Ausstieg aus dem Job

Bist du wirklich bereit für den Ausstieg aus dem Job?


Ausstieg aus dem Job.

Noch mal ganz neu starten.

Das Alte hinter dir lassen.

Träume endlich verwirklichen.

Den wahren, eigenen Interessen folgen.

Das ist es, was viele sich wünschen, wenn sie über einen Ausstieg aus dem Job und dem Start in die Selbstständigkeit nachdenken.

Doch ist das wirklich machbar? „Traue ich mir das zu?“

Die andere Seite holt sie meistens schnell auf den Boden der Tatsachen zurück:

  • Zweifel und Ängste, die sie sich selbst für verrückt erklären lassen.
  • Unzufriedenheit mit sich selbst, weil man nicht dankbar ist mit dem, was man hat. Weil man sich nicht entscheiden kann, nicht so recht weiß, was man eigentlich tatsächlich will.
  • Hoffnung, dass es vorbei geht. Dass sich die Situation verbessert. Der Job doch wieder Spaß macht.
  • Und ganz reale Fakten, wie z.B. das gute Gehalt auf der einen Seite und die finanziellen Verpflichtungen auf der anderen, was einen Ausstieg aus dem Job mitunter als irrsinnig erscheinen lässt.

 

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Der häufigste Grund, über den Ausstieg aus dem Job und eine Selbstständigkeit nachzudenken

Forscher der Stanford Graduate School of Business und der Chicago Booth School of Business haben herausgefunden, dass der häufigste Beweggrund auf eine Selbstständigkeit umzusatteln ursächlich nicht etwa die Lust zu gründen, sondern Frust ist. Frust in der Situation als Angestellte/r.

Ja, es geht letzten Endes durchaus um die Erfüllung von Träumen, um den Wunsch, sich selbst zu verwirklichen, das tun zu können, was den eigenen Interessen und Potenzialen entspricht, Wertschätzung zu erfahren und vieles mehr. Doch der Anstoß und der Druck, tatsächlich einen Schritt in Richtung Ausstieg aus dem Job und Selbstständigkeit zu machen, entsteht meist aus Frustration.

Das sehe ich auch in meiner Beratungspraxis.

Gerade bei Arbeitnehmern 45plus kommen hier einige Gründe zusammen, die sie aus meiner Sicht für den Gedanken an eine Selbstständigkeit besonders empfänglich machen:

  • Das sich mit fortschreitendem Alter verstärkende Bewusstsein, dass das Leben endlich ist und die dabei meist aufkommende Hinterfragung des bisherigen Verlaufs sowie die Frage nach dem eigentlichen Sinn.
  • Damit verbunden, die zunehmende Aversion gegen Verschwendung wertvoller Lebenszeit mit Dingen, die keinen Spaß machen oder damit, Situationen auszusitzen.
  • Das Gefühl, „alles schon gesehen zu haben“ und im altbekannten Bereich keine großen Sprünge mehr machen zu können.
  • Der mit den Jahren zunehmend schwieriger werdende Jobwechsel in ein neues Arbeitsverhältnis – der bei Unzufriedenheit natürlich auch eine Option wäre.
  • Die Karriereleiter, auf der man am Ende angekommen scheint – zumindest auf der Stufe, wo man immer hinwollte und damit die wegfallende Motivation, sich für einen Aufstieg einzusetzen.
  • Die Verschiebung der Prioritäten und die Veränderung von Werten im Leben. Sinn, Freiheit und Wirksamkeit gewinnen an Bedeutung. Macht, Geld und Status werden unwichtiger.

 

Ist es nur weg vom ungeliebten Job? Oder ist es tatsächlich ein Hin zur Selbstständigkeit?

Angesichts der oben genannten Punkte erscheint eine Selbstständigkeit als attraktive Alternative. Endlich Freiheit und tun, was man will. Was früher in der Karriere häufig als zu „klein und unbedeutend“ abgetan wurde (nein, wir wollen in großen Unternehmen RICHTIG was zu sagen haben – Ego lässt grüßen), wird plötzlich spannend und zum vermeintlichen Ideal für persönliche Erfüllung und Selbstverwirklichung.

Doch ist es das wirklich? Oder hast du dich in eine Wunschvorstelllung verliebt, die du im Moment durch die Gläser einer rosaroten Brille siehst?

 

Wie du herausfindest, ob du den Ausstieg aus dem Job und die Selbstständigkeit wirklich willst

Das ist gar nicht so leicht festzustellen. Die aus meiner Sicht einzige Option ist, es zu testen. Testen bedeutet nun nicht, dass du dich „zur Probe“ selbstständig machen sollst.

Was du aber auf jeden Fall ganz einfach tun kannst:

  • Baue dir einen Bekanntenkreis von Menschen auf, die schon getan haben, was du vorhast. Lerne von ihren Erfahrungen.
  • Besuche Veranstaltungen, wo du auf Selbstständige triffst, die Vorbilder und Unterstützer für dich sein können.
  • Probiere verschiedene Dinge aus, die du dir als Business vorstellen könntest. Mache es z.B. einfach mal für Freunde. Oder begleite jemanden, der bereits in diesem Geschäft ist, durch seinen Tag.

