.

Ich hatte zudem immer die Einstellung wirklich alles zu geben und wirklich alles bis zum letzten Detail zu optimieren. Wenn man das delegieren kann, wunderbar. Wenn nicht… burnout-verdächtig.

Viele haben auch Probleme mit der operativen Umsetzung. Viele meiner Kunden neigen dazu, zu viel Strategie und Planung zu machen und zu spät umzusetzen. Das addiert sich dann zum oben genannten Perfektionismus hinzu.

Ein ganz typisches Beispiel ist der Wunsch nach einer perfekten Website, bevor man sich um Kunden kümmert. Das führt zu unnötigen und kostenintensiven Verzögerungen. Falls das für dich finanziell kein Problem ist, so ist es doch relevant für dein Energielevel, wie schnell du Kunden gewinnst, und diese Energie ist wesentlich für die Motivation und damit den Erfolg.

 

  1. Du denkst nur in Zahlen, Daten, Fakten

Für mich war es auch unglaublich schwer, zu verstehen, dass ich erst mal MICH selbst kennen und verstehen musste. Ich hatte vorher schon mehrfach gegründet – für meinen Arbeitgeber. Da spielte ich selbst als Person nicht die große Rolle. Da ging es nicht darum, was ICH will oder wer ich bin. Das waren z.B. ein Modeversand und eine Eventagentur und die „gehörten“ nicht mir.

Aber wenn du dich selbstständig machst auf der Grundlage deiner Erfahrung und Expertise, mit deinem eigenen Kapital, dann bist DU die Basis für dein eigenes Unternehmen. DU und deine LEBENSZIELE stehen im Vordergrund. Und auch DIE PERSON, die DU werden willst, um deine Ziele zu erreichen, ist wichtig.

Das vergessen wir in der Anstellung oft. Und so bin ich auch nicht auf die Idee gekommen, bei mir zu schauen. Ich habe einfach ein Business-Modell entwickelt. Durchgeplant, wie in der Firma auch, dabei mein Innerstes jedoch überhaupt nicht berücksichtigt.

Und, ganz ehrlich: Ich wusste gar nicht so genau, was ich will, kann, am liebsten mache…

Das Thema Ich-Sein führt mich zu meinem 3. Punkt:

 

  1. Du bist nicht authentisch

In einer Anstellung spielen wir häufig eine Rolle. Nicht am Anfang der Karriere, meist schleicht sich das erst mit dem Fortschritt auf der Karriereleiter ein. Ich habe viele CEOs erlebt, die nicht authentisch sind, nichts von sich und dem, wer sie sind preisgeben, sich nach außen, gegenüber Kunden und auch Mitarbeitern sehr distanziert geben.

In einer „unechten“ Rolle wirst du als Gründerin oder Gründer nicht erfolgreich. Denn so wirst du nie in deiner vollen Kraft sein, die du definitiv brauchst.

Zusammenfassung:

Vorteile wenn du vom Manager zum Selbstständigen wirst:

  1. Fachliche Erfahrung
  2. Lebenserfahrung
  3. Finanzielle Erfahrung

 

Die drei Fallen, die kaum jemand vorhersehen kann:

  1. Du verhältst dich so als wärest du noch Teil eines großen Unternehmens.
  2. Du kennst dich zu wenig und das spielt in deiner Business-Welt keine Rolle.
  3. Du hast es verlernt, authentisch zu sein.

 

NOCH mehr Fallen habe ich beschrieben unter:

https://sabinevotteler.com/fuehrungskraefte-selbststaendigkeit/

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