10 Jahre selbstständig, Fehler in der Selbstständigkeit, Erkenntnisse

10 Jahre selbstständig – 14 Erkenntnisse, die mich überrascht haben und aus denen du lernen kannst 


Kaum zu glauben, aber es ist nun schon 10 Jahre her, dass ich der Festanstellung ade gesagt habe. Vor 10 Jahren bin ich ausgestiegen. 10 Jahre selbstständig – was für eine Lernkurve! Seit meiner Kindheit habe ich wohl nicht mehr so viel gelernt. Und vor allem nicht: Mich persönlich so enorm weiterentwickelt. Ich hätte nicht für möglich gehalten, was das Leben alles noch zu bieten hat.

In dieser Podcast-Episode erfährst du meine größten Learnings:

Damals, vor 10 Jahren habe ich mich nicht gleich „so richtig“ selbstständig gemacht, sondern die Selbstständigkeit als Freelancer und Interim Manager nebenbei gestartet, mehr aus Langeweile.☺️ 

Ich stieg aus meinem Job aus, ohne dass ich eine Alternative hatte. Ich konnte und wollte einfach nicht mehr. Doch mein Plan war, mir wieder eine Anstellung zu suchen. Neuer Job, neues Glück.

Parallel zur Jobsuche, die mich nicht auslastete, wollte ich „etwas Richtiges machen“ und beschloss, es mal in meinem Netzwerk als Marketing-Beraterin zu versuchen.

 

Erkenntnis #1: Dein Netzwerk ist besser als du wahrscheinlich denkst

Mein Netzwerk war wirklich nicht groß. Ich hatte mich, wie so viele andere auch, in der Anstellung nicht darum gekümmert. Deshalb rechnete ich mir keine großen Chancen aus. 

Und dann ging alles ganz schnell: Ich erzählte EINER EINZIGEN Person, dass ich gekündigt hatte und diese Person vermittelte mir zwei Tage später einen Auftrag. Dafür bin ich Tarik Tarhan heute noch dankbar. Es folgten Aufträge von Ex-Kollegen, Ex-Mitarbeitern, Ex-Chefs und sogar einem Ex-Wettbewerber. Ich hätte das niemals geglaubt!

Learning:

Es ist relativ einfach, die ersten Aufträge aus deinem Netzwerk zu generieren, denn du musst dir bei diesen Personen nicht erst Vertrauen aufbauen. Sie kennen dich und wissen, was du kannst!

 

Erkenntnis #2: Interim Management ist keine „richtige“ Selbstständigkeit und Beratung ist cool.

Ich hatte ziemliche Vorurteile gegenüber Coaches und Beratern. Warum, das erzähle ich im Podcast. Doch ich wurde eines Besseren belehrt. Wenn du viel Erfahrung hast, ist das ein sehr lukratives und sinnstiftendes Geschäft.

Interim Management hingegen fand ich gar nicht toll. Auf dem Papier selbstständig, doch in der Realität eingebunden in eine Firmenstruktur. Genau das wollte ich nicht mehr.

 

Erkenntnis #3: Du willst es nicht alleine machen? Ich will es nicht zusammen machen!

Mein Weg führte mich auch in Partnerschaften. Nicht, weil ich sie gesucht hätte, sondern weil sie mich fragten. Ich sagte zu, weil ich keine Chance auslassen wollte, und das war zu jenem Zeitpunkt auch richtig. Denn ich wollte vieles ausprobieren und konnte so auch in diesem Thema wertvolle Erfahrungen sammeln.

Mein Fazit: Ich bleibe lieber alleinige Chefin. ☺

Ich habe immer wieder KundInnen, die nicht alleine gründen wollen, und ich verstehe das. Ich rate, die Gründung nicht davon abhängig zu machen, dass du den passenden Partner findest, sondern anzufangen, mit dem, was DU willst. Wenn dann jemand hinzukommt, dem das gefällt, umso besser. 

Es ist oft sehr anstrengend, mit mehreren Leuten zu gründen und führt häufig dazu, dass sie wieder auseinander gehen. Am besten klappt es meistens, wenn die Gründer sich vorher schon sehr gut kennen. Ein solcher Fall sind Fabian Essrich und sein Freund, die sich gemeinsam selbstständig machten. Ich habe ihn in meinem Podcast interviewt (klick!). 

Folge als Video anschauen:

10 Jahre selstständig Erfahrungen und Kenntnisse Youtube

 

Erkenntnis #4: Welche Rolle spielt bitte Mindset? Das hat im Business nichts verloren.

Dachte ich mal… Da war ich komplett falsch gewickelt. Deine Einstellung und wie du mit – vor allem herausfordernden – Situationen umgehst, ist entscheidend. Doch alles im richtigen Maß. 

Learning:

Zermartere dir nicht das Hirn über z.B. dein Warum und verzweifle nicht daran, dass bei dir „manifestieren“ nicht funktioniert. 😉 

ABER: Kenne deine Werte. Sie sind immens wichtig – höre im Podcast warum. Meine Werte retteten mich vor der Wiederanstellung! Und das wäre auf jeden Fall die falsche Entscheidung für mich gewesen.

Tipp: Geh‘ offener mit Mindset-Themen um, als ich damals. Sie haben ihre Berechtigung – auch dann wenn du nicht besonders spirituell bist.

 

Erkenntnis #5: Erfahrung ist wichtig und gleichzeitig nichts wert. Sei coachable.

Deine Erfahrung kann noch so umfangreich sein – es gibt einfach so vieles, das in der Selbstständigkeit anders ist als in der Anstellung. Mehr Selbstverantwortung, Disziplin, Selbstorganisation, etc., aber auch fachliche Themen, mit denen du dich in der Anstellung nie im Detail auseinandersetzen musstest, weil du ein Team hattest.

Unternehmertum selbst ist eine Disziplin für sich, Buchhaltung, Rechtliches – auch das Marketing ist für die meisten Neuland. Sogar für Menschen wie mich, die aus dem Marketing kommen, ist Marketing in eigener Sache eine andere Nummer.

Learning:

Sei coachable, denn du weißt nicht, was du nicht weißt. Leg dein Ego ab, auch wenn du eine mega Ausbildung, einen beachtlichen Lebenslauf und einen tollen Titel hast.

 

Erkenntnis #6: Immer wieder lernen, auch wenn du glaubst, du kannst schon vieles.

Nachdem ich aus meiner Anstellung ausgestiegen war, habe ich, v.a. in den ersten 3 Jahren, unglaublich viel gelernt. Mein Glück ist, dass ich gerne lerne und das hilft enorm.

Ich habe so viel im Internet recherchiert, so viele Online-Kurse und Webinare besucht, so viele Tools und so viel Technik ausprobiert, die ich aus der Corporate Welt überhaupt nicht kannte.

Und ich habe so viele Bücher gelesen und es genossen, mich in mein Thema hineinzufressen und daraus meine eigenen Gedanken, Ideen und Angebote abzuleiten.

 

Meine damals wichtigsten Bücher:

  • Working Identity von Herminia Ibarra
  • Business Model Generation von Alexander Osterwalder

Learning: 

Wenn du Lust darauf hast, kannst du alles lernen. Alles!

 

Erkenntnis #7: Du kannst Dinge, die du dir nie zugetraut hättest.

Du musst die Komfortzone verlassen – und das bringt dich enorm weiter.

Auf einmal kannst du Dinge, die du dir nie zugetraut hättest – weil dich die Selbstständigkeit den Schritt über die Komfortzone hinaus gehen lässt. Beispiel: Du willst Kunden? Dann musst du sichtbar werden, da hilft alles nix.

Ich habe viele Kunden, denen es unglaublich schwer fällt, in den Sozialen Medien aktiv zu werden. Das fand ich damals nicht so schlimm. Dafür hatte ich immer einen Heidenrespekt davor, vor Gruppen zu sprechen. Und dann tat ich es vor Hunderten, einmal sogar vor 2.500! Nie hätte ich das gedacht!!! An dieser Stelle geht mein Dank an Hermann Scherer, von dem ich mich habe ausbilden lassen.

