In dieser Podcast-Folge ist Fabian Essrich bei mir zu Gast. Was den Wirtschaftsingenieur auszeichnet ist zum einen, dass er schon immer gerne „Projekte startete“ (wie er es nennt 😆), ziemlich früh in seiner Laufbahn wusste, dass er nicht für eine Anstellung gemacht ist, sondern lieber ein eigenes Business aufbauen wollte und dass Scheitern ihn nicht zurückhalten kann.
Aber von vorne… Höre hier die Podcast-Episode:
Fabian startete seine Karriere in einer Unternehmensberatung – das war immer sein Plan. Er wollte sich damit eine gute Ausgangsposition schaffen, viel lernen und eine Alternative haben, später, falls im schlimmsten Fall die Selbstständigkeit nicht klappte.
Denn dass das sein Weg sein würde, wusste er eigentlich schon immer. Bereits während des Studiums hatte er gerne verschiedene Ideen realisiert – Projekte eben. Und die waren alle nicht erfolgreich, erzählt er mit einem Grinsen im Gesicht. 😆
Da war zum Beispiel der Asien-Import von Sport-Tape. Er spielte Handball und dieses Tape, was sie da ständig brauchten, war einfach sehr teuer. Also kaufte er günstiges. Leider scheiterte das Vorhaben an der schlechten Produktqualität.
Ein anderes Mal produzierte er riesengroße, aus Metall ausgefräste Weltkarten, die man an die Wand hängen konnte. Das war letzten Endes jedoch produktionsseitig nicht umsetzbar.
Ein eigenes Business aufbauen – diese Begeisterung vermochte auch der beste Job nicht in ihm zu wecken
Nach der Unternehmensberatung gab es noch ein Angebot von Google, das er nicht ausschlagen konnte. Google im Lebenslauf zu haben, das ist schon was. Und obwohl er sagt, dass ihm dort wirklich viel geboten wurde und das Unternehmen ein toller Arbeitgeber war, reichte es nicht aus, um ein Feuer in ihm zu entfachen.
Er hörte auf sein Gefühl, dass er etwas Eigenes erschaffen wollte und wagte den Sprung in die Selbstständigkeit – ein denkwürdiger Moment. Nicht jeder in seinem Umfeld war begeistert, aber das ist ja normal. 🙃
Zunächst war Fabian ein paar Jahre als freiberuflicher Berater unterwegs. Er arbeitete zum einen für Retail-Unternehmen und zum anderen auch als Kontraktor für größere Beratungen.
Der Anfang war gewöhnungsbedürftig. Fabian erzählt von einem Phänomen, das mir häufiger bei Gründern begegnet. Die ehemaligen Kollegen gingen zur Arbeit und er? Er war raus. Saß in seinem Büro und hatte zunächst mal keinen Auftrag. Komisches Gefühl.
Freelancer-Plattformen und andere Vermittler und ihre Grenzen
Seine Aufträge bekam Fabian überwiegend über Freelancer-Plattformen – das funktionierte für ihn gut. Den Rest tat das Netzwerk.
Doch spätestens mit Covid19 bekam er zu spüren, wie abhängig er bei der Kundenakquise war. Er wusste nicht, wie er selbstständig Kunden gewinnen konnte und der Auftragsstrom von den Plattformen versiegte.
Das war eine der Phasen, die nicht so angenehm waren. Es verursachte auf jeden Fall ein sehr ungutes Gefühl. Ihm war klar: Irgendwann geht das weiter. Die Frage war jedoch, ob er sich bis dorthin finanziell über Wasser halten konnte. – Er konnte.
Das Zwischending erfüllte nicht den Wunsch, ein eigenes Business aufzubauen
Als Freelancer für andere Unternehmen zu arbeiten, das bezeichnet Fabian als ein Zwischending zwischen Anstellung und eigener Firma. Man verkauft seine Zeit. Doch es ist in jedem Fall ein guter erster Schritt in Richtung Selbstständigkeit. Das sehe ich genau wie er. Es ist ein relativ einfacher Schritt, denn du kannst unmittelbar Geld verdienen.
Doch natürlich war die Lust am Ausprobieren und eigene Ideen an den Start zu bringen, geblieben. Er machte damit parallel weiter. „Andere spielen in ihrer Freizeit Fußball und ich realisiere meine Projekte. Mir macht das einfach Spaß!“
Dabei entstand die Zusammenarbeit mit seinem Kumpel, der Lust hatte, auch mal bei sowas mitzumachen. Sie starteten weitere Projekte – die nicht funktionierten. Und wiederholten das so lange, bis irgendwann eines klappte.
Zuerst kündigte der eine seinen Job und als sich das Geschäft nach der Zeit, die sie sich als Limit gesetzt hatten, immer noch positiv entwickelte, sprang der andere auch.
Ein eigenes Business aufbauen – besser allein oder zu zweit?
Ist es einfacher zu zweit zu gründen? Viele stellen sich das so vor.
Aus meiner Erfahrung ist das nicht immer der Fall. Da muss man sich schon wirklich gut verstehen. Eine rein fachliche Kompatibilität reicht nicht. Im besten Fall kennt man sich bereits lange – so wie das bei Fabian und seinem Mitgründer war.
Auf der anderen Seite kann man natürlich auch fragen: Ist es wirklich schlau, mit einem Freund zu gründen? Ist das Risiko nicht zu hoch, dass womöglich nicht nur die Geschäftsbeziehung sondern auch die Freundschaft in die Brüche geht?
In jedem Fall kann man einen Partner nicht herbeizaubern und eine Partnerschaft nicht erzwingen. Wenn man sein eigenes Business aufbauen will, darf man das nicht von einem Partner abhängig machen. Das sollte dich auf keinen Fall aufhalten. Starte alleine und vielleicht findet sich später jemand.
Ja, zu zweit ist man stärker, kann sich gegenseitig unterstützen und Entscheidungen gemeinsam treffen und tragen. So funktioniert es bei Fabian. Doch wenn man ständig damit beschäftigt ist, konträre Ansichten zu verteidigen und mit Kompromissen zu leben – wie es leider auch laufen kann – dann ist es definitiv einfacher, allein zu gründen.
Früh im Leben oder erst später ein eigenes Business aufbauen?
Es gibt für beides Pro und Kontra. Bei Fabian war’s früher, bei mir später.😊
Es kommt immer auf die individuelle Situation an und man kann das nicht allgemein beurteilen.
Ein älterer Gründer wünscht sich vielleicht, dass er noch mehr Zeit hätte, weil er glaubt, er könnte sein Business dann mit weniger (Zeit-) Druck aufbauen. Und würde es schief gehen, dann hätte er noch viel Zeit, um den finanziellen Verlust auf andere Weise wieder auszugleichen.
Und ein jüngerer hätte vielleicht gerne die Erfahrung, die Seniorität, das Netzwerk und das finanzielle Polster eines älteren.
In jedem Fall: „Wenn du gründen willst, egal in welchem Alter, mach!“, sagt Fabian. „Wir haben nicht endlos Zeit und ich will nicht irgendwann bereuen, dass ich es nicht ausprobiert habe.“
Sehr weise, von einem jungen Kerl wie ihm. (Schau mal hier – Elke hat es mit 71 noch gewagt) .
Dazu habe ich übrigens noch eine coole Übung:
Stell dir dich mal mit 100 Jahren vor und überlege: Glaubst du, du würdest als 100-Jährige(r) damit klarkommen, wenn du in jüngeren Jahren etwas ausprobiert hättest, das du wirklich wolltest, obwohl es ein Risiko war und wenn du dabei auf die Nase gefallen wärest?
Und wie würdest du dich fühlen, wenn dein jüngeres Ich zwar ganz genau gewusst hätte, was es gerne tun würde, es aber aus Angst vor dem Risiko gelassen hätte?
Zum Abschluss noch ein Tipp für schwierige Entscheidungen von Fabian:
Bevor du springst, frag dich: Was ist das Schlimmste, das passieren kann?
Wenn du dir diese Frage konkret beantwortest, dann erkennst du, dass es gar nicht so schlimm kommen kann.
Mittlerweile sind es schon zwei Firmen, die Fabian gegründet hat – du findest sie hier:
Und sein LinkedIn-Profil hier:
https://www.linkedin.com/in/fabian-essrich/
Warum „Let’s talk about“?
Ich habe diese Reihe ins Leben gerufen, weil ich weiß, dass es eine ordentliche Portion Mut erfordert, aus der Angestelltenrolle in die Selbstständigkeit zu gehen. Und weil ich außerdem weiß, dass Vorbilder und Gleichgesinnte ein ganz wichtiger Schlüssel zum Erfolg sind.
Sie zeigen eben, dass es funktioniert. Dass nicht immer alles glattläuft. Dass der Erfolg nicht über Nacht kommt, dass jeder Hürden überwinden muss, dass es nicht nur Mut, sondern auch Durchhaltevermögen braucht.
Und sie erzählen, wie SIE es gemacht haben. Sie berichten über ihre ganz persönliche Geschichte, sprechen offen über ihre Ängste und auch über Misserfolge. Und natürlich über ihre eigenen Erfolgsrezepte.
WENN SIE ES GESCHAFFT HABEN, DANN SCHAFFST DU ES AUCH!
Wenn du eine (vielleicht noch unkonkrete) Idee für eine Selbstständigkeit hast und es auch gerne einmal ausprobieren würdest, damit jedoch zurückhaltender bist als Fabian, dann empfehle ich dir dich mit mir zu einem Ersgespräch zu verabreden: