In die Selbstständigkeit oder in den nächsten Job?


Mein Interview-Gast Sabine Lanius wusste schon mit vier Jahren, wie man einen Lebenslauf schreibt. 🙂 Sie liebte die Geschichten, die ihre Mutter damals von ihrer Arbeit erzählte, sie war nämlich schon Bewerbungsberaterin. Nach dem Start als Angestellte zog es Sabine ebenfalls in die Selbstständigkeit.

In diesem Interview tauschen wir zwei Sabines uns über unsere Erfahrungen mit unser beider Zielgruppe, den Führungskräften, aus. Und entdecken viele Gemeinsamkeiten.

Höre hier die Podcast-Episode No. 121:

Auch wenn sie mittlerweile schon 25 Jahre als Executive Coach und Expertin für Bewerbungen selbstständig ist – Sabine Lanius wählte nach dem BWL-Studium zunächst den Weg in die Anstellung. Es brauchte erst ein enttäuschendes Erlebnis, um den Schritt in die Selbstständigkeit zu machen.

Sabine wollte einen internationalen Job und etwas mit Marketing und Vertrieb. Dieser Wunsch führte sie zur Messe Frankfurt, wo sie viele Jahre sämtliche Gast-Messen betreute.

Es war ein toller Job, doch sie wollte mehr Verantwortung. Doch für die angestrebte Führungsposition bekam ein weniger qualifizierter Mann den Zuschlag, weil es hieß: Wenn der passende Mann kommt, ist die eh weg.

Dieses frustrierende Ereignis war der Impuls, für den sie – so schmerzhaft es damals war – heute dankbar ist: Sie begann, sich für das Thema Coaching zu interessieren und sich weiterzubilden. Und irgendwann war sie bereit für den Schritt in die Selbstständigkeit.

Sie sagte sich: Wenn nicht jetzt, wann dann und vertraute darauf, dass sie jederzeit wieder einen Job finden würde, sollte es mit dem eigenen Geschäft nicht klappen.

 

Als Sub-Kontraktor in die Selbstständigkeit

Sie startete als Führungskräftecoach und wurde vom Schicksal ziemlich schnell in Richtung Bewerbungscoaching geschubst. So kam sie in eine der größten auf berufliche Neuorientierung von Führungskräften spezialisierte Beratung in Deutschland, die als neues Produkt Coaching ins Angebotsportfolio aufnehmen wollte.

Einer ihrer schwersten Momente war, als ihr Lebensgefährte, der gleichzeitig Partner in dieser Unternehmensberatung war, an Krebs erkrankte.

Die Verbindung von Job und Privatleben wurde zu einer besonderen Herausforderung als ihr Partner schließlich starb. Ständig kamen Leute auf sie zu und fragten, wie es ihr ginge. Nicht nur im Privatbereich, sondern auch bei der Arbeit. Das war sehr herausfordernd und dann auch einer der Gründe, weshalb sie schließlich dort wegging.

Sie musste ihr Leben – privat und beruflich – von Grund auf verändern und völlig neu aufbauen. 

Und ja, das war eine Zeit, in der sie sich manchmal in die Anstellung zurückwünschte. Sich einfach mal wieder einen Tag lang hinter dem Rechner verstecken zu können…

in die selbststaendigkeit mit über 50 interview

 

Selbstführung in der Selbstständigkeit

Gerade in schweren Momenten und Zeiten geht es in der Selbstständigkeit nicht anders, als dich selbst zu führen. Es tut kein anderer.

Viele Führungskräfte staunen, wie schwierig das ist, obwohl sie doch viele Leute geführt haben. Denn auch als Führungskraft wird man „geführt“ oder vielmehr gesteuert, im Grunde ist man durchgetaktet. Aber wenn man dann plötzlich niemand mehr mit Verantwortung für irgendwelche unternehmerischen Dinge ist, sodass man tun und lassen kann, was man will, ist das für viele gewöhnungsbedürftig.

Auf einen anderen Aspekt kommt Sabine auch zu sprechen: „Ich war halt nicht mehr die Vertreterin der Messe Frankfurt. In dieser Welt hatte ich einen Namen. Ich hatte eine starke Marke hinter mir. Und diese Marke war plötzlich weg.“ So geht es sehr, sehr vielen.

 

In der Selbstständigkeit bist du deine eigene Marke

Und dann bist du deine eigene Brand und da musst du dran bauen. Selbstständigkeit startet mit einer Entscheidung, aber es ist viel mehr als das.

Er erfordert eine gute Vorbereitung und ein Konzept. Und es ist nicht so, dass deine Ausbildung oder deine Karriere für sich spricht. Einer der großen Stolpersteine für Leute, die in der Selbstständigkeit gehen wollen, ist, dass sie sich zu viel über das Fachliche Gedanken machen, aber zu wenig über Marketing und Verkauf.

Die eigene Marke aufzubauen, das braucht man im Bewerbungsprozess und auch für die Selbstständigkeit. Und das erfordert eine gewisse Awareness. Man muss sich bewusst sein, was man will und wer man ist.

Das für sich herauszufinden, dafür haben Executives meist keine Zeit. Denn neben dem Job gibt es oft eine Familie, Kinder, Lebenspartner. Sie stellen sich selbst immer ganz, ganz weit hinten an und die meisten wollen sogar bei der Neuorientierung diesen Schritt der Selbstanalyse am liebsten überspringen.

Dabei ist der wirklich essentiell. Den brauche ich für die Entwicklung eines Geschäftsmodells und den braucht „die andere Sabine“ auch. Sie sagt: „Wir müssen auf dich gucken und das kostet Zeit. Wer das nicht macht, dem fehlt das Fundament, um weiter zu gehen.“

 

Verschiedene Wege führen in die Selbstständigkeit

Je nach Persönlichkeit, Zielsetzung, Wertvorstellungen, Rahmenbedingungen eignen sich verschiedene Modelle.

Genau das wird bei der Standort-Analyse erörtert. Wieviel Freiheit auf der einen und Sicherheit und Stabilität auf der anderen Seite jemand braucht, ist in seiner Persönlichkeit verankert. Wer ein höheres Sicherheitsbedürfnis hat, braucht deshalb nicht zu resignieren. Auch dafür gibt es Möglichkeiten.

Als Franchisepartner etwa hast du einen gewissen Freiheitsgrad und gleichzeitig steht dir ein Konzept zur Verfügung mit dem du arbeiten kannst.

Als Interim Manager hast du nicht die Freiheiten wie zum Beispiel ein Berater, doch für manche ist genau das das Richtige.

 

Für wen ist Selbstständigkeit was und für wen eher nicht?

Wir sind uns einig: Es kommt darauf an, wie man aufgestellt ist und wie man sich aufstellen will.

Wie ist dein Background? Hast du familiären Rückhalt?
Willst du alles alleine machen oder mit einem Team starten?
Und die oben schon genannten Elemente deiner Persönlichkeit sind wichtig.

„Ich glaube“, sagt Sabine, „man kann nicht sagen, der ist geeignet und der nicht. Aber es gibt aus meiner Sicht Leute, die geeigneter sind, weil sie Risiken und Unsicherheiten besser aushalten können. Auch die Fähigkeit, dich anzupassen und die Kraft, zu improvisieren, wenn etwas nicht wie geplant läuft. Gleichzeitig Empathie zu haben und auf Leute eingehen zu können. 

Das sind Qualitäten, die einem helfen und es leichter machen, Unternehmer zu sein. Hingegen ein sehr starker Wunsch nach Sicherheit, nach Berechenbarkeit kann es einem manchmal schwer machen.“

 

Ist es für Führungskräfte anders, leichter, schwieriger, in die Selbstständigkeit zu wechseln?

Sabine Lanius: „Ich glaube, dass es hilft, Führungskraft gewesen zu sein, weil als Führungskraft bist du auch gefordert, strategische Entscheidungen zu treffen, zu planen und zu kommunizieren. Und du musst verkaufen, also dich oder dein Produkt verkaufen und verhandeln. Das trainieren Führungskräfte in ihrem Job.

Als Unternehmer gehört das auch alles dazu.

Gleichzeitig stehen sich Führungskräfte, die aus einem Corporate Umfeld kommen, wo etwa darüber diskutiert wird, wer welchen Post auf LinkedIn schreiben darf, durch ihre Erfahrung auch oft im Weg.“ 

Und ja, sich um all die operativen Dinge selbst zu kümmern, ist natürlich auch gewöhnungsbedürftig. Da passieren einem am Anfang die dümmsten Fehler, einfach weil das bisher die Sekretärin gemacht hat.

 

Neuer Job mit über 50 – möglich oder schwierig?

Das ist Sabines Fachgebiet, deshalb muss ich sie das natürlich fragen… Die Antwort? Beides.

Ja, es kann eine Herausforderung sein, mit über 50 einen neuen Job zu finden, und es ist absolut machbar. 

Es geht nicht ums Alter, sondern um die Leistung, die du für dein Gehalt erbringst. Wenn es das, was du lieferst, günstiger gibt – etwa bei jüngeren Arbeitnehmern – werden Unternehmen es lieber günstig einkaufen.

Doch die Passung zum Job ist wichtiger: 

Wenn du genau die richtige Erfahrung zusätzlich zum Know-how mitbringst und wenn du auch den Eindruck vermittelst, dass du dich mit dem Unternehmen UND mit dir auseinandergesetzt hast, dann ist das Alter überhaupt kein Thema.

Und damit schließt sich der Kreis und wir sind wieder am Anfang, bei Phase eins, in der man sich Gedanken darüber machen sollte: Was kann man? Was will man? Wie erzählt man seine Success Stories?

Abschließende Tipps:

Ängste und Zweifel haben die meisten. Die hatten wir auch und wir werden sie auch in Zukunft immer wieder haben. Sie gehören einfach dazu.

  1. Wichtig ist, sich nicht im Kreis zu drehen, sondern sich einen Sparringspartner zu holen, dass man die Zweifel klären und das Dickicht im Kopf auflösen kann. 
  2. Tu nichts, wo du nicht wirklich dahinterstehst. Wie kennen beide Fälle, die sich nicht trauen, ihren Bekannten zu erzählen, was sie machen (wollen). Es ist ihnen peinlich, weil sie selbst Glaubenssätze und Vorurteile haben – zum Beispiel gegenüber Coaches oder Beratern. Wenn du selbst nicht überzeugt bist, kannst du dich nicht gut verkaufen und wirst damit nicht glücklich.
  3. Deshalb kommen wir – schon wieder –  zurück zu diesem Punkt: Mach dir Gedanken über dich selbst und deine Bedürfnisse!

Wenn du mehr über Sabine Lanius erfahren möchtest, findest du ihre Website hier: https://sabine-lanius.de

 

Warum „Let’s talk about“?

Ich habe diese Reihe ins Leben gerufen, weil ich weiß, dass es eine ordentliche Portion Mut erfordert, aus der Angestelltenrolle in die Selbstständigkeit zu gehen. Und weil ich außerdem weiß, dass Vorbilder und Gleichgesinnte ein ganz wichtiger Schlüssel zum Erfolg sind.

Sie zeigen eben, dass es funktioniert. Dass nicht immer alles glattläuft. Dass der Erfolg nicht über Nacht kommt, dass jeder Hürden überwinden muss, dass es nicht nur Mut, sondern auch Durchhaltevermögen braucht.

Und sie erzählen, wie SIE es gemacht haben. Sie berichten über ihre ganz persönliche Geschichte, sprechen offen über ihre Ängste und auch über Misserfolge. Und natürlich über ihre eigenen Erfolgsrezepte.

 

WENN SIE ES GESCHAFFT HABEN, DANN SCHAFFST DU ES AUCH!

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