Learning:

Die Bestätigung: Geh‘ über deine Grenzen, hol dir Unterstützung und bleib‘ dran – und Unglaubliches wird wahr.

 

Erkenntnis #8: ICH in der Presse? Das schaffst du auch!

PR war in der Anstellung immer mein Stiefkind. Ein Thema, das ich mit verantwortete, doch ich konnte mich nie so recht damit anfreunden. Deshalb gab ich es entweder an eine Agentur ab oder es fiel bei meiner gut gefüllten Todo-Liste regelmäßig hinten runter und wurde aufgeschoben. Ich fand das einfach immer so mühsam, da einen Erfolg zu landen.

Seit ich selbstständig bin, war ich schon zig-mal in der Presse. Wieder so ein Anlass, der mich über meine eigene Entwicklung staunen lässt. Wer hätte das gedacht?? Das habe ich Marike Frick und ihrem Team zu verdanken, die das nicht als Agentur für mich übernommen, sondern mir beigebracht haben, wie’s geht.

Learning:

Wenn du meinst, du hättest nichts Interessantes zu berichten und keiner würde sich für dich interessieren, dann irrst du dich wahrscheinlich. Es ist immer eine Frage der Perspektive.

 

Erkenntnis #9: Mentoring kostet richtig Geld – und es spart Geld.

Für mein erstes Mentoring bezahlte ich 10.000 €. Hui, das war echt eine Überwindung, so viel Geld auszugeben. Deshalb verstehe ich auch meine Kunden, wenn es für sie schwierig ist, mehrere 1.000 Euro in sich zu investieren.

Doch im Gegenzug habe ich dort ganz wesentliche Dinge gelernt, Motivation bekommen und Zeit gespart.

Learning:

Mentoring, Coaching und Beratung sind sinnvolle Abkürzungen, aber: 

Schau genau, was du gerade jetzt brauchst – welches Thema, welches Wissen, Mindset, einzeln oder in der Gruppe? Buche nicht deshalb, weil dir etwas versprochen wird, das alles ganz einfach macht. Einfach IST es nämlich nie.

 

Erkenntnis #10: Unterstützung kann man sich auch als Solopreneur holen.

Ich wollte kein Team aufbauen. Wollte nicht mehr für andere verantwortlich sein. Und mich auch nicht mehr über andere ärgern. Aber alles alleine machen – das brachte mich ziemlich schnell an meine Grenzen.

Ich habe mir Unterstützung von diversen virtuellen Assistentinnen gesucht – die unterschiedliche Expertisen haben. Unterstützung der ersten Stunde ist meine virtuelle Assistentin, Social-Media-Expertin Jessica Buch.

Solopreneuren fehlt außerdem oft der fachliche und persönliche Austausch mit KollegInnen. „Wie gehst du mit so einer Situation um? Wie würdest du entscheiden? Hast du dazu Ideen?“ Aber auch Vorbilder, die verstehen, wie es dir geht und deine Sorgen und Herausforderungen nachvollziehen können. Da hatte ich Glück, denn meinen Sparringspartner hatte ich im eigenen Haushalt: Luk Smeyers. Er steht mir auch heute noch ab und zu in meinem Podcast „Managers in Transition“ zur Seite. 😉

Learning:

Verknüpfe dich mit anderen. Dazu gibt es Netzwerke und Veranstaltungen. Es ist ziemlich einfach, dich mit jemandem zusammenzutun, der dir einfach sympathisch ist, und dich regelmäßig auszutauschen.

 

Erkenntnis #11: Es ist mehr Geduld und Ausdauer nötig als du denkst.

… bzw. als ich dachte. 🙃 Es dauert alles länger als du geplant hast und du musst viel, viel Marketing machen.

Ich empfehle dir eine Plausibilitätsprüfung, ob deine Umsatzvorstellung, dein Angebot, deine verfügbaren Kapazitäten und deine Marketing-Ressourcen zusammenpassen. Höre das genaue Vorgehen im Podcast.

 

Zwei Punkte solltest du dabei besonders kritisch hinterfragen:

  1. Schaffst du es zeitlich, das umzusetzen, was es braucht, um dieses Geschäftsmodell abzubilden?
  2. Schaffst du es, ausreichend Interessenten auf dich aufmerksam zu machen, um so viele Kunden zu gewinnen, dass deine Umsatzkalkulation aufgeht?

 

Erkenntnis #12: Selbstdisziplin und die Kehrseite der Medaille

Mit Selbstdisziplin habe ich kein Problem. Eher das Gegenteil ist der Fall. Ich hab‘ keine Kinder und auch keinen Hund. Und einen sehr pflegeleichten Partner, der ebenfalls keine Betreuung braucht. 😁

Ich komme ganz leicht in Versuchung, 12 oder mehr Stunden am Stück vor dem PC zu verbringen. Achtung, da droht das Hamsterrad! Wenn du zu viele Stunden arbeitest und nichts anderes mehr kennst als dein Geschäft, dann bist du irgendwann nicht mehr kreativ. 

Learning:

Unbedingt Privatzeit blocken. Mir hilft es, wenn ich mir bewusst mache, dass das nicht schlecht für mein Business ist, weil ich in der Zeit nichts dafür tue, sondern gut.

 

Erkenntnis #13: Der Markt zeigt dir den Weg: Vom Freelancen über die Frauen über die Selbstständigen zu den Managern.

Fang an und entwickle dich weiter. Du wirst am Anfang deiner Selbstständigkeit nicht wissen, was du in 5 Jahren machst. Dein Geschäft darf und wird sich entwickeln. 

Denn natürlich machst du Erfahrungen und es wäre völlig unsinnig, diese nicht in dein Geschäft, deine Positionierung und deine Angebote einfließen zu lassen. Und natürlich verändert sich unsere Welt und das macht Anpassungen notwendig. 

Meine Entwicklung von 2014 bis 2024 und wie sich veränderte, was ich tat, erzähle ich im Podcast.

Learning:

Fang dort an, wo du gerade jetzt stehst. Starte mit dem, was du jetzt weißt und hast. Das muss nicht für viele Jahre geplant sein. Alles Weitere wird sich entwickeln.

 

Erkenntnis #14: Scheinbar wollen alle größer werden – ich nicht.

2022 stand ich an einem Punkt, wo ich mir überlegte, ob ich nicht doch Leute einstellen und mich auf den Weg zum Unternehmen machen sollte. Ich habe mich dagegen entschieden. Wenn andere von ihren 2-stelligen Millionenumsätzen sprechen, lässt mich das völlig unberührt. Das reizt mich gar nicht mehr. (Hatte ich ja früher schon mal.☺️)

Learning:

Für jeden ist etwas anderes wichtig. Das hängt unter anderem von der Lebensphase ab und den damit verbundenen Zielen. Deshalb mach das, was zu DIR passt und renne nicht den Wünschen anderer hinterher.

 

10 Jahre selbstständig – Wo stehe ich jetzt?

In den 10 Jahren hat sich vor allen anderen Dingen meine Einstellung verändert.

Natürlich wirst du mit der Zeit immer sicherer, in dem was du tust. Ich werde aber auch immer gelassener. Ich rege mich viel weniger auf bzw. kann mich viel schneller wieder beruhigen, wenn mich etwas aufregt.

Und ich habe mich an das Auf und Ab gewöhnt. Ich weiß und habe akzeptiert, dass das dazugehört. Und ich weiß, dass schon in einem einzigen Moment alles ganz anders aussehen kann. Auf diesen Moment warte ich einfach. 😉

Ich konnte mit alten Glaubenssätzen aufräumen – weil ich es musste!

Natürlich habe ich auch die Dinge, wegen denen ich mich selbstständig gemacht habe: Mehr Freiheit und Selbstbestimmung. Doch das ist keine Überraschung – davon war ich ausgegangen.

Wenn du dich nun fragst, wie du deine Selbstständigkeit planen und umsetzen kannst oder andere Fragen zum Thema berufliche Neuorientierung oder Selbstständigkeit hast, dann vereinbare gerne ein kostenloses Strategie-Gespräch mit mir.

Kostenloses Strategiegespräch Sabine Votteler
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