Immer mehr Menschen fragen sich, ob sie noch im richtigen Job sind oder ob sie ihre Karriere neu erfinden sollen.
Lineare Laufbahnen werden seltener, unkonventionelle Karrierepfade mit Brüchen immer normaler. Da kommt die Neuauflage des Buches „Working Identity“ genau richtig. Dies ist das Buch, das ich am häufigsten weiterempfohlen habe. Es hat mir meine Karriere-Transition enorm erleichtert. Warum, erzähle ich in dieser Podcast-Episode.
Working Identity – Unkonventionelle Strategien, um deine Karriere neu zu erfinden – dieses Buch hat mein Leben verändert. Klingt pathetisch, ist aber so. 😉
Ich habe dieses Buch 2014 entdeckt, oder vielmehr: Mein Partner hat es entdeckt. Er studierte damals noch mal bei INSEAD und lernte dort die Autorin von Working Identity, Herminia Ibarra kennen.
Herminia Ibarra war zu der Zeit Professorin bei INSEAD, später auch an der Harvard Business School und heute an der London Business School. Ihre Fachgebiete sind Leadership und Karriereentwicklung.
Das Buch wurde bereits 2004 veröffentlicht und war damals seiner Zeit weit voraus. 20 Jahre später ist es relevanter als je zuvor. Deshalb gibt es seit Oktober 2023 eine überarbeitete Neuauflage.
Die Karriere neu erfinden – die Grundlage des Buches
Working Identity basiert auf wissenschaftlichen Erkenntnissen, die anhand vieler Einzelgeschichten über Menschen, die eine Karriere-Transition durchlaufen haben, erläutert und illustriert werden. Deshalb lässt es sich einfach lesen und verstehen, und an manchen Stellen ist es sogar spannender als ein Krimi. 😉
Den inhaltlichen Kern bildet die These, dass Wissen, was man will, das Ergebnis von Handeln und Experimentieren ist und nicht in der Theorie herausgefunden werden kann.
Damit stellt Herminia Ibarra ein neues Modell für die berufliche Neuerfindung vor, das allem widerspricht, was “Karriereexperten” lehren. Die sagen nämlich, dass wir zuerst wissen müssen, was wir tun wollen, bevor wir handeln und den richtigen neuen Weg für uns finden können.
Das erscheint auch logisch, und das macht es für die meisten schwer, zu akzeptieren, dass Nicht-Wissen ok ist und den Mut zu haben, etwas zu tun, ohne zu wissen, wohin es führt. Doch genau das ist der Schlüssel, um aus dem Gedankenkarussell auszusteigen.
Der herkömmliche Weg, vor dem Handeln Klarheit zu gewinnen, funktioniert deshalb nicht, weil eine Karriere-Transition genau durch die Unklarheit definiert wird. Hättest du nämlich Klarheit, dann wärest du nicht mehr in Transition. 🤭
In Transition bleiben die Menschen stecken, weil sie zwar wissen, was sie nicht mehr wollen, aber nicht wissen, was sie stattdessen machen sollen. Sie zögern ihre berufliche Veränderung hinaus, weil sie denken, dass sie zuerst mehr Klarheit brauchen, die sie auf diesem Weg aber nicht finden. Häufig bleiben sie durch das Warten stecken, bis sie ihren Arbeitsplatz verlieren oder durch ein anderes Ereignis zu einer Veränderung gezwungen werden.
Wenn du also das Gefühl hast, auf der Stelle zu treten und einfach nicht weiter zu kommen, dann ist der Grund nicht, dass du unfähig oder zu bequem bist, dass du nicht entscheidungsfreudig bist (in anderen Zusammenhängen bist du das wahrscheinlich absolut) oder dass du dich von Angst ausbremsen lässt, sondern, dass du einfach die falsche Methode anwendest. Du weißt nicht, wie du es angehen kannst.
Der neue Prozess der Career Transition in 3 Schritten – der Inhalt des Buches
Die herkömmlichen Methoden der beruflichen Neuorientierung funktionieren bei einer Karriere Transition nicht. Warum das so ist, wird im Buch erklärt.
Auf der Grundlage ihrer eingehenden Untersuchung von Fach- und Führungskräften im Karriere-Übergang skizziert Ibarra den neuen, aktiven Prozess der beruflichen Neuerfindung, der im Wesentlichen aus 3 Schritten besteht:
- dem Experimentieren mit neuen beruflichen Ideen, Tätigkeiten und Möglichkeiten,
- der Interaktion mit neuen Menschen, die sich außerhalb deiner bisherigen Bubble befinden und
- dem Interpretieren und Verstehen dessen, was mit uns passiert, wenn wir neue Dinge ausprobieren und erleben.
Beruflicher Wandel ist ein iterativer Prozess. Man kann nicht alles im Voraus planen. Man muss die Dinge im Lauf der Zeit herausfinden und nach und nach Anpassungen vornehmen.
Anhand fesselnder Geschichten zeigt Ibarra Schritte und Leitlinien auf, die allen erfolgreichen Neuerfindungen gemeinsam sind. Und sie leitet daraus auch konkrete Wege ab, die auch und ganz besonders dann helfen, wenn du denkst, dass deine Ideen unrealistische Hirngespinste sind, weil dir von allen Seiten abgeraten wird, alles auf den Kopf zu stellen und in eine ganz neue Richtung zu starten.
Working Identity ist sogar regelrecht ein Appell an den Träumer bzw. die Träumerin in dir, deinen verrückten Ideen nachzugehen.
Karriere neu erfinden – warum das Thema aktueller denn je ist
Working Identity war seiner Zeit weit voraus, als es 2004 zum ersten Mal veröffentlicht wurde, und ist heute in unserer turbulenten Zeit von Veränderung, von wirtschaftlichem Umbruch, aber auch einer neuen Sichtweise auf Arbeit, im Zeitalter von New Work von höchster Relevanz. In einer Zeit, in der viele darüber nachdenken, ob Arbeit in der herkömmlichen Weise noch Sinn macht.
Geschrieben hat Ibarra das Buch damals für Menschen in der Mitte der Karriere.
Doch das hat sich gewaltig geändert: Heutzutage stellen sich Menschen in allen Stadien ihrer Karriere tiefgreifende Fragen über die Art der Arbeit, die sie ausüben, wie viel Zeit sie dafür investieren und welchen Platz sie in ihrem Leben einnimmt.
Das hängt unter anderem damit zusammen, dass immer weniger Menschen das Leben in den drei “traditionellen” Phasen sehen: eine frühe Phase, die dem Lernen gewidmet ist, eine lange mittlere Phase, die der Arbeit gewidmet ist, und eine spätere Phase, die dem Genießen des Lebensabends gewidmet ist.
Stattdessen wechseln wir immer häufiger zwischen Arbeit, Jobs und Karrieren, zwischen Bildung und Lernen und zwischen Zeiten der Ruhe und Erholung hin und her.
Es handelt sich dementsprechend nicht mehr nur um eine Frage in der Mitte des Lebens (Stichwort Midlife Crisis), die nur einmal aufkommt. Die technologische Entwicklung und die zunehmende Veränderungsgeschwindigkeit verändern Arbeitsplätze und Unternehmen in einer Weise, die eine ständige berufliche Neuerfindung erfordert. Das heißt, dass markante Übergänge in einem länger werdenden Arbeitsleben nicht nur einmal vorkommen.
Was ist neu im Buch?
Ich habe die „alte“ Ausgabe durchgehend vielen „Karriereumsteigern“ empfohlen. Das Thema ist zeitlos und die Inhalte des Buchs sind es auch.
An der Neuauflage ist schön, dass die teils wissenschaftliche Sprache an einigen Stellen noch ein bisschen leichter gemacht wurde und dass noch einige neue Fallbeispiele aufgenommen wurden. Ach, habe ich schon erwähnt, dass es das Buch nicht auf Deutsch gibt? Du musst es in Englisch lesen.
Außerdem hat Herminia Ibarra nun noch Übungen hinzugefügt, die dabei helfen sollen, den eigenen Karrierewechsel erfolgreich zu meistern.
Egal, ob du mitten im Berufsleben stehst oder gerade erst startest, Herminia Ibarras Buch hilft auf jeden Fall dabei, den eigenen, neuen Weg zu finden und zu ändern, um mehr Erfüllung im Beruf und im Leben zu erreichen.
Deshalb ist Working Identity mein Lieblings-Wirtschaftsbuch
Mich hat Working Identity damals in meiner eigenen Neuerfindung auf eine Weise angesprochen, wie es kein anderes Wirtschaftsbuch je geschafft hat.
Ich finde, mit dieser geschickten Kombination aus Geschichten und Wissenschaft kann man sich direkt identifizieren. Ich habe meine Situation sofort in den Stories wiedererkannt.
Es war so eine Erleichterung zu sehen, dass ich mit meiner seltsamen, mir selbst so unverständlichen Situation nicht allein war. Dass es noch andere, genauso „komische“ Menschen gab.
Beim Lesen fiel bei mir ein Groschen nach dem anderen – so viele praktische Erkenntnisse, auf die ich im Leben nicht gekommen wäre, weil sie einfach nicht intuitiv sind. Und die sind sogar wissenschaftlich untermauert!
Da stand schwarz auf weiß, dass der Prozess normal war. Dass ICH normal war!
Ich habe dieses Buch häufiger empfohlen als jedes andere. Und ich habe gesehen, wie es so vielen Menschen geholfen hat.
Wenn du also in der Situation bist, dass du weißt, du brauchst etwas Neues, aber nicht weißt, was das ist (oder wenn du jemanden kennst, dem es so geht), dann besorge dir dieses Buch (hier!).
Übrigens hat mich dieses Buch damals so nachhaltig beeindruckt, dass ich die Erkenntnisse in meinem Coaching und meiner Beratung anwenden wollte. So entstand mein Coaching-Programm „Managers in Transition“, in dem ich sehr viel von Herminia Ibarras Forschung verarbeitet habe.