Wichtig ist, dass du ERLEBST und FÜHLST, wie es dir dabei geht. Die reine Vorstellung reicht nicht aus, um dir ein realistisches Bild zu vermitteln.

 

Bist du wirklich schon startklar für den Aufbau einer Selbstständigkeit?

Ich habe immer mal wieder Interessent*Innen, die mit mir zusammenarbeiten und sich mit meiner Unterstützung selbstständig machen wollen, denen ich sage, dass das keinen Sinn macht, weil sie noch nicht bereit sind.

Da war neulich zum Beispiel die freigestellte Karrierefrau, die nach 3 Jahren Auf-der-Stelle-treten, Degradierung und allmorgendlichen Bauchkrämpfen die Reißleine gezogen hatte. Dazu hatte sie keine Lust mehr! Mehr als nachvollziehbar.

Sie wollte etwas Neues.

  • Vielleicht ein „buntes Portfolio“ an Freelancer-Aktivitäten, dachte sie sich. („Bunt“ und „Freelancer“ ist für mich ein doppeltes Nein 😉 – mehr dazu an anderer Stelle.)
  • Sie habe 1.000 Ideen, doch keine Struktur und könne sich nicht entscheiden. (Das geht vielen so, weil wir intuitiv im Außen suchen, was jedoch nicht funktioniert.)
  • Sie reagiere auf Headhunter-Angebote, obwohl ihr bei all den Jobangeboten vieles nicht passe, doch nach den „schlechten“ Jahren, würde ihr Ego doch gern noch einmal beweisen, dass sie es doch könne. (Tipp an dieser Stelle: Ermittle deine Werte und beurteile deine Entscheidungen anhand dieser. Auf diese Weise konnte ich damals meinen „Traumjob auf dem Silbertablett“ ablehnen und habe es nie bereut.)

 

Nicht entscheidungsfähig zu sein, führt nicht zur Selbstständigkeit

Wahrscheinlich erkennst du, was diese Frau inmitten ihrer Situation selbst nicht sehen konnte: Sie war noch nicht reif für die Selbstständigkeit. Sie WOLLTE bereit sein. Sie WOLLTE, dass endlich etwas voran geht.

Ich kann die Ungeduld zu 100 % verstehen. Das Gefühl, dass es jetzt aber langsam Zeit wird, mal wieder was zu tun und Geld zu verdienen. Doch glaub‘ mir: Genau dieses gefühlte Nichtstun ist Schwerstarbeit. Und wichtig.

Es macht keinen Sinn, in dieser Situation etwas vom Zaun zu brechen. Um diese Periode zu überstehen, ist Gelassenheit gefragt. Man spricht auch von der „neutralen Zone“ und hier habe ich mehr darüber geschrieben.

 

Das Szenario „Starten, bevor du für den Ausstieg aus dem Job bereit bist“

Es ist normal, wenn du dich noch nicht entscheiden kannst. Leider hilft es nicht, wenn du einfach die Entscheidung triffst, dass du jetzt in die Selbstständigkeit gehst obwohl du hin- und hergerissen bist.

Wäre ich mit der erwähnten Interessentin gestartet, so wäre mit ziemlicher Sicherheit folgendes passiert:

Wir hätten einige Wochen zusammengearbeitet, bis sie angefangen hätte, das bis dahin entwickelte Businessmodell in Frage zu stellen. Die ersten schwierigeren Schritte, wie Kundeninterviews oder der Start in die Sichtbarkeit, hätten sie zu zweifeln beginnen lassen, ob die Selbstständigkeit wirklich das Richtige für sie sei.

Vielleicht wäre plötzlich ein tolles Jobangebot um die Ecke gekommen, das sich in dieser neuen Situation auf einmal so viel einfacher dargestellt hätte als eine Selbstständigkeit. Die wahrgenommenen Nachteile der Anstellung wären vielleicht kaum mehr spürbar gewesen und sie hätte vor allem die Vorteile gesehen. Vielleicht hätte sie das Jobangebot angenommen.

Wenn nicht, wäre sie doch verunsichert und verwirrt gewesen und hätte vermutlich eine Pause von der Arbeit am Ausstieg aus dem Job und dem Einstieg in die Selbstständigkeit gebraucht.

Und so zöge sich der Prozess unnötigerweise in die Länge, weil wir mehrere Runden drehen würden. Grundsätzlich nicht schlimm, doch es nimmt den Drive, den Schwung, das Momentum und die Energie aus dem an sich so fantastischen und kreativen Prozess des Geschäftsaufbaus.

 

Der ultimative Test, ob du bereit bist, aus deinem Beruf auszusteigen und dich selbstständig zu machen

Stell‘ dir doch mal folgendes vor:

Morgen ruft ein Headhunter an und bietet dir den Traumjob auf dem Silbertablett an. Wie ist deine Reaktion?

Neulich fragte ich genau das eine Kundin. Sie überlegte den Bruchteil einer Sekunde und schüttelte dann energisch den Kopf: No way. Damit bin ich durch.

Und du?

Ängste und Zweifel sind normal und nicht per se ein Zeichen, dass du noch nicht so weit bist. Wir starten meistens, bevor du 100% bereit bist, denn der Weg entsteht im Gehen. Es ist diese Hin- und Hergerissenheit, die ein Hinweis sein kann. Frustration im Job lässt sich auch mit anderen Mitteln lösen, außer einem „Nichts wie weg, so schnell und so weit wie möglich“.

 

Zusammenfassung

In der Zusammenarbeit mit vielen Kunden habe ich festgestellt, dass Menschen, die sich selbstständig machen wollen, damit meistens eine frustrierende Situation beenden wollen. War bei mir genauso.

Mir ist auch aufgefallen, dass es für manche noch zu früh ist, mit dem Aufbau der Selbstständigkeit zu beginnen. Sie sind dafür noch nicht fertig. Die Entscheidungsphase ist noch nicht weit genug fortgeschritten.

Diese Phase ist unangenehm und zieht sich manchmal wie Kaugummi in die Länge. Doch wenn wir in dieser Phase schon das Business starten, verschenken wir wertvolle Zeit und vor allem Spaß an der Selbstständigkeit.

Deshalb lohnt es sich wirklich, sich klar zu machen, wo man im Trennungs- und Neuanfangsprozess eigentlich steht.

 

Photo by Matt Winkleft on unsplash.com

Häufig gestellte Fragen:

Ich bin unzufrieden in meinem Job. Ist der berufliche Ausstieg die richtige Lösung?

Der Ausstieg aus dem Job ist eine verlockende Perspektive, wenn du unzufrieden in deinem Beruf bist. Und tatsächlich ist der Schritt in die Selbstständigkeit eine tolle Möglichkeit, deine beruflichen Träume zu verwirklichen. Aber um zu verstehen, ob es das Richtige für dich zum jetzigen Zeitpunkt ist, ist es wichtig, dass du zwei Dinge getrennt betrachtest: zum einen die Gründe, warum du dich in deinem Job unzufrieden fühlst. Und zum anderen die Frage, ob du bereit für eine Selbstständigkeit bist. Das kannst du auch ausprobieren, ohne deinen Job gleich hinzuwerfen. Indem du mit anderen Selbstständigen sprichst, sie und ihren Alltag besser kennenlernst und vielleicht sogar in deiner Freizeit ein kleines Probe-Projekt startest, erlebst du, wie sich eine selbstständige Tätigkeit anfühlt.

Woran merke ich, dass ich bereit bin für den Ausstieg aus dem Job? Gibt es einen Test?

Du kannst zwei Dinge tun, um zu testen, ob du für den Ausstieg aus dem Job bereit bist. Das erste ist, ein Gefühl für die Selbstständigkeit zu bekommen. Probiere dich aus, überlege was du machen könntest, sprich mit Selbstständigen, schnupper in ihre Arbeit hinein. Du kannst auch mit einem Coach sprechen, der sich auf diese Thematik spezialisiert hat und dir die richtigen Fragen stellen kann. Und dann wende den zweiten Test an, die „Headhunter-Frage“. Stell dir vor, ein Headhunter ruft dich an und schlägt dir deinen Traumjob vor. Was tust du?

Ist der Weg in die Selbstständigkeit das Richtige für mich?

Ob der Weg in die Selbständigkeit das Richtige ist, ist sehr schwer zu beurteilen, wenn du noch mitten im Frust einer unbefriedigenden Anstellung steckst. Der alleinige Gedanke „ich muss raus hier“ ist kein guter Ratgeber und kein stabiles Fundament für eine selbstständige Tätigkeit. Du brauchst zunächst ein wenig Abstand und Klarheit, und dann solltest du dich mit dem Thema Selbstständigkeit intensiv, aber in Ruhe und ohne Druck befassen. Sprich mit Menschen, die den Schritt schon getan haben, lass dich beraten, suche den Austausch und sieh dir auch die Hürden und Herausforderungen einer Selbstständigkeit an. Wenn du motiviert bist und es „genau dein Ding“ ist, spürst du, dass es das Richtige ist und wirst genügend Energie und Ausdauer aufbringen, den Weg in die Selbstständigkeit zu gehen.

Wie gelingt der berufliche Ausstieg und ein Neuanfang mit 45plus?

Das Thema beruflicher Ausstieg und Neuanfang mit 45plus verursacht bei sehr vielen Angestellten große Angst und Unsicherheit. Noch mal neu durchstarten, ganz von vorne anfangen, alles komplett verändern ist einerseits verlockend. Andererseits kommen zutiefst verunsichernde Fragen auf wie „was soll ich denn dann machen“, „ich kann doch eigentlich gar nichts, womit man sich selbstständig machen kann“ und „was, wenn ich scheitere?“. Am meisten hilft es dir jetzt, Klarheit zu erlangen. Über dich, deine Werte, deine übergeordneten Lebensziele. Gleiche sie ab mit deiner gegenwärtigen Situation. Du wirst sehen, in deinem Leben hast du so reiche Erfahrungen und Fähigkeiten gesammelt, dass ein Neuanfang gerade mit 45plus nicht nur möglich sondern erfüllend und erfolgreich sein kann.

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