Über einen Artikel mit der Überschrift „Erfolgreich im Alter“ in der Süddeutschen Zeitung habe ich meine Interviewpartnerin kennen gelernt. Sie wurde zu ihrer Geschichte interviewt, und ich steuerte den fachlichen Hintergrund bei. Und nun hatte ich sie bei mir im Interview.
HÖRE DIE PODCAST-EPISODE HIER:
Diese Frau ist unglaublich. Mit ihren 72 Jahren hat sie sich die Neugierde, den Optimismus und den Tatendrang bewahrt, die Unternehmer:innen ausmachen.
Elke Jensen, studierte Möbeldesignerin, war viele Jahre sowohl angestellt als auch selbstständig. In einem Alter, wo andere in Rente gehen, entdeckte sie eine Marktlücke und entwickelte mit – wie sie sagt – „Mut und Übermut“ ein komplett neues Produkt. Sie gründete mit ihrem Citycaddy ein Unternehmen – kurz vor ihrem 70-sten Geburtstag!
Mit zunehmendem Alter stellte Elke sich die Frage: Wie erhalte ich das Gehen im Alter auch im städtischen Alltag? Sie hatte beobachtet, wie andere ältere Menschen damit umgingen und konnte die Herausforderungen selbst auch immer besser nachvollziehen.
Erfolgreich im Alter oder eine Schnapsidee?
Wie kam es zu der Idee, in einem Alter zu gründen, wo andere sich zur Ruhe setzen?
Dazu muss man wissen, dass Elkes gesamter Lebensweg recht unkonventionell war. Sie hatte sich schon einmal mit einem Laden selbstständig gemacht, aus dem dann eine Galerie entstand, die sie viele Jahre betrieb. Und parallel war sie als Interior Designerin angestellt, weil die Galerie sie nicht ernähren konnte.
Zwei Jobs gleichzeitig – das ist ja nicht für jeden was. Für Elke fügte sich das ganz organisch, denn es ging immer um verwandte Themen, und ihr Beruf erlaubte ihr dieses „Doppelleben“.
Erfolgreich im Alter – wie macht sie das finanziell?
„Die Rente ist übersichtlich, aber so what“, sagt sie.
Elke war schon immer bereit, an den Rand des Möglichen zu gehen. Existenzängste hatte sie nie. Sie wollte ihre Ideen umsetzen, davon konnten sie auch finanzielle Hürden nicht abhalten. Ich denke, das ist ihr Erfolgsrezept.
Wegen dem Geld hat sie nicht gegründet. Nee, dafür darf man es nicht machen, lacht sie.
Und ein Unternehmen zu gründen ist nochmal was ganz anderes als zum Beispiel eine freiberufliche Tätigkeit.
Die Entwicklung eines Produktes dauert einfach so lang. Zweieinhalb Jahre hatte sie sich gegeben. Gebraucht hat es 6 Jahre.
Man muss an das Projekt glauben, damit man auch andere überzeugen kann.
Und das finanzielle Risiko?
Woher kommt das Geld? Hat sie keine Angst?
Erfolgreich anders denken
An dieser Stelle sagt Elke etwas ganz Wichtiges: „Mein Denken war anders. Das Geld stand nicht zur Debatte. Ich wollte einfach dieses Produkt in die Welt bringen. Das war das Ziel. Wie ich das schaffen konnte, wusste ich da noch nicht. Aber wenn du so ein Ziel hast, dann ergeben sich auch Möglichkeiten.
Und es hat ja auch etwas Belebendes, wenn man sich für die Zukunft etwas ausdenkt.
Ich hab‘ schon einige Wellen durchlebt und habe auch die Täler durchstanden. Und was soll ich auch anderes machen als etwas unternehmen? Entweder ich altere vor mich hin oder ich tue etwas, das mir einen Sinn gibt.“
Am Anfang zog keiner mit, wollte sie keiner unterstützen. Da setzte sie eben ihr Erspartes noch mal ein. Was soll’s? Leben ist endlich.
Die ersten Jahre hat sie auf eigene Kosten gearbeitet. Bevor sie andere um Geld bitten wollte, musste sie sich selbst so sicher sein, dass sie daran glaubte, dass das was werden konnte.
Die Bank hat nach den Excel-Tabellen gesucht
Sie ging zur Bank mit einer hübschen Präsentation, so wie es ein Designer eben macht. Und die Ansprechpartnerin in der Bank suchte die Excel-Tabellen.😂
Na ja, in dem Alter bekommst du von keiner Bank mehr Geld. Es ging nur auf dem privaten Weg über Family & Friends.
Hier findest du das Interview als Video:
Erfolgreich im Alter – “fertig” ist sie noch lange nicht
Es gab natürlich Momente, in denen sie dachte: Was mach‘ ich da eigentlich? Und Zeiten, wo sie sich fragte, wie sie das schaffen sollte.
Doch sie macht auch nach Tiefschlägen weiter. Und „fertig“ ist Elke noch lange nicht. Das ist erst der Anfang, sagt sie. Jetzt geht es an die Weiterentwicklung des Produkts.
„Natürlich kann ich verstehen, wenn Menschen Angst haben. Doch viele vergessen, dass sie jeden Tag Lebenszeit in ihre Arbeit geben. Und die kommt nicht zurück. Geld kann man immer wieder verdienen.“
Elke schildert wie wichtig es ihrer Ansicht nach ist, in der Zukunft zu leben und nicht nur über die Vergangenheit nachzudenken. Von 60 bis 90 ist es nämlich genau so lange wie von 30 bis 60. Es bleiben 30 Jahre, die sinnvoll genutzt werden wollen.
Zum Schluss noch zwei wunderbare Zitate:
„Keine Angst vor Fehlern und dem Scheitern. Perfektion gibt es nicht.“
Und:
„Alter ist keine Krankheit, sondern eine Lebensphase!“
Elkes Website findest du hier:
https://www.citycaddy.de
Warum „Let’s talk about“?
Ich habe diese Reihe ins Leben gerufen, weil ich weiß, dass es eine ordentliche Portion Mut erfordert, aus der Angestelltenrolle in die Selbstständigkeit zu gehen. Und weil ich außerdem weiß, dass Vorbilder und Gleichgesinnte ein ganz wichtiger Schlüssel zum Erfolg sind.
Sie zeigen eben, dass es funktioniert. Dass nicht immer alles glattläuft. Dass der Erfolg nicht über Nacht kommt, dass jeder Hürden überwinden muss, dass es nicht nur Mut, sondern auch Durchhaltevermögen braucht.
Und sie erzählen, wie SIE es gemacht haben. Sie berichten über ihre ganz persönliche Geschichte, sprechen offen über ihre Ängste und auch über Misserfolge. Und natürlich über ihre eigenen Erfolgsrezepte.