Neuorientierung – deine Geschichte neu erfinden


Im Nachhinein ergibt vieles einen Sinn, den man nicht erkennen kann, solange man mitten in einer negativen Situation steckt. Jobverlust, Trennung, Krankheit, … aber auch kleinere Ärgernisse wie Hochwasser im Keller, ein Unfall mit Blechschaden und andere wenig erfreuliche Ereignisse – da fragt man sich manchmal schon: Wozu soll das gut sein? Doch oft sind das Wendepunkte in unserer persönlichen Geschichte, und Neuorientierung heißt deine Geschichte neu zu erfinden.

Wenn wir nun diese positive Geschichte, die wir im Nachhinein verstehen, im Vorhinein schon erkennen würden, wäre das doch sehr hilfreich, oder? Wie das geht, erkläre ich in der neuen Podcast-Episode:

 

Oft sagen Betroffene hinterher: Gut, dass es so gekommen ist, sonst hätte ich eine wichtige Erkenntnis nicht gehabt, wäre vielleicht etwas noch Schlimmeres passiert, hätte ich nie den entscheidenden Schritt gemacht.

Ich zum Beispiel kann heute sagen: ,,Gut, dass ich einen Burnout hatte, sonst hätte ich mir nie zugestanden, dass das Corporate Umfeld nichts mehr für mich ist – vielleicht sogar noch nie war.”

Aber als ich mittendrin steckte in dieser schrecklichen Situation, fand ich das alles andere als gut.

 

Der Wert deiner neuen Geschichte bei der Neuorientierung

Eine wichtige Unterstützung, die zur Entscheidung in einer Career Transition beiträgt und die EXTREM hilft, aus der unsäglichen, unentschiedenen Feststecksituation rauszukommen, ist eine Geschichte, die dem Ganzen eine Logik gibt. Dieses Konzept habe ich von Herminia Ibarra gelernt und ich finde es so interessant, dass ich es noch ein Stück weitergedacht habe.

 

Ein Beispiel aus dem Angestellten-Leben – die Lücke im Lebenslauf

In einem klassischen Vorstellungsgespräch werden üblicherweise die Jobstationen deines Lebenslaufs durchgegangen und die jeweilige Entwicklung besprochen. 

Was macht man nun, wenn man eine Lücke im Lebenslauf hat? Früher war das für mich ein kleines Horror-Szenario. Zum Glück kam es bei mir nie zu dazu. 

Aber ich kenne viele, die für ihren Lebenslauf arbeiten. Und wehe, es gibt da Ungereimtheiten, die man nicht erklären kann…

Lass mich von einem Beispiel erzählen – Kim. Kim war ein Datenanalyst. Ein guter. Trotzdem kündigte er seinen Job, weil er mit den Rahmenbedingungen im Unternehmen nicht mehr zurechtkam. 

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Außerdem hatte er eine Leidenschaft und einen Traum: Er wollte am liebsten mit Musik seinen Lebensunterhalt verdienen. Leider gelang ihm das trotz aller Anstrengungen nicht, so dass er beschloss, sich wieder zu bewerben. 

Doch er fand einfach keinen Job mehr. Er empfand seine Zeit als Berufsmusiker als Versagen. Er konnte einfach nicht schlüssig und selbstbewusst erklären, weshalb das für ihn eine logische Weiterentwicklung war.

Aber, konnte man das nicht auch anders sehen?

Wir erfanden eine neue Geschichte für ihn, die belegte, welch mutige, konsequente und selbstverantwortliche Person er war. Drei Monate später hatte er einen Job!

 

Neuorientierung – deine Geschichte neu erfinden bedeutet neue mit alter Identität verbinden

Genauso wichtig wie die Geschichte hinter der Lücke im Lebenslauf ist die Geschichte hinter deiner Career Transition. Sie liefert eine plausible Erklärung und baut Vertrauen in deine Entscheidung auf – für dich selbst und auch für andere.

Zentral ist dabei, dein altes Leben, deine alte Identität und die neue zu verbinden. So lange du das nicht geschafft hast, bleibt dieser Karrierewechsel für andere irgendwie dubios und du selbst fühlst dich damit auch unsicher.

Die Story muss erklären, warum du etwas Neues machst, ja, geradezu machen MUSST. 

Sie gibt dir eine Logik und damit Sicherheit in der Zeit der Transition, in der wir Angst haben, einen falschen Schritt zu machen. 

Und sie überzeugt andere. Auch dein Umfeld braucht eine Erklärung, denn es findet das, was du tust konfus, unfokussiert, vielleicht verrückt.

Wenn du eine logische Geschichte hast, dann schaffst du für dich Klarheit und erhöhst die Wahrscheinlichkeit, dass andere dich unterstützen.

 

Neuorientierung – deine Geschichte neu erfinden – so geht‘s

Die neu „erfundene“ Geschichte ist am Anfang noch nicht perfekt, noch eckig und unrund. Ein grober Entwurf. Indem du diese Geschichte immer wieder erzählst und überarbeitest, wird sie logischer, sie kommt natürlicher über deine Lippen. Mit der Wiederholung deiner Story wirst du dir gleichzeitig selbst viel klarer und damit viel eher bereit für den nächsten Schritt.

Fang also an, deine Geschichte zu schreiben:

Frag dich, wie du an den Punkt gekommen bist, wo du jetzt stehst. Was ist davor passiert? Und was DAvor? Warum lief es so, wie es lief?

Warum kann es so wie bisher in Zukunft nicht weitergehen? Warum ist das eine ganz logische Konsequenz und warum steht der nächste Schritt quasi zwangsweise an?

Frage dich auch: Was muss ich loslassen und was wartet schon?

Überlege, warum du etwas Neues machen MUSST, WER und wie du werden wirst. Wie willst du dich fühlen? Wie willst du sein? Ohne schon konkret zu wissen, wie die Zukunft aussieht, zeichnest du damit erste Teile dieses zukünftigen Bildes.

Und dann gibt es meist irgendwann ein Ereignis im Außen, das als Auslöser für eine Veränderung dient und auf einmal total Sinn macht. Perfekt in deine Geschichte passt. Der Jobverlust, die Trennung, die Krankheit, die den Wendepunkt markieren und deine Entwicklung erklären.

 

Lass dich von deiner neuen Geschichte in die Neuorientierung leiten

Vielleicht denkst du jetzt: Ich kann doch nicht von einer erfundenen Geschichte mein Leben abhängig machen. Doch! Sie ist nicht mehr als eine Erklärung, eine Hilfestellung für deine mentale Sicherheit. 

Was du tun oder nicht mehr tun sollst, das weißt du bereits. Das ist schon in dir drin. Vielleicht noch nicht konkret in Form eines Jobprofils oder einer Geschäftsidee.

Aber du spürst es in Form eines Gefühls, einer groben Idee, einer Richtung. So wie bei Kim: Ich will zurück in eine Anstellung oder wie bei mir: Ich kann in einem Corporate Umfeld nicht mehr arbeiten.

Die Entwicklung einer neuen Story – auch „innerer Pitch“ genannt – ist Teil meines Coachings „Managers in Transition“.